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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Witwatersrandgebirge; Witwe; Witwenblume; Witwengerade; Witwenjahr; Witwenkassen; Witwenverbrennung; Witwenvögel

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Witwatersrandgebirge – Witwenvögel

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Witu'

auch wird vorzüglicher Kautschuk gewonnen. Mai, Juni, November und Dezember sind die Regenmonate; von Januar bis Ende März herrscht Trockenheit. Suaheli bilden die vornehme Klasse der Bevölkerung; als Feldarbeiter werden Sklaven (Waschensi) vom Stamme der Wapokomo und Galla verwendet. Der nicht sehr bedeutende Handel erstreckt sich auf die Ausfuhr von Elfenbein und Kautschuk. Der Hafenplatz für W. befindet sich auf der Insel Lamu. Der früher unabhängige Sultan breitete seine Herrschaft nach Norden und Westen in die Gallaländer aus und beanspruchte auch den Besitz der Inseln Lamu, Manda und Patta und verwickelte sich dabei in fortwährende Streitigkeiten mit dem Sultan von Sansibar, bis er auf Antrieb der Gebrüder Denhardt im Mai 1885 sein Reich unter deutschen Schutz stellte. 1886 ließ sich hier die Deutsche Witugesellschaft nieder. Durch den Vertrag vom Juli 1890 trat Deutschland W. an die Engländer ab. Der Sultan widersetzte sich; darauf nahmen die Engländer im Okt. 1890 mit Waffengewalt Besitz von W., und das Land kam unter die Verwaltung der Englisch-Ostafrikanischen Gesellschaft, die es im Juli 1893 der engl. Regierung überließ. Als sich dann Fumo Oman, der Sultan von W., dem engl. Generalkonsul Portal nicht unterwerfen wollte, wurde er im Aug. 1893 vertrieben.

Witwatersrandgebirge, s Bd. 17.

Witwe (lat. vidua) heißt die Ehefrau nach dem Tode des Ehemanns, solange sie nicht wieder geheiratet hat. Ihr verbleibt der Name und Stand des verstorbenen Ehemanns. Wegen der nach dem Tode des Ehemanns geborenen Kinder s. Nachgeborene. Wegen des Erbrechts der W. s. Gesetzliche Erbfolge und Pflichtteil. Wegen des der W. unter Umständen gebührenden Wittums oder Leibgedinges s. diese Artikel sowie Gegenvermächtnis. Wegen der Beschränkung in Ansehung der Wiederheirat s. d. und Trauerjahr.

Witwenblume, s. Scabiosa.

Witwengerade, s. Gerade.

Witwenjahr, soviel wie Gnadenjahr (s. Gnadenzeit.)

Witwenkassen, Anstalten oder Vereine zur Versorgung und Unterstützung von Witwen. Die W. zerfallen in solche, die auf der Grundlage der Versicherung stehen, und in solche, die durch Schenkungen, Vermächtnisse u.s.w. ein Kapitalvermögen besitzen, aus dessen Zinserträgnissen eine gewisse Summe gleichmäßig unter die berechtigten Witwen verteilt wird. Häufig besteht bei diesen Kassen die Einrichtung, daß die Ehemänner der Frauen, die als Witwen berechtigt werden sollen, ein Einkaufsgeld und einen jährlichen Beitrag an die Kasse zahlen müssen. In diesem Falle wird bei der Verteilung der Zinsen mitunter nicht jede Witwe gleichmäßig, sondern mit Rücksicht auf die Höhe des vom verstorbenen Ehemann gezahlten Betrags bedacht. Ferner gehören zu dieser Art der W. die Witwenpensionskassen des Staates und der Korporationen für Beamte, Geistliche, Lehrer, Militärs u.s.w. Auch hier müssen zwar in der Regel jährliche Beiträge von dem Ehemanne, dessen Frau Anspruch auf Witwenpension erhält, nach Maßgabe der Höhe des Gehalts und der künftigen Witwenpensionen gezahlt werden, aber der Staat und die Korporationen pflegen bedeutende Summen zuzuschießen. Auf die W., die reine Versicherungsanstalten sind, findet im allgemeinen das Anwendung, was vom Versicherungswesen (s. d.) gilt. Die Leistung der Anstalt für die Witwe besteht ↔ in einer bestimmten jährlichen Pension bis an ihren Tod, seltener nur bis zur Mündigkeit der hinterlassenen Kinder. Der Ehemann überweist der Anstalt entweder sofort ein bestimmtes Kapital oder er zahlt alljährlich einen gewissen Beitrag.

Sowohl die Höhe des Kapitals als des jährlichen Beitrags muß, wenn die Witwenkasse bestehen soll, derart festgestellt werden, daß beim Tode des Mannes, nach Abzug der Verwaltungskosten und eines billigen Unternehmergewinns, die vorhandene Summe genügt, um der Witwe die Pension bis zu ihrem wahrscheinlichen Tode zu sichern. Stirbt die Frau vor dem Manne oder wird sie von ihm geschieden und als schuldiger Teil erklärt, so sind die gezahlten Beiträge der Kasse verfallen. W. sind entweder Spekulationsunternehmungen, die sich an Lebensversicherungsanstalten anschließen, oder sie beruhen auf Gegenseitigkeit; dann sind sie nicht selten mit andern Versicherungszweigen, wie Kranken-, Sterbe- und Invaliden-, besonders aber mit Waisenversicherung (Unterstützung) verbunden. Solche gemischte Unterstützung gewähren insbesondere die Knappschafts-, freien Gewerks-, Fabrik- und Arbeiterkassen. Die W. erfordern, um sicher zu sein, hohe Beiträge bei zweifelhaftem Nutzen, insofern das Kapital der Familie beim frühern Tode der Ehefrau verloren geht, daher die Lebensversicherung im allgemeinen zweckmäßiger ist.

Witwenverbrennung, s. Satï.


Textfigur:

Witwenvögel (Vidua), ein aus etwa 20 Arten bestehendem, das tropische und südl. Afrika bewohnendes Geschlecht der Finkenvögel, bei dem die Männchen im Hochzeitskleide die vier Mittelfedern des Schwanzes bedeutend verlängert haben. Die Paradieswitwe (Vidua paradisca L., s. beistehende Abbildung) mißt ohne Schwanz 15 cm in der Länge und klaftert 25 cm. Das Weibchen ist einfach fahlbraun, das Männchen schwarz, am Hals rotgelb, an Brust und Bauch lehmfarben, die Schwingen sind braun, die vier mittelsten, 15 cm langen Schwanzfedern schwarz. Die niedlichen Vögelchen bewohnen die mittelafrik. Steppen und gelangen jetzt vielfach in unsere Volieren. Ebenso die Dominikanerwitwe (Vidua principalis L.), weiß mit schwarzer Zeichnung, welche über fast ganz Afrika verbreitet ist. Von beiden Arten kostet das Paar etwa 10 M. Mit Hirse gefüttert halten sie gut aus und bauen aus Agavefasern kunstvolle Nester. Zu den W. rechnet man die Sammetweber oder Widahfinken (Penthetria), deren Männchen im Hochzeitskleide sammetschwarz gefärbt sind. Bei ihnen ist aber der ganze Schwanz stark gerundet und z. B. bei der Hahnschweifwitwe (Penthetria progue Bodd.) aus Südafrika stark verlängert, nicht nur die 4 mittlern Schwanzfedern, wie bei den echten W. Die

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 802.