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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wilhelmshaven-Oldenburger Eisenbahn; Wilhelmshöhe; Wilhelmsorden

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Wilhelmshaven-Oldenburger Eisenbahn - Wilhelmsorden

trosendivision, 2. Werftdivision, 2. Matrosenartillerieabteilung, 2. Torpedoabteilung und das 2. Seebataillon; ferner ein Postamt erster Klasse, Telegraph, Bronzestandbilder Kaiser Wilhelms Ⅰ. (1896) und des Prinzen Adalbert von Preußen (1882), nach Schulers Modell, evang. und kath. Kirche, Gymnasium, höhere Mädchenschule, Kasernen, Observatorium, städtisches und Werftkrankenhaus, Torpedodepot, Signalstation, 2 artesische Brunnen (200 und 269 m tief), Wasserleitung und Seebadeanstalten; kaiserl. Werft, Maschinenfabrik, Kesselschmiede, Montierungswerkstätte. (Hierzu ein Plan mit Verzeichnis der Straßen u. s. w.)

Der 1855‒69 nach den Plänen des Admiralitätsrats Pfeffer und des Hafenbaudirektors Goecker erbaute Hafen von 2135 m Länge besteht aus der Alten Einfahrt (220 m), die von zwei Molen eingeschlossen ist, dem Vorhafen (188 m lang, 21 m breit) und dem Ausrüstungshafen (1168 m lang, 136 m breit), die durch zwei Schleusen (45 m lang, 21 m breit) getrennt werden, aus dem Binnenhafen (377 m lang, 236 m breit), jetzt Bauhafen, mit der ersten Schleuse (45 m lang, 21 m breit), drei Trockendocks, von denen zwei 138 m lang, 26 m breit und über 9 m tief sind, während das dritte 120 m lang ist, ferner aus zwei Hellingen zum Bau von Schiffen und einem Boots- und Mastenhafen. Der Bauhafen mit Docks, Hellingen, Werkstätten, Magazinen u. s. w. bildet die kaiserl. Werft und ist durch eine Mauer mit 14 Thoren umschlossen. (S. Jade.)

Südöstlich vom Ausrüstungshafen liegt der durch den Hafenbaudirektor Rechtern nach Plänen des Geh. Admiralitätsrates Buchholz erbaute «Neue Hafen» (70000 qm groß, 8 m tief) für die im Dienst befindlichen Kriegsschiffe, für die Transportflotte und die Handelsfahrzeuge. Er ist mit der Jade durch die 1875 begonnene, 13. Nov. 1886 eröffnete Neue Einfahrt mit Seeschleuse (174 m lang) und mit dem Ems-Jade-Kanal durch eine Kanalschleuse verbunden und enthält zugleich einen Hafen für Torpedofahrzeuge. Die Hafenanlage wird auf der See- und der Landseite durch starke Festungswerke geschützt.

Westlich von W., auf oldenb. Gebiet, an der Grenze die Kolonie Bant, mit Wohnungen für 3000 Arbeiterfamilien, einer Kirche, Schule und Kinderbewahranstalt, einer Arbeiterkrankenanstalt und ‑Speisehaus, Süß- und Seewasserbadeanstalt. Ein Eisenbahnzug bringt die in Bant wohnenden Arbeiter in eigens dazu erbauten Wagen mittags vom Werftthore bis nach Bant und wieder zurück.

Wilhelmshaven-Oldenburger Eisenbahn, preuß. Staatsbahn von Oldenburg über Varel, Ellenserdamm und Sande nach Wilhelmshaven (52,37 km lang, 3. Sept. 1867 eröffnet). Den Betrieb führt die oldenb. Staatsbahn.

Wilhelmshöhe, königlich preuß. Lustschloß, am Habichtswald, 5 km westlich von Cassel (s. d., Situationsplan), mit dem es durch Dampfstraßenbahn verbunden ist, an den Linien Frankfurt-Gießen-Cassel, Bebra-Cassel und der Nebenlinie Cassel-Waldkappel der Preuß. Staatsbahnen. Philipp der Großmütige hob 1527 das hier befindliche, um 1125 gegründete Augustinerkloster Weißenstein auf, und Landgraf Moritz erbaute 1606 auf der Stelle ein neues Schloß, Moritzhain genannt, welches jedoch im Dreißigjährigen Kriege zum Teil zerstört wurde. Die Wasserkünste wurden 1701 durch Guernieri begonnen, der Riesenpalast «Oktogon» auf dem Gipfel des Berges mit den großen Kaskaden 1714 vollendet. Das jetzige Schloß W. am Fuß des Waldes wurde unter dem Landgrafen, nachherigen Kurfürsten Wilhelm Ⅰ. 1787‒98 im ältern Stil erbaut, erhielt nach ihm den Namen und bestand ursprünglich aus einem Hauptgebäude und zwei Flügelpavillons, die Kurfürst Wilhelm Ⅱ. 1829 durch massive Gebäude verbinden ließ, so daß seitdem das Ganze einen zusammenhängenden Bogen von 230 m Länge, 20 m, mit der Kuppel auf dem Hauptgebäude 30 m Höhe bildet. Unter dem südwestl. Flügel des Schlosses öffnet sich ein tiefes Thal, durch das ein Bach stürzt, der sich aus einem See, dem «Lac», ergießt. Über dem See das chines. Dorf Moulang mit einer Pagode. Weiter westlich die Löwenburg, eine künstliche Ruine, vom Kurfürsten Wilhelm Ⅰ. 1793‒96 erbaut und dessen Begräbnisort bildend, mit Waffen- und Altertümersammlung. Das Riesenschloß, 415 m über der Fulda, bildet den Schluß. Es besteht aus drei übereinander getürmten Gewölben, von denen das oberste von 192 gekuppelten, 15 m hohen Säulen getragen wird, und hat 90 m im Durchmesser. Seine Plattform krönt eine 30 m hohe Spitzsäule, von der ein 10 m hoher Hercules («der große Christoph») aus geschlagenem Kupfer herabschaut.

Die Krone der ganzen Anlagen bildet neben dem Oktogon und den großen Kaskaden (250 m lang, 11 m breit) der prächtige Hochwaldpark. Unter den übrigen, eigenartigen Wasserwerken sind zu erwähnen: der Steinhöfersche Wasserfall, der Wasserfall an der Teufelsbrücke, der Aquädukt, die Ruine einer altröm. Wasserleitung darstellend, von deren zerstörtem Ende das Wasser 33 m tief auf eine Felsplatte stürzt, um von da in ein großes Bassin sich zu ergießen, aus welchem die große Fontäne (30 cm stark) zu 52 m Höhe emporsteigt; endlich der neue Wasserfall, der die andern an Größe noch übertrifft. In neuester Zeit sind im Park zahlreiche Villen, Pensions- und Kurhäuser entstanden.

Das Schloß war früher Sommerresidenz der Kurfürsten von Hessen, bis es der letzte, Friedrich Wilhelm, durch den Stettiner Vertrag vom 17. Sept. 1866 der preuß. Krone überließ. Vom 5. Sept. 1870 bis 19. März 1871 war W. der Wohnsitz des gefangenen Kaisers Napoleon Ⅲ.

Wilhelmsorden. 1) Preuß. Orden, gestiftet 18. Jan. 1896, s. Wilhelmsorden (Bd. 17). – 2) Kurfürstlich hessischer, vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm 20. Aug. 1851 durch Abtrennung der drei untersten Klassen des goldenen Löwenordens (s. d.) und Verschmelzung derselben zu einem eigenen Orden in vier Klassen (Großkreuze, Commandeure erster und zweiter Klasse, Ritter und Inhaber) gestiftet. Ordenszeichen ist ein vierarmiges, achtspitziges, weiß und goldeingefaßtes, rot emailliertes Kreuz, dessen ovales blaues Mittelschild innerhalb roter Umrandung mit der Aufschrift: Virtuti et Fidelitati einen gekrönten goldenen Löwen zeigt. Das Band ist rot mit zwei schmalen weißen Seitenstreifen. – 3) Militär-Wilhelmsorden, niederländ. Orden, 30. April 1815 vom König Wilhelm Ⅰ. für Militärs jeden Ranges in vier Klassen (Großkreuze, Commandeure und Ritter dritter und vierter Klasse) gestiftet. Die Ritter erhalten eine Erhöhung des Soldes. Das Ordenszeichen besteht in einem goldeingefaßten vierarmigen und an seinen acht Spitzen mit goldenen Kugeln besetzten, weiß emaillierten Kreuz, auf dessen vier Armen die Worte: Voor Moed, Beleid, Trouw («Für Mut, Hingebung und Treue») in goldenen Buchstaben stehen. Das runde