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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wrangelland; Wrangel-Schanzen; Wrangen; Wrangler; Wranje; Wratislavĭa; Wratislaw; Wratza; Wrede

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Wrangelland – Wrede

Bayern, den Waffenstillstand zu Ulm 14. März 1647 einzugehen. Dann zog er nach Franken und Böhmen, wo er Eger eroberte. Als die schwed. und franz. Armee sich wieder getrennt hatte, trat der Kurfürst von Bayern von dem Waffenstillstande zurück. Beide Heere vereinigten sich nun und schlugen 17. Mai 1648 bei Zusmarshausen die kaiserl. und bayr. Armee. W. besetzte Bayern bis zum Frieden. Im Schwedisch-Polnisch-Brandenburgisch-Dänischen Kriege von 1655 bis 1660 (s. d.) begleitete W. Karl Ⅹ. Gustav 1655 auf dem Zuge nach Polen und wohnte der dreitägigen Schlacht bei Warschau (18. bis 20. Juli 1656) bei. Darauf belagerte er die Festung Kronburg, die sich ihm 6. Sept. 1658 ergab. Er erhielt dann den Oberbefehl über die schwed. Flotte, die Kopenhagen angreifen sollte, trug auch über eine holländ. Flotte, die zum Entsatz herankam, 29. Okt. 1658 einen Vorteil davon, mußte aber doch den Angriff auf Kopenhagen aufgeben. Dagegen vereitelte er 1659 die von den Dänen auf der eroberten Insel Fünen versuchte Landung. 1660‒72 gehörte W., anfangs als Reichsadmiral, seit 1664 als Reichsmarschall, zu den Vormündern Karls ⅩⅠ. Bei dem Einfall in Brandenburg befehligte W. 1674 das 15000 Mann starke schwed. Heer; doch erkrankte er bald, so daß er bei den Niederlagen bei Rathenow und Fehrbellin 1675 nicht anwesend war. W. legte hierauf seine Stelle nieder und starb 24. Juni 1676 auf seinem Gut Spyker auf Rügen.

Wrangelland, Insel im Norden Ostsibiriens, liegt zwischen 178½ und 182° östl. L. von Greenwich und zwischen 71 und 71½° nördl. Br. (s. Karte: Sibirien Ⅰ. Übersichtskarte). Die ganze Insel ist gebirgig, die höchsten Gipfel erreichen über 700 m Meereshöhe. Schon im Beginn des 19. Jahrh. hörten die Russen von den Tschuktschen, daß man von dem sibir. Kap Jakan ein im Meere gelegenes Land erblicke. Die vom russ. Seefahrer Wrangel (s. d.) unternommene Expedition führte nicht zum Ziel. Der Amerikaner Long entdeckte W. im Aug. 1867 und fuhr an der Südküste entlang. Der erste, der das Land betrat, war der amerik. Kapitän Hooper, der 12. Aug. 1881 landete und W. für die Vereinigten Staaten in Besitz nahm, wobei er es «New Columbia» taufte. Eine genauere Durchforschung vollführte einige Monate später der amerik. Dampfer Rodgers unter Kapitän Berry. Die Insel besteht aus Granit- und Schiefermassen, die nackt zu Tage treten, und weist äußerst spärliche Vegetation auf; noch dürftiger zeigte sich die Tierwelt; außer vorübergehenden Besuchern (Schwimmvögeln und Eisbären) fanden sich nur einzelne Lemminge und Schneemäuse, auch Spuren von Polarfüchsen. Durch Umfahrung wurde festgestellt, daß W. nicht etwa der Südteil eines größern Landgebietes, sondern eine selbständige Insel ist von bei weitem nicht so großer Ausdehnung, als man bisher geglaubt hatte.

Wrangel-Schanzen, s. Düppel.

Wrangen, Schiffsteil, s. Spanten.

Wrangler, s. Senior Wrangler.

Wranje, Stadt in Serbien, s. Vranja.

Wratislavĭa, lat. Name von Breslau.

Wratislaw, czech. Name von Breslau.

Wratislaw, Name mehrerer slaw. Fürsten, insbesondere aus dem Geschlecht der Přemysliden in Böhmen. – W. Ⅰ., Sohn Bořiwojs und Ludmilas, regierte um 912‒926. – W. Ⅱ. wurde 1061 Herzog von Böhmen und erhielt 1086 von Kaiser Heinrich Ⅳ. den Titel eines Königs von Böhmen; er starb 1092. – W., Fürst der Bodrizen, kämpfte gegen Heinrich den Löwen und wurde 1164 vor Malchow als Gefangener hingerichtet.

W. hießen auch mehrere Herzöge von Pommern.

Wratza, Stadt in Bulgarien, s. Vraça.

Wrede, bayr. Fürstenhaus, aus Westfalen stammend. Ferdinand Joseph von W., kurfürstlich bayr. Geheim- und Regierungsrat, auch Landschreiber zu Heidelberg, erhielt 1790 den Adelstand unter dem Namen von W. sowie bereits 1791 den Freiherrenstand. Sein Sohn, der Feldherr Karl Philipp Freiherr von Wrede (s. d.), wurde 1809 von Napoleon Ⅰ. zum Comte de l’empire ernannt und mit den ehemaligen Klostergütern Engelhardszell, Mondsee und Suben ausgestattet, 1810 durch Bayern als Graf bestätigt und 1814 in den bayr. Fürstenstand erhoben. Gegenwärtiges Haupt ist sein Enkel Fürst Karl Friedrich von W., geb. 7. Febr. 1828, erblicher Reichsrat der Krone Bayern.

Wrede, Karl Philipp, Fürst, bayr. Feldmarschall, geb. 29. April 1767 zu Heidelberg, studierte daselbst die Rechte und Forstwissenschaft, wurde Hofgerichtsrat in Mannheim, 1792 Assessor beim Oberamte Heidelberg und war in den Französischen Revolutionskriegen 1793‒98 pfälz. Landeskommissar bei den österr. Heeren. 1799 errichtete er für den Erzherzog Karl ein kurpfälz. Korps, wurde Oberst und nahm an den Feldzügen von 1799 und 1800 teil. In der Schlacht bei Hohenlinden kämpfte er als Generalmajor mit, wurde 1804 Generallieutenant und erhielt 1805 den Oberbefehl über das im Felde stehende bayr. Heer. Er befehligte 1807 in Polen und 1809 im Kriege gegen Österreich die 2. Division des bayr. Heers, die er auch bei Abensberg und Landshut führte. Er rettete bei Neumarkt das geschlagene Heer Bessières’, eroberte Salzburg, brach in Tirol ein und besetzte Innsbruck. Darauf zog er über Salzburg und Linz zur Hauptarmee und traf rechtzeitig zur Schlacht bei Wagram ein. Zum General der Kavallerie ernannt, führte er mit Deroy 1812 die Bayern nach Rußland, focht in der Schlacht bei Poloczk und übernahm nach dem Tode Deroys den Oberbefehl über das 6. Korps.

Nachdem er 1813 mit dem neu gebildeten bayr. Heere am Inn lange den Österreichern gegenüber gestanden hatte, schloß er 8. Okt. mit ihnen den Vertrag von Ried, zufolgedessen sich Bayern den Verbündeten anschloß, und übernahm den Oberbefehl über ein vereinigtes bayr.-österr. Heer, mit dem er Napoleon bei Hanau (s. d.) den Rückzug zu verlegen suchte; doch wurde er 30. und 31. Okt. geschlagen. Darauf befehligte er das 5. deutsche Armeekorps, nahm teil an der Schlacht bei La Rothière 1. Febr. 1814, deckte 18. Febr. den Rückzug des großen Heers bei Troyes, entschied dann 27. Febr. den Sieg bei Bar-sur-Aube und trug 21. März zu dem bei Arcis-sur-Aube viel bei. Schon seit 7. März 1814 bayr. Feldmarschall, wurde ihm 9. Juni die fürstl. Würde und 1815 als Dotation die Herrschaft Ellingen verliehen. Auch auf dem Kongreß zu Wien wirkte W. als Diplomat und führte bei dem Wiederausbruch des Krieges 1815 das bayr. Heer nach Frankreich. W. wurde 1818 zum erblichen Reichsrat und zum Präsidenten der Kammer der Reichsräte ernannt und später mit mehrern wichtigen Sendungen betraut, 1. Okt. 1822 aber als Generalissimus an die Spitze des bayr. Heers gestellt. Infolge der Unruhen in Rheinbayern wurde er 1832 dorthin entsendet und wußte durch