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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Witwer - Wjasemskij

Kaffernschwanzwitwe (Chera phoenicoptera Swains.) hat bei 12 cm Körperlänge einen 40 cm langen Schwanz und bei der Königswitwe (Tetranura regia L.) besteht der bei 12 cm Körperlänge 19 cm lange Schwanz aus 4 verlängerten schmalen Federn, während die übrigen kurz bleiben.

Witwer (lat. viduus), der Ehemann, welcher die Ehefrau durch den Tod verloren hat. Wegen dessen Wiederheirat s. d., wegen seines Erbrechts s. Gesetzliche Erbfolge und Pflichtteil.

Witz, das Talent, zwischen zwei scheinbar völlig fremden und weit voneinander entlegenen Vorstelllungen unvermutete Ähnlichkeiten zu entdecken, im Gegensatz zu Scharfsinn, der zwischen Gleichem oder Ähnlichem das Ungleichartige auffindet. Doch muß dabei der Punkt der Ähnlichkeit, die Pointe, leicht und ungesucht ins Auge springen, sonst verfehlt der W. seine Wirkung. Das Unvermutete des Zusammentreffens bildet das Frappante oder Pikante des W.; seine psychophysische Wirkung ist jene plötzliche Innervation gewisser Muskelgruppen, deren Gesamtwirkung als Lachen (s. d.) bezeichnet wird. Die niedrigste Art des W. ist der Wortwitz (Kalauer, Calembour, s. d.), der sich an der Ähnlichkeit der Wortklänge von verschiedener Bedeutung ergötzt. Höher steht der bildliche W., der nicht Worte, sondern Dinge, Handlungen und Zustände höchst verschiedener Art aneinander knüpft. Im frühern Sprachgebrauche gebrauchte man das Wort W. überhaupt für Geist (esprit) im Sinne einer raschen Auffassungs- und Beurteilungsgabe. Als Rest dieses Gebrauchs hat sich der Ausdruck Mutterwitz als Bezeichnung für die Gabe scharfer Auffassung der Wirklichkeit erhalten. (S. auch Komik.) - Vgl. K. Fischer, über den W. (2. Aufl., Heidelb. 1889).

Witzenburger, s. Schildbürger.

Witzenhausen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Cassel,hat 424,12 qkm und (1895) 29 804 E., 4 Städte, 56 Landgemeinden und 23 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis W., links an der Werra und der Linie Halle-Nordhausen-Cassel der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Cassel), hat (1895) 3270 E., darunter 93 Katholiken und 126 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, städtisches Krankenhaus, Kreissparkasse; Fabriken für Papier, Konserven, Tabak und Cigarren, Dampfmolkerei, Mühlen, Wein- und Obstbau (besonders Kirschen), Jahr- und Viehmärkte.

Witzenhöhle, s. Muggendorf.

Witzleben, Gerhard Aug. von, preuß. Generallieutenant und Militärschriftsteller, geb. 27. Dez. 1808 zu Düsseldorf, trat 1825 in die Armee und avancierte bis 1865 zum Generalmajor. 1848 nahm er am Straßenkampf in Berlin teil und kämpfte in den Feldzügen gegen Dänemark 1848 und 1864. 1866 wurde er zum Kommandanten von Kolberg ernannt und 9. Jan. 1868 als Generallieutenant zur Disposition gestellt. Seit 1873 leitete er die Redaktion des "Militär-Wochenblattes". Er starb 7. Mai 1880 in Berlin. W. schrieb: "Die Grundzüge des Heerwesens und des Infanteriedienstes der königlich preuß. Armee" (Berl. 1845; 15. Aufl. u. d. T. "Heerwesen und Infanteriedienst des Deutschen Reichsheers", ebd. 1880), "Deutschlands Militärlitteratur im letzten Jahrzehnt und Übersicht der wichtigsten Karten und Pläne Centraleuropas" (ebd. 1850), "Aus alten Parolebüchern der Berliner Garnison zur Zeit Friedrichs des Gr." (ebd. 1851), "Der Wasunger Krieg u. s. w." (Gotha 1855), "Prinz Friedrich Josias von Coburg-Saalfeld, Herzog zu Sachsen, des Reiches Feldmarschall" (3 Bde., Berl. 1859, mit Atlas). Mit Hassel gab er eine Festschrift: "Fehrbellin" (Berl. 1875), heraus. Aus seinem Nachlaß erschienen in den "Beiheften zum Militär-Wochenblatt" "Des Fürsten Leopold I. von Anhalt-Dessau Jugend- und Lehrjahre" (Berl. 1881-89).

Witzleben, Job Wilh. Karl Ernst von, preuß. Generallieutenant und Kriegsminister, geb. 20. Juli 1783 zu Halberstadt, wurde 1799 Fähnrich in der Leibgarde, 1802 Sekondelieutenant, geriet 1806 in der Schlacht bei Jena in Kriegsgefangenschaft, wurde aber im Aug. 1807 ausgewechselt. Eine Abhandlung über den leichten Dienst gewann W. die Gunst Scharnhorsts, so daß er im Dez. 1808 als Stabskapitän zu dem neuerrichteten Gardejägerbataillon kam. Anfang 1812 wurde W. zum Major befördert und kämpfte 1813 bei Großgörschen (s. Lützen). Während des Feldzugs in Frankreich, wo er sich namentlich bei Paris auszeichnete, stieg er zum Oberstlieutenant auf. Im Frühjahr 1815 wurde er dem Generalstabe der Blücherschen Armee überwiesen, dann als Oberst und Chef des Generalstabes zum norddeutschen Bundeskorps versetzt. Nach dem Friedensschlusse wurde W. zum Inspecteur der Jäger und Schützen ernannt, 1817 wurde er Direktor des dritten Departements des Kriegsministeriums, rückte 1818 zum Generalmajor und Generaladjutant des Königs sowie zum Chef des Militärkabinetts auf und wurde als solcher vertrauter Ratgeber des Königs. 1821 wurde er Generallieutenant. Als 1833 der Kriegsminister Hake zurücktrat, wurde W. dessen Nachfolger. Seiner Thätigkeit verdankt Preußen vor allem die innigere Verschmelzung des stehenden Heers mit der Landwehr. 1835 trat er in den Ruhestand. Er starb 9. Juli 1837 in Berlin. - Vgl. Dorow, Job von W. (Lpz. 1842); Minutoli, Der Graf von Haugwitz und Job von W. (Berl. 1844).

Witzleben, Karl Aug. Friedr. von, als Novellist A. von Tromlitz genannt, geb. 27. März 1773 auf dem väterlichen Gute Tromlitz in Thüringen, trat 1786 in preuß. Militärdienste, nahm als Offizier an den Feldzügen am Rhein 1792-95 teil, befand sich 1806 als Oberstlieutenant im Hauptquartier des Herzogs von Braunschweig, ging 1811 an der Spitze eines von ihm zu Münster gebildeten Lancierregiments nach Spanien, 1812 nach Deutschland; 1813 trat er in russ. Dienste und erhielt als Oberst das Kommando der hanseatischen Legion. Nach dem Frieden lebte er auf seinem Gute Beuchlitz bei Halle, seit 1821 zu Berlin, dann seit 1826 in Dresden, wo er 5. Juni 1839 starb. Seine einst viel gelesenen, im "Gesellschafter", "Freimütigen", in der "Abendzeitung" und in Taschenbüchern, namentlich in dem von ihm herausgegebenen "Vielliebchen" mitgeteilten Novellen und Erzählungen, die gerne histor. Stoffe behandeln (z. B. "Die Vierhundert von Pforzheim"), erschienen als "Sämtliche Schriften" in drei Sammlungen (zusammen 108 Bde., Dresd. 1829-43).

Wizelin, Apostel der Wenden, s. Vicelinus.

Wjasemskij (Vjazemskij), Peter Andrejewitsch, Fürst, russ. Dichter und Kritiker, geb. 23. (12.) Juli 1792 in Ostafjewo bei Moskau, erhielt seine Ausbildung an der Jesuitenschule in Petersburg, dann in Moskau. Er trat in den Staatsdienst, machte die Schlacht bei Borodino mit, war 1855-58 Ge-^[folgende Seite]