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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Xenos - X für ein U machen

hinlänglich hervor, daß er sich dieser Einkleidung bedient hat, um seine eigenen Ansichten vorzutragen, die in vielem gewiß den Sokratischen glichen, vielfach aber auch von denselben abwichen. Eine Art Anhang dazu bildet die jedenfalls nicht von X. herrührende «Apologie des Sokrates». Echt Xenophontisch dagegen sind: das «Symposion»(Gastmahl), welches den Sokrates in heiterer und fröhlicher Geselligkeit vorführt; der «Oeconomicus», ein Gespräch, in dem Sokrates eine Unterhaltung erzählt, die er mit einem Ischomachus über die beste Art der Verwaltung des Hauswesens und des Vermögens gehabt habe, und der «Hiero», ein Gespräch zwischen dem Fürsten Hiero von Syrakus und dem Dichter Simonides über die Vorzüge des Fürsten- und des Privatlebens und die Kunst des Herrschens. Rein praktischer Natur endlich sind die kleinen Abhandlungen über die athen. Finanzen und die Mittel zu ihrer Hebung, über die Reitkunst, über die Obliegenheiten eines Anführers der athen. Reiterei und über die Jagd (wenn letztere echt).

Die besten Gesamtausgaben der Werke X.s sind die von Schneider (neue Ausgabe, zum Teil von Bornemann und Sauppe bearbeitet, 6 Bde., Lpz. 1805‒49), die von Bornemann, Kühner und Breitenbach (4 Bde., Gotha und Erfurt 1838 fg.; zum Teil in 2. Aufl., Lpz. 1863), die von L. Dindorf (Par. 1839), von G. Sauppe (Lpz. 1865‒66) und die von Schenkl begonnene (Berl. 1869 fg.). Von Ausgaben einzelner Schriften mit erklärenden Anmerkungen sind zu nennen die der «Anabasis» von Krüger (7. Aufl., besorgt von Pökel, Lpz. 1888), Hertlein (3. Aufl., ebd. 1855), Kühner (Gotha 1852), Vollbrecht (8. Aufl., Lpz. 1887 fg.), Rehdantz und Carnuth (6. Aufl., Berl. 1888 fg.); der «Hellenika» von Büchsenschütz (1. Bdchn., 6. Aufl., Lpz. 1891; 2. Bdchn., 4. Aufl., 1880), Breitenbach (Bd. 1, 2. Aufl., Berl. 1884; Bd. 2, 1874; Bd. 3, 1876) und Gilbert (Lpz. 1889); der «Cyropädie» von Hertlein und Nitsche (Bd. 1, 4. Aufl., Berl. 1886; Bd. 2, 3. Aufl., 1876) und Breitenbach (3. Aufl., Lpz. 1875 fg.); der Schrift «Vom Staate der Lacedämonier» von Haase (Berl. 1833); der «Memorabilien» von Kühner (4. Aufl., Lpz. 1882), Breitenbach (6. Aufl., Berl. 1889) und Seyffert (4. Aufl., Lpz. 1883); von kritischen Ausgaben einzelner Schriften noch die der «Anabasis» (2. Aufl., Leid. 1873), «Cyropädie» (3. Aufl. 1881) und der «Hellenika» (2. Aufl., Leid. 1880) von Cobet und die der «Anabasis» (Lpz. 1878) und der «Cyropädie» (ebd. 1882) von Hug, sowie die der Schrift über die Finanzen der Athener von Zurborg (Berl. 1876). Wiederholt ist insbesondere die Schrift «Vom Staate der Athener» bearbeitet und untersucht worden; so von Kirchhoff (Berl. 1874, 1878, 1881), Wachsmuth (Gött. 1874), M. Schmidt (Jena 1876), Rettig (Wien 1877), Müller-Strübing Gött. (1880) ^[richtig (Gött. 1880)], Belot (Par. 1880), Ludw. Lange (Lpz. 1882). Unter den deutschen Übersetzungen ohne griech. Text sind die von Walz, Campe, Hertlein, Fincke u. a. bearbeitete (Stuttg. 1854 fg.) und die von Forbiger u. a. (ebd. 1879) hervorzuheben. Eine biogr. Skizze schrieb Krüger (Halle 1822). – Vgl. Ranke, De Xenophontis vita et scriptis (Berl. 1851); Croiset, X., son caractère et son talent (Par. 1873); Roquette, De Xenophontis vita (Königsb. 1884); Hartmann, Analecta Xenophontea (Leid. 1887). Über den Zug der Zehntausend vgl. außer Moltkes «Briefen aus dem Orient» die Schriften von Koch (Lpz. 1850), Hertzberg (Halle 1861; 2. Aufl. 1870), Strecker und Kiepert (Berl. 1870), Robiou (Itinéraire des Dix-mille, Par. 1873), Strecker (Berl. 1886), von Treuenfeld (Naumb. 1890).

Xenos, Käfergattung, s. Fächerflügler.

Xeranthĕmum annŭum L., die Papierblume, s. Immortellen.

Xeres de la Frontera, span. Stadt, s. Jerez de la Frontera.

Xereswein (spr. che-), soviel wie Sherry (s. d.).

Xerodĕrmie (grch.), Pergamenthaut oder Dürrhaut, eine eigentümliche Affektion der Haut, bei der die letztere auffallend dünn, pergamentartig, blaß und gespannt erscheint und wegen des ungenügenden Epidermisschutzes und der beträchtlichen Hautspannung das Hantieren und Gehen sehr beschwerlich wird; erfordert häufiges Einfetten der spröden Haut.

Xeros, Golf von, s. Saros.

Xerōsis, Xerophthalmus (grch.), s. Trachom.

Xerxes, pers. Königsname, im Altpersischen Khsayârsâ. Der erste und allein weltbekannte König dieses Namens war der Sohn Darius’ Ⅰ. und der Atossa, der Tochter des Cyrus. Geboren um 519 v. Chr., wurde er durch die Intriguen seiner Mutter den drei ältern Söhnen des Darius von einer Tochter des Gobryas vorgezogen. X. bestieg nach Darius’ Tode 485 den Thron und unterwarf zuerst Ägypten, das sich empört hatte, dann nahm er die Eroberungspläne seines Vaters für den Westen auf. Verschiedene Hindernisse, die Darius’ Expedition erschwert hatten, wurden beseitigt, selbst die Athoshalbinsel wurde durchstochen. 480 begann der Zug. Um das Landheer nach Europa überzusetzen, ließ X. zwei Brücken bei Sestos über den Hellespont schlagen, und als diese bei einem Sturme zerstört wurden, befahl er, wie Herodot berichtet, die Baumeister zu enthaupten, dem widerspenstigen Meere 300 Geißelhiebe zu geben und ein paar Fußeisen hinein zu versenken. Hierauf ließ er nach einer großen Heerschau auf zwei neuen Brücken die Heeresmasse nach Europa hinübersetzen; sieben Tage lang dauerte der Übergang. (Über den weitern Verlauf des Krieges s. Griechenland, Geschichte.) Nach der verhängnisvollen Niederlage bei Salamis zog sich X. nach Kleinasien zurück und brachte den Winter in Sardes zu; 479 floh er infolge der neuen Siege der Griechen nach Susa, nachdem er noch in Babylon die größten Tempel zerstört hatte. X. wurde 465 mit seinem Sohne Darius von Artabanus ermordet. H. ließ Persepolis und Susa ausbauen und sonst viele Bauwerte vollenden. In der Bibel kommt er unter dem Namen Ahasverus (s. d.) vor, und die Geschichte von Esther (s. d.) schließt sich aufs genaueste den durch die Griechen bekannten Thatsachen an.

X. Ⅱ., Sohn Artaxerxes’ Ⅰ., regierte zwei Monate (424) und wurde von seinem Halbbruder Sogdianus ermordet.

X. Ⅲ., nach andern Arses oder Oarses genannt, König von Persien 337‒336 v. Chr., kam nach der Ermordung Artaxerxes’ Ⅲ. Ochos durch Bagoas zur Regierung, der X. als Scheinherrscher auf den Thron erhoben zu haben scheint.

Xestes, Maß = 1/90 des Medimnus (s. d.).

X für ein U machen, zunächst soviel wie jemand hintergehen, betrügen, dann aber überhaupt soviel als etwas weismachen, eine Redensart, die wohl darauf beruht, daß man im Mittelalter die Zahlen mit röm. Zahlzeichen ausdrückte, unter denen V und U gleichbedeutend waren und für 5 standen. Zwei V, das eine verkehrt an das andere gesetzt (X), be- ^[folgende Seite]