Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wurzbach; Würzburg

874

Wurzbach (Constant von) – Würzburg (Bezirksamt und Stadt)

1880), «Die goldene Bibel» (2 Bde., ebd. 1880) und die «Rembrandt-Galerie» (ebd. 1885), ferner eine «Geschichte der holländ. Malerei» (Prag 1885). Für die «Quellenschriften für Kunstgeschichte» lieferte W. eine Übersetzung von Houbrakens «Groote schouburgh der nederlandsche konschilders» (1880). Außerdem schrieb er die Biographien der niederländ. Landschaftsmaler in dem Werke «Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit» (Lpz. 1876) u. a.

Wurzbach, Constant, Ritter von Tannenberg, Bibliograph und Dichter (unter dem Pseudonym W. Constant), geb. 11. April 1818 zu Laibach, studierte zu Graz die Rechte, war 1836‒44 Militär in Krakau und Lemberg, vertauschte seine Offizierscharge mit einem Posten an der Lemberger Universitätsbibliothek, erhielt 1848 eine Stellung an der kaiserl. Hofbibliothek zu Wien und wurde 1849 Vorsteher der administrativen Bibliothek des Ministeriums des Innern. Später lebte W. zurückgezogen in Berchtesgaden, wo er 19. Aug. 1893 starb. W. ist aus der Schule von Anastasius Grün hervorgegangen und hat namentlich in der poet. Erzählung zum Teil Treffliches geleistet. Er veröffentlichte: «Mosaik», eine Sammlung seiner lyrischen Gedichte, Balladen und Romanzen (Krak. 1841), «Parallelen» (3. Aufl., Lpz. 1852), das Gedicht «Von einer verschollenen Königsstadt» (Hamb. 1850; 2. Aufl. 1857), die Kanzone «Napoleon» (1851), die seiner spätern erzählenden Dichtung «Der Page des Kaisers» (Düsseld. 1854) zur Einleitung dient. Sammlungen erzählender Poesien sind die «Kameen» (Düsseld. 1856) und die «Gemmen» (Hamb. 1855), eine Sammlung lyrischer Gedichte die «Cyclamen» (Wien 1872) und deren Fortsetzungen «Aus dem Psalter eines Poeten» (Lpz. 1874) und «Madonnenmaler» (1882). W.s wissenschaftliche Arbeiten sind: «Sprichwörter der Polen» (Lemb. 1847; 2. Aufl., Wien 1852), «Volkslieder der Polen und Ruthenen» (2. Aufl., Lemb. 1846), die Monographie über «Die Kirchen der Stadt Krakau» (Wien 1853), «Das Schillerbuch» (ebd. 1859, eine Festgabe zur Säkularfeier von Schillers Geburt), «Der Schillerkalender» (anonym, ebd. 1859), «Joseph Haydn und sein Bruder Michael» (ebd. 1861), «Das Mozartbuch» (ebd. 1869), «Habsburg und Habsburg-Lothringen, eine biogr.-genealogische Studie» (ebd. 1861), «Histor. Wörter, Sprichwörter und Redensarten» (2. Aufl., Hamb. 1866), «Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort» (Wien 1864), eine Biographie Grillparzers (ebd. 1871), «Feldmarschall Erzherzog Karl» (Salzb. 1880) u. s. w. Ein besonderes Verdienst hat sich W. erworben durch die «Bibliogr.-statist. Übersicht der Litteratur des österr. Kaiserstaates» (3 Jahresberichte, Wien 1854, 1855, 1856) und das «Biogr. Lexikon des Kaisertums Österreich» (60 Bde., ebd. 1857‒92), ein in seiner Art einziges Riesenwerk, das 24‒25000 kritische Lebensbeschreibungen der denkwürdigen Persönlichkeiten aus allen Kronländern und Ständen des Kaiserstaates enthält.

Würzburg, ehemals reichsfreies Bistum mit etwa 4900 qkm Flächeninhalt und 262000 E., wurde 741 gestiftet. Der erste Bischof war der von Bonifatius bestallte und geweihte Burkhardt. Zum Schutzpatron hatte es den heil. Kilian, der hier schon 688 das Evangelium gepredigt haben soll. Allmählich brachten die Bischöfe zahlreiche Besitzungen der benachbarten fränk. Grafen und Herren an sich, aus welchen das umfangreiche Fürstbistum W. sich bildete, an dessen Spitze der Fürstbischof, später mit dem Titel eines Herzogs von Ostfranken, stand. Die erste wirkliche Verleihung der herzoglichen, d. i. der richterlichen Gewalt in Ostfranken findet sich 1120. Eine neue Bestätigung der herzogl. Würde erhielt der Bischof Herold 1168 durch Kaiser Friedrich Ⅰ.; in der Urkunde ist aber absichtlich das Wort Franken und fränkisch vermieden und nur von einem «wirzburgischen» Herzog die Rede (s. Franken). Doch haben die Bischöfe später wiederholt versucht, diese Bestätigung zu weiterer Ausdehnung ihrer Macht in Franken zu benutzen. In geistlichen Angelegenheiten standen sie unter dem Erzbischof von Mainz, selbst nachdem ihnen Benedikt ⅩⅣ. 1751 das erzbischöfl. Pallium und das Kreuz erteilt hatte. Während des Dreißigjährigen Krieges gab der Kanzler Oxenstjerna 1633 dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar die Bistümer W. und Bamberg als Herzogtum Franken in Lehn, das aber 1634 wieder aufgelöst und an den Bischof zurückgegeben wurde. Infolge des Friedens zu Lunéville (1801) wurde auch das Bistum W. säkularisiert und durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 an das Kurfürstentum Bayern als ein weltliches Erbfürstentum überlassen, mit Ausnahme einiger Ämter, die an andere Fürsten fielen. Unter den 78 Fürstbischöfen, die W. hatte, sind besonders zu nennen: Julius (s. d.) Echter von Mespelbronn (1573‒1617) und Franz Ludwig von Erthal (s. d., 1779‒95). Der letzte Fürstbischof, Georg Karl (von Fechenbach), erhielt eine Pension und starb 9. April 1808 zu Bamberg. Im Frieden zu Preßburg trat Bayern gegen anderweite Entschädigung das Fürstentum W. 1805 an den ehemaligen Großherzog Ferdinand Ⅲ. von Toscana ab, der das ihm 1803 zur Entschädigung überlassene Kurfürstentum Salzburg an Österreich überließ, wogegen nun W. zum Kurfürstentum erhoben wurde. Am 30. Sept. 1806 trat Ferdinand dem Rheinbund bei und nahm nun den Titel Großherzog von W. an. Durch Beschluß des Wiener Kongresses erhielt der Großherzog seinen Erbstaat Toscana, W. aber fiel an Bayern (Teil des Reg.-Bez. Unterfranken) zurück; kleinere Teile fielen an Baden und Württemberg. – Vgl. Uffermann, Episcopatus Wirceburgensis (St. Blasien 1790‒92); Schöpf, Histor.-statist. Beschreibung des Hochstifts W. (Hildburgh. 1802); Clarmann, Geschichte des Hochstifts W. (2. Aufl., Nürnb. 1803); Henner, Die herzogl. Gewalt der Bischöfe von W. (Würzb. 1874); Stamminger und Amrhein, Franconia sacra. Geschichte und Beschreibung des Bistums W. (ebd. 1896 fg.).

Würzburg. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Unterfranken, hat 464,29 qkm und 40251 (19617 männl., 20634 weibl.) E. in 46 Gemeinden mit 86 Ortschaften, darunter 1 Stadt. – 2) Unmittelbare Stadt und Hauptstadt des bayr. Reg.-Bez. Unterfranken und des ehemaligen Fürstbistums W., in einem schönen Thale am Main, über den eine alte, 200 m lange, mit Standbildern von Heiligen geschmückte Brücke (1474‒1607) von acht Bogen, die Luitpoldbrücke (1887 vollendet) und die 1895 eröffnete Ludwigbrücke mit aus Erz gegossenen Löwenbildern führen, an den Linien W.-Heidelberg (159,4 km) der Bad., Bamberg-W. (100,1 km), Aschaffenburg-München und W.-Nürnberg-Passau (320,1 km) der Bayr. Staatsbahnen, ist Sitz der

^[Abb: Wappen von Würzburg]