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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Windisch-Grätz; Windischgraz; Windisch-Matrei; Windkessel; Windkolik; Windlade; Windlatte; Windmeßapparate

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Windisch-Grätz (Alfred Candidus Ferdinand, Fürst zu) – Windmeßapparate

netts, durch eine Wahlreform des Abgeordnetenhhauses auch den unbemittelten Ständen die Vertretung ihrer Interessen zu ermöglichen, durchsetzen konnte, trat er und das ganze Ministerium (18. Juni 1895) zurück, als sich durch den Austritt der Vereinigten Deutschen Linken die parlamentarische Koalition der drei großen Parteien des Abgeordnetenhauses auflöste. 1897 wurde W. zum Präsidenten des Herrenhauses gewählt.

Windisch-Grätz, Alfred Candidus Ferdinand, Fürst zu, österr. Feldmarschall, geb. 11. Mai 1787 zu Brüssel, trat 1804 als Oberlieutenant in das Ulanenregiment Schwarzenberg, in dem er den Feldzug von 1805 mitmachte. 1813 zeichnete er sich besonders bei Leipzig aus und wurde zum Obersten ernannt; 1814 that er sich namentlich bei Troyes und bei La Fère-Champenoise hervor. 1826 wurde er zum Generalmajor und Brigadier, 1833 zum Feldmarschalllieutenant und Divisionär ernannt. 1840‒48 war er Kommandierender in Böhmen. Im März 1848 übernahm er, mit den ausgedehntesten Vollmachten ausgerüstet, die Regierung, bis das neu gebildete konstitutionelle Ministerium seine Thätigkeit beginnen konnte. Nach Prag zurückgekehrt, unterdrückte er im Juni den dort ausgebrochenen Aufstand. Nach den Oktober-Ereignissen zum Feldmarschall und Oberbefehlshaber aller außer Italien stehenden Truppen ernannt, unterwarf er vom 22. Okt. bis 1. Nov. Wien und schlug 30. Okt. das ungar. Hilfskorps bei Schwechat. Mit seinem Schwager, dem Fürsten Felix Schwarzenberg, bereitete er den Thronwechsel zu Olmütz vor (2. Dez. 1848) und rückte dann Mitte Dezember mit 44000 Mann gegen Pest vor, während er zugleich Schliks schwaches Armeekorps aus Galizien vorgehen ließ. Er nahm zwar Jan. 1849 Ofen und Pest und drängte die einem entscheidenden Schlage immer ausweichende Insurrektionsarmee bis hinter die Theiß zurück, geriet aber dann in einen Zwiespalt mit der Centralregierung, der dahin führte, daß der Feldmarschall in einem kritischen Augenblicke und noch vor dem Eintreffen des neu ernannten Feldherrn Welden 12. April vom Kriegsschauplatze abberufen ward, worauf Gran und Donaulinie verloren gingen, Komorn entsetzt, und die kaiserl. Armee bis Preßburg zurückgeworfen wurde. Während des Italienischen Krieges von 1859 betrat W. von neuem den polit. Schauplatz, indem er eine Sendung nach Berlin übernahm. In demselben Jahre erfolgte seine Ernennung zum Gouverneur der Bundesfestung Mainz. Nach Erlaß des Februarpatents wurde er erbliches Mitglied des Herrenhauses. W. starb 21. März 1862 zu Wien. Das in seinem Auftrage bearbeitete Werk «Der Winterfeldzug 1848‒49 in Ungarn» (Wien 1851) ist eine gute Quelle für diesen Teil des ungar. Krieges. Seinen Namen führt das 14. böhm. Dragonerregiment.

Windischgraz. 1) Bezirkshauptmannschaft in Steiermark, hat 836,76 qkm und (1890) 42266 (20885 männl., 21381 weibl.) meist slowen. E. in 42 Gemeinden mit 132 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Mahrenberg, Schönstein und W. – 2) W., slowen. Slovenji Gradec, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (269,21 qkm, 13727 E.), am Mieslingbach, der zur Drau geht, hat (1890) 981 meist deutsche E., Stadtpfarrkirche, Spitalkirche zum Heiligen Geist, Rathaus; Kohlenbergwerke, Eisenwerk, Möbel-, Sensen- und Schmirgelfabrikation, Vieh- und Holzhandel.

Windisch-Matrei, Marktflecken, s. Matrei.

Windkessel, eine Vorrichtung zur Vermeidung der Stöße in den Saug- und Druckleitungen von Pumpen (s. d.) und zur Erzielung eines möglichst gleichmäßigen Wasserausflusses (z. B. bei Feuerspritzen). Der W. ist ein geschlossenes Gefäß, in der Regel cylindrisch, welches mit der Saug- oder Druckleitung in Verbindung steht und in seinem obern Teile eine gewisse Luftmenge abgeschlossen enthält. Unregelmäßigkeiten im Wasserzufluß und Abfluß werden dann ausgeglichen, indem die Luft im W. dabei komprimiert wird und expandiert. Je nachdem die W. in die Druck- oder Saugleitung eingeschaltet sind, unterscheidet man Druck- oder Saugwindkessel. Bei rotierenden Wassersäulenmaschinen (s. d.) wird zur Milderung des Wasserstoßes ein W. vor dem Wassereintritt angebracht.

Windkolik, s. Blähungen.

Windlade, der Teil der Orgel, auf welchem das Pfeifenwerk steht und zum Tönen gebracht wird. Man unterscheidet Schleif- und Kegelladen. Die Schleiflade ist ein großer Kasten, der unten leer ist, oben von so viel kleinen Kanälen (Cancellen) durchschnitten wird, als die halben Klaviaturen Tasten haben, gewöhnlich 26. Die Cancellen sind im untern Raume durch je ein mit der Taste verbundenes Ventil verdeckt. Beim Niederdrücken der Taste hebt sich das Ventil ab und der Wind strömt in die Cancelle und von hier in die Pfeifen; auf den Cancellen liegen noch die Schleifen, lange schmale Holzstreifen mit Löchern. Wird die Schleife durch den Registerzug vorwärts bewegt, so fallen die Löcher der Schleife mit denen der Pfeifenfüße zusammen, der Wind kann durchgehen und die Pfeife tönt. Wird der Registerzug eingeschoben, so tritt die Schleife zurück und verschließt die Löcher der Pfeifenfüße. Bei der Kegellade (s. Walcker, Eberh. Friedr.) hat der Kasten der Lade so viel einzelne abgeteilte Längenschnitte, als das Manual Stimmen hat. In jedem Längendurchschnitt befinden sich so viele kleine Kanäle, als jede Stimme Töne hat; jeder kleine Kanal wird durch einen spitzen Kegel verschlossen. Wird der Kegel gehoben, so strömt der Wind in den Kanal und die oben auf diesem befindliche Pfeife tönt. Die Kegelladen haben den Vorzug, daß jeder einzelne Ton direkt aus einem Kanal Wind erhält, während bei der Schleiflade aus einer Cancelle mehrere Pfeifen Wind erhalten.

Windlatte, Windrispe, s. Dachstuhl.

Windmeßapparate, meteorolog. Instrumente zur Bestimmung der Windrichtung oder der Windstärke oder auch beider zugleich. Das gebräuchlichste Instrument zur Bestimmung der Windrichtung ist die Windfahne (im Publikum auch Wetterfahne genannt), die in ihrer einfachsten Form aus einer vertikal stehenden, um eine vertikale Achse drehbaren Platte besteht, deren Ebene sich nach der Windrichtung einstellt. Vereinigt man zwei Platten unter etwa 30° (in Fig. 1 von oben gesehen), so stellt sich die Fahne leichter ein und schwankt weniger. Das Gewicht der Fahne ist durch ein Gegengewicht ausbalanciert und das Ganze möglichst gut gelagert, entweder auf einer Spitze, die in Öl geht, oder auf Kugeln (Fig. 2). Die ältesten Windstärkemesser bestehen aus einer Platte (Fig. 3), die durch eine

^[Fig. 1.]