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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Werdenberg - Werdohl

amt zweiter Klasse, Telegraph, eine Ruhrbrücke mit Standbildern von Kaiser Wilhelm I., Bismarck und Moltke, kath. Kirche, 1852 restauriert, evang. Kirche, kath. und evang. Rektoratsschule, kath. und evang. höhere Mädchenschule, Strafanstalt in der ehemaligen Abtei, zwei Kranken- und zwei Armenhäuser, Sparkasse, Wasserleitung, Kanalisation, Schlachthof, Gasanstalt; Tuchfabriken, Papiermühlen, Gerbereien und in der Nähe Steinkohlengruben. - Vgl. Flügge, Chronik der Stadt W. (Düsseld. 1887); ders., Illustrierter Führer durch W. (Werd. 1887): Jacobs, Werdener Annalen (Düsseld. 1897).

Werdenberg. 1) Bezirk im schweiz. Kanton St. Gallen, hat (1888) 172 54 E., darunter 2526 Katholiken, in 6 Gemeinden. Hauptort ist Buchs. - 2) Stadt im Bezirk W., zur Gemeinde Grabs gehörig, 13 km nördlich von Sargans, in 446 m Höhe, auf der linken Seite des Rheinthals, hat (1888) 457 evang. E.; Landwirtschaft, Pferdezucht und ein altes Schloß.

Werdenfels, Schloßruine bei Garmisch (s. d.).

Werder (Wärder oder Wörth), eigentlich eine Flußinsel, dann auch ein Landstrich zwischen Flüssen und stehenden Gewässern oder eine aus einem Sumpfe trocken gelegte und urbar gemachte Gegend. Solche W. sind in Westpreußen der Danziger Werder (s. d.), der Marienburger W. an der Nogat und der Elbinger W. zwischen Nogat und Weichsel. Ebensolche W. sind auch die in der Elbe bei Hamburg gelegenen Inseln und Marschländer, Billwärder, Ochsenwärder u. s. w.

Werder, Stadt im Kreis Zauch-Belzig des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, 8 km westsüdwestlich von Potsdam, ursprünglich auf einer Insel in der Havel (Altstadt), an der Linie Berlin-Potsdam-Magdeburg der Preuß. Staatsbahnen, mit Vorortverkehr nach Berlin (Potsdamer Bahnhof), Pferdebahn zwischen Bahnhof und Altstadt und Dampferverbindung nach Potsdam, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Potsdam), hat (1835) 6280 E., darunter 145 Katholiken, Post, Telegraph, Gasanstalt; Brauereien, Kalk- und Ziegelbrennereien, Schiffahrt, Fischerei, Fruchtsaft- und Obstweinkeltereien, Gärtnereien, Blumen(Rosen-)zucht und Obstbau.

Werder, Aug., Graf von, preuß. General, geb. 12. Sept. 1808 zu Schloßberg bei Norkitten in Ostpreußen, trat 1825 in die preuß. Armee ein. Nachdem er die Allgemeine Kriegsschule, die jetzige Kriegsakademie, absolviert hatte und Lehrer beim Kadettenkorps gewesen war, nahm W. als Premierlieutenant 1842-43 an dem Feldzuge im Kaukasus teil, avancierte unter zeitweiliger Verwendung im Generalstab 1859 zum Obersten und Inspecteur der Jäger und Schützen, 1863 zum Generalmajor und Commandeur der 4. Garde-Infanteriebrigade. Während des Feldzugs von 1866 nahm er als Commandeur der 3. Division mit Auszeichnung teil an den Schlachten von Jičín und Königgrätz. Bei Beginn des Krieges von 1870 wurde W. dem Stäbe der Dritten Armee (Kronprinz von Preußen) zugeteilt, erhielt aber nach der Schlacht von Wörth das Kommando des Belagerungskorps von Straßburg und zwang die Festung 27. Sept. zur Kapitulation. Am Tage der Übergabe zum General der Infanterie befördert und mit der Führung des 14. Armeekorps beauftragt, warf W. die franz. Ostarmee über den Oignon gegen Besançon, bestand die Gefechte bei Dijon und Nuits gegen die Garibaldischen Scharen, kämpfte darauf, den linken Flügel der Armee Bourbakis durchbrechend, 9. Jan. 1871 bei Villersexel (s. d.) und schlug schließlich 15. bis 17. Jan. die Verteidigungsschlacht an der Lisaine (s. d.), die den für Bourbaki verhängnisvollen Rückzug zur Folge hatte. Nach der Rückkehr aus dem Feldzuge erhielt W. das Kommando des 14. Armeekorps (Karlsruhe) definitiv und behielt es, bis er 1879 den Abschied erbat. Bei seinem Eintritt in den Ruhestand verlieh ihm der Kaiser den erblichen Grafentitel. W. starb 12. Sept. 1887 auf seinem Gut Grüssow in Pommern. Seinen Namen führt das preuß. 30. Infanterieregiment und das Fort IX bei Straßburg. - Vgl. Löhlein, Feldzug 1870/71. Die Operationen des Korps des Generals von W., nach den Akten des Generalstabes dargestellt (Berl. 1874); Höcker, General von W. (Bielef. 1874); von Conrady, Leben des Generals von W. (Berl. 1889); Varnhagen, W. gegen Bourbaki (ebd. 1897).

Werder, Bernhard Franz Wilhelm von, preuß. General der Infanterie und Generaladjutant des Kaisers, geb. 27. Febr. 182:'" ;u Potsdam, trat 1840 aus dem Kadettenkorps als Offizier in das 1. Garderegiment ein, wurde nach mehrfachen Kommandos 1858 Flügeladjutant und 1859 Major. Im Deutschen Kriege von 1866 kämpfte W. als Führer des Garde-Füsilierregiments. 1869-86 war er Militärbevollmächtigter in Petersburg, nahm am Russisch-Türkischen Kriege im Großen Hauptquartier teil und wurde 1875 Generallieutenant, 1876 Generaladjutant und 1884 General der Infanterie. Im Aug. 1886 wurde W. zum Gouverneur von Berlin ernannt und Sept. 1888 auf sein Gesuch unter Stellung à la suite des Garde-Füsilierregiments zur Disposition gestellt. Auf den Wunsch des Kaisers Alexander III., dessen besonderes Vertrauen er genoß, wurde er Nov. 1892 zum Botschafter in St. Petersburg ernannt, nach dem Tode des Kaisers wurde er 1895 von seinem Posten abberufen.

Werder, Karl, Philosoph und Dichter, geb. 13. Dez. 1806 zu Berlin, studierte daselbst Philosophie, habilitierte sich 1834 an der Berliner Universität, wurde 1838 außerord. Professor und starb 10. April 1893. Der erste Teil seiner Tragödie "Columbus" kam 1847 zuerst zur Aufführung; das ganze Stück ist 1858 zu Berlin im Druck erschienen und 1883 in neuer Bearbeitung in Mannheim in Scene gegangen. W. ist weit weniger durch seine philos. Werke ("De Platonis Parmenide", Berl. 1834; "Logik", Bd. 1, ebd. 1841) und seine Dichtungen als durch seine ästhetischen Vorlesungen bekannt geworden, von denen die über "Hamlet" lBerl. 1875), "Macbeth" (edd. 1885) und "Schillers Wallenstein" (ebd. 1889) im Druck erschienen sind.

Werder, Ludwig, Ingenieur und Gewehrtechniker, geb. 17. Mai 1808 zu Küßnacht bei Zürich, war seit 1845 Direktor der Cramer-Klettschen Maschinenfabrik in Nürnberg, deren Schöpfer er ist. Von ihm rühren her: die erste Eisenbahnbrücke nach Paulis System bei Großhesselohe 1849, der kleine Wintergarten in München 1853, der Ausstellungspalast daselbst 1854, verschiedene wichtige Maschinen, darunter namentlich die jetzt allgemein eingeführten Werderschen Festigkeitsmaschinen, endlich das in Bayern 1869-76 in Gebrauch gewesene Infanteriegewehr (Werdergewehr, s. Handfeuerwaffen). W. starb 4. Aug. 1885 zu Nürnberg.

Werdohl, Dorf im Kreis Altena des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, an der Lenne, der Linie Hagen-Betzdorf der Preuß. Staatsbahnen und der Neben-^[folgende Seite]