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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wintergrün – Wintersporen

ordnung der Pflanzen und der Wege. Tropische W. im großen Stil nennt man auch Palmengärten; sie sind bekannt geworden durch ihre Anlage in Verbindung mit öffentlichen Vergnügungslokalen in großen Städten, z. B. in Deutschland in Frankfurt a. M., Hannover, Charlottenburg und Köln.

Wintergrün, s. Immergrün und Pirola, sowie Tafel: Bicornen, Fig. 3.

Wintergrünöl, s. Gaultheriaöl.

Wintergut oder totes Gut, die Federn von geschlachteten Gänsen.

Winterhäfen, s. Hafen.

Winterhalter, Franz Xaver, Porträtmaler, geb. 20. April 1806 in Menzenschwand bei St. Blasien, erhielt seine erste künstlerische Ausbildung in München, besonders unter Stielers Leitung. Er ließ sich 1828 in Karlsruhe nieder, malte dort gelungene Porträte der Mitglieder des bad. Regentenhauses, wurde dafür zum Hofmaler ernannt und konnte nun seine Studien in Paris fortsetzen und 1835 Italien besuchen. Einige Jahre mit Genrebildern beschäftigt (Dolce far niente, 1836; Decamerone, 1837; Neapolitanerin am Brunnen), erscheint er seit 1838 fast ausschließlich als Porträtmaler. W. wurde, nachdem Ludwig Philipp von Frankreich und dessen ganze Verwandtschaft ihm gesessen hatte, einer der gefeiertsten Fürstenmaler seiner Zeit. Vielfach wurde er von dem kaiserl. Hof von Frankreich beschäftigt; hervorzuheben ist hier ein lebensgroßes Gruppenbild (1855): Kaiserin Eugenie mit acht Ehrendamen, ruhend im Park von St. Cloud. Auch am preuß., württemb., österr., russ. und span. Hofe porträtierte W. die Fürstlichkeiten. W. starb 8. Juli 1873 zu Frankfurt a. M.

Winterhusten, chronischer Luftröhrenkatarrh.

Winterkleid, s. Sommerkleid.

Winterkohl, s. Blattkohl.

Winterkönig, s. Friedrich Ⅴ. (von der Pfalz).

Winterkurorte, s. Klimatische Kurorte.

Winterlager, s. Castra.

Winterlauch, s. Jakobslauch.

Winterlinde, s. Linde und Tafel: Laubhölzer, Waldbäume Ⅳ, Fig. 2.

Winterling, Pflanzengattung, s. Eranthis.

Wintermeer, s. Meer.

Winterpunkt, soviel wie Wintersolstitium (s. Sonnenwenden).

Winterquartiere, früher die von gegnerischen Heeren im Laufe eines Krieges während des Winters eingenommenen Quartiere, da meist während des Winters eine längere Unterbrechung der Feindseligkeiten eintrat. Napoleon Ⅰ. verließ diesen herkömmlichen Gebrauch im Feldzuge 1806/7 gegen Preußen; seitdem hat der Winter in den Kriegen der neuesten Zeit die Kämpfe nicht unterbrochen. (S. auch Feldzug und Quartier.)

Winterrettich, s. Rettich und Tafel: Gemüse Ⅲ, Fig. 13.

Winterroggen, s. Roggen.

Wintersaateule, s. Erdraupen.

Winterschlaf, der bei vielen Tieren während der kalten Jahreszeit in gemäßigten und hochnordischen Klimaten eintretende lethargische, schlafartige Zustand, der durch eine eigentümliche Disposition ihres Körpers herbeigeführt und meist in irgend einem Versteck abgehalten wird. In diesen Schlaf verfallen Weichtiere (Schnecken), die meisten Insekten (die Schmetterlinge meist als Puppen), einige Fische (z. B. sämtliche karpfenartige), ferner alle Reptilien und Amphibien, verschiedene Säugetiere (z. B. Fledermäuse, Igel, Hamster, Murmeltiere, Siebenschläfer). Letztere bringen diesen Zustand meist in Erdhöhlen oder hohlen Bäumen zu und kugeln sich dabei zum Schutze gegen die Kälte zusammen, wodurch Eingeweide, Luftröhre und Lungen zusammengedrückt werden. Die Atmung wird infolgedessen beinahe unterbrochen, die Wärme bedeutend herabgestimmt, der Kreislauf des Blutes geschieht sehr langsam, die Verdauung ist fast ganz gehemmt. Man kann verschiedene Grade des W. unterscheiden; die einen Tiere erwachen nicht zeitweilig während des W. und sind wie scheintot (Murmeltier, Siebenschläfer), bis der Frühling sie weckt; die andern schlafen nur mehr und fester als sonst (Bär, Dachs). Hiernach ist auch das Bedürfnis nach Nahrung, die Empfindlichkeit u. s. w. bemessen. Bei den Säugetieren wird der W. indirekt durch die Kälte, direkt durch den Nahrungsmangel veranlaßt, während der der wechselwarmen (kaltblütigen) Tiere dabei auch und in erster Linie durch die äußere Temperatur veranlaßt wird. Dem widerspricht es nicht, daß die betreffenden Säugetiere auch in einen künstlichen W. versetzt werden können; durch Vererbung hat sich ihre Organisation wirklich in dieser Richtung, aber doch erst sekundär, angepaßt. Einen Gegensatz zum W. bildet der Sommerschlaf (s. d.). – Vgl. Barkow, Der W. nach seinen Erscheinungen im Tierreiche (Berl. 1846).

Winterschutz der Pflanzen, der Schutz gegen Frosteinwirkungen, der Gewächsen des freien Landes, die aus mildern Gegenden stammen, gewährt werden muß. Man wendet sehr verschiedene Schutzmaßregeln an und behilft sich meist mit den billigsten und am leichtesten anzubringenden. Kleine Pflanzen, wie niedrige Rosen, werden mit Erde behäufelt, damit die Veredelungsstelle geschützt ist; biegsame laubabwerfende Gehölze, wie Weinreben, Feigen, hochstämmige Rosen u. s. w., werden niedergebogen und mit Erde, Sand, Laub, Nadelstreu (Tannen-, Fichten- und Kiefernnadeln) oder Moos bedeckt. Andere, besonders immergrüne Laub- und Nadelgehölze werden in Stroh, Strohmatten oder in Fichtenreisig eingebunden (Einbinden). Seltener, und nur bei ganz wertvollen Gewächsen werden Bretterkästen oder Bretterhäuschen, die mit Ventilation versehen sein müssen, über den Pflanzen errichtet. Für Pflanzen, die gar keinen Frost ertragen können, müssen die Kästen Doppelwände bekommen, die mit Laub oder Nadelstreu ausgefüllt werden. Außerdem thut man gut, den Boden über den Wurzeln aller zarten Gewächse mit Laub, Flachsabfällen, altem trocknem Dünger u. dgl. zu bedecken. Knollen- und Zwiebelgewächse, wie Canna, Georginen u. a., die im Winter ruhen, im freien Boden aber verfaulen oder erfrieren würden, werden im Herbst aus der Erde genommen, an der Luft leidlich abgetrocknet und den Winter über in Kellern oder andern trocknen frostfreien Räumen aufbewahrt (Einwintern). Gewächshaus- und Zimmerpflanzen, die während des Sommers im Freien aufgestellt waren, müssen spätestens Anfang Oktober in die Winterquartiere (Gewächshäuser oder Zimmer) zurückgebracht werden.

Wintersgrün, früherer Name von Gottesgab (s. d.) in Böhmen.

Wintersolstitium, s. Sonnenwenden.

Wintersperling, soviel wie Schneeammer.

Wintersporen, soviel wie Teleutosporen, s. Puccinia und Uredineen.