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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wernerīt; Werneuchen; Wernher; Wernicke; Wernigerode; Wernike; Wernike; Wernshausen-Schmalkaldener Eisenbahn

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Wernerit - Wernshausen-Schmalkaldener Eisenbahn

Flut der spätern Nachahmungen durch ihre erschütternde Originalität. Hohe poet. Schönheiten weisen auch sein «Attila» (Berl. 1808), «Wanda, Königin der Sarmaten» (Tüb. 1810), «Kunigunde die Heilige» (Lpz. 1815), «Die Mutter der Makkabäer» (Wien 1820) noch auf, aber mehr und mehr verschüttet unter ungezügelter Phantastik und rohen Geschmacklosigkeiten. Seine «Sämtlichen Werke» erschienen in 15 Bänden, mit Lebensbeschreibung von Schütz, Grimma 1839‒41. – Vgl. Hitzig, Lebensabriß W.s (Berl. 1823); Düntzer, Zwei Bekehrte. Zacharias W. und Sophie von Schardt (Lpz. 1872); Poppenberg, Z. W. Mystik und Romantik in den «Söhnen des Thals» (Berl. 1893).

Wernerīt, Mineral, s. Skapolith.

Werneuchen, Stadt im Kreis Oberbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, hat (1895) 1701 E., Post, Telegraph, evang. Kirche; Landwirtschaft.

Wernher der Gartenäre (Gärtner) nennt sich der Verfasser der ersten deutschen Dorfgeschichte, der ausgezeichneten Erzählung von dem wüsten Leben und tragischen Ende des reichen Bauernsohnes Helmbrecht, der sich zu gut schien Bauer zu sein und unter die Raubritter ging. W., der vielleicht Klostergärtner war, erzählt darin um 1250 mit unveränderten Namen und packender Lebenswahrheit ein Ereignis seiner Tage, das die socialen Schäden des ungesunden aufstrebenden Bauernstandes und des gesunkenen Adels klarlegt und nach der besten (Ambraser) Handschrift am Weilhartswalde im bayr. Innviertel spielt. Ausgabe von Lambel in den «Erzählungen und Schwänken» (Deutsche Klassiker des Mittelalters, Bd. 12, Lpz. 1883) und Keinz, «Helmbrecht und seine Heimat» (2. Aufl., ebd. 1887).

Wernicke (Wernike), Christian, Epigrammatist, geb. im Jan. 1661 in Elbing, in Hamburg erzogen, führte bald als Privatmann, bald in diplomat. Sendungen und Stellungen ein Wanderleben, fungierte 1708‒23 als dän. Resident am franz. Hofe und starb, 1723 abberufen, 5. Sept. 1725 in Kopenhagen. W. excelliert durch seine sorgsam gefeilte Form wesentlich in Epigrammen, in denen er gegen franz. Sitten und die Verkehrtheiten der Lohensteinschen Schule zu Felde zog. Dies führte zwischen ihm und einigen Hamburger Poeten, namentlich Postel und Hunold, einen Kampf herbei, der in der deutschen Litteraturgeschichte des 18. Jahrh. eine Rolle spielte und der W. zu dem wenig gelungenen, auf Postel gemünzten, komischen Heldengedicht «Hans Sachs» (Hamb. 1702) verleitete. Eine Sammlung seiner Gedichte erschien Hamburg 1704, die Epigramme oder «Überschriften» (zuerst Amsterd. 1697) gaben noch Bodmer (Zür. 1749) und Ramler (Lpz. 1780) neu heraus. – Vgl. J. Elias, Christian W. 1. Buch (Münch. 1888); Neubaur in der «Altpreuß. Monatsschrift», Bd. 25.

Wernigerode. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, hat 278,16 qkm und (1895) 29418 (14210 männl., 15208 weibl.) E., 1 Stadt, 13 Landgemeinden und 12 Gutsbezirke. – 2) Kreisstadt im Kreis W. und Hauptort der standesherrlichen Grafschaft W. des Fürsten zu Stolberg-Wernigerode, an der Holzemme, am nördl. Fuß des Harzes, an der Nebenlinie Heudeber-Dannstedt-Ilsenburg der Preuß. Staatsbahnen und an der Harzquerbahn (s. Harzbahnen), Sitz eines Landratsamtes und Amtsgerichts (Landgericht Halberstadt), hat (1895) 10480 (4943 männl., 5537 weibl.) E., darunter 124 Katholiken und 28 Israeliten, mit den unmittelbar anstoßenden Flecken Nöschenrode (1909) und Hasserode (3282) sowie Schloß W. (342) 16013 meist evang. E., Postamt erster Klasse, Telegraph, alte Häuser mit Holzschnitzereien, ein beachtenswertes Rathaus, Denkmal des Landesgeologen Lossen (1896), Fürst-Otto-Museum (1897), fürstl. Gymnasium, höhere Mädchenschule, Bürgerschule, Mittelschule; Eisengießerei, Fabriken für Schokolade, Maschinen, Holzstoff, Cigarren und Farbewaren. Über der Stadt das fürstl. Residenzschloß mit schöner Aussicht und einem Tiergarten; am Fuß des Schloßberges die Orangerie, jetzt fürstl. Bibliothek mit 106350 Bänden, berühmten Bibel- und hymnologischen Sammlungen (3266 und 5240 Bände), 1150 Handschriften und 10000 Karten. – Vgl. Förstemann, Die gräfl. Stolbergsche Bibliothek in W. (Nordh. 1866); Jacobs, Übersichtliche Geschichte des Schrifttums und des Bücherwesens in der Grafschaft W. (Wernigerode 1874).

^[Abb. Wappen]

Die Grafschaft W., welche seit 1876 den preuß. Kreis W. bildet, war ursprünglich ein freies Reichsland des Grafenhauses von W. und wurde nach dem Aussterben des letztern (1429) von dem Hause Stolberg (s. d.) ererbt. Dieses teilte sich 1645 in die zwei Hauptlinien Stolberg-Wernigerode und Stolberg-Stolberg. Schon 1268 hatten die Grafen ihr Land den Markgrafen von Brandenburg als Lehn aufgetragen. Die Grafen bewahrten aber die vollständige Landeshoheit, bis sie durch Rezeß vom 19. Mai 1714 auf einen Teil der landesherrlichen Rechte zu Gunsten der Krone Preußen verzichteten. Seitdem wurde die Grafschaft in manchen Beziehungen als Zubehör des preuß. Staates, in andern als reichsunmittelbare Grafschaft angesehen; 1807 fiel sie an das Königreich Westfalen. Durch die Wiener Kongreßakte «comme auparavant» an Preußen überwiesen, wurden die Verhältnisse der Grafschaft durch Verhandlungen zwischen der Krone und dem Grafenhause geordnet, welche mit dem Rezeß vom 13. Aug. 1822 ihren Abschluß fanden. Auch der Rezeß vom 8. Jan. 1862 ließ noch die vom regierenden Grafen bestellte «Gräfliche Regierung» bestehen, die erst infolge der Verwaltungsreorganisation in Preußen seit 1. Okt. 1876 aufhörte; ihre Funktionen sind teils an die königl. Behörden, teils an neu eingeführte Selbstverwaltungsorgane übergegangen. Ein fürstl. Konsistorium für Kirchen- und Schulsachen in der Grafschaft besteht noch jetzt. Dem Fürsten, der im Großherzogtum Hessen auch die früher reichsunmittelbare Herrschaft Gedern (1742‒1804 Fürstentum) besitzt, gehört auch ein Teil der Grafschaft Hohnstein (der sog. Hohnsteinsche Forst in der Provinz Hannover) sowie seit einiger Zeit ein Teil des Amtes Elbingerode. – Vgl. Freytag, Beschreibung der Grafschaft W. (Nordh. 1865); G. Sommer, Die Grafschaft W., nebst Orts- und Landeskunde von Jacobs (Heft 7 der «Beschreibenden Darstellung der ältern Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen», Halle 1883); Jacobs, Die Bewegung der Bevölkerung von W. (in der «Festschrift zur 25jährigen Gedenkfeier des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde», Wernigerode 1893).

Wernike, Christian, s. Wernicke.

Wernshausen-Schmalkaldener Eisenbahn, von der Stadt Schmalkalden auf Grund der