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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Xylidinrot - Y (Buchstabe)

von denen 6 Isomere bekannt sind. Das technische X., das durch Nitrieren des technischen Xylols (s. d.) und Reduktion des entstehenden Nitroxylols dargestellt wird, ist ein Gemenge von 5 isomeren Amidoxylolen und siedet zwischen 212° und 218°. Wird es mit roher Salzsäure versetzt, so scheidet sich ein Krystallbrei ab, der wesentlich aus salzsaurem α-Amidometaxylol besteht. Die hieraus dargestellte freie Base, das Metaxylidin, siedet bei 212 - 214°. Das technische X. findet ausschließlich zur Darstellung von Azofarbstoffen Anwendung.

Xylidīnrot, Xylidinponceau, Ponceau 2R, ein aus Xylidin (s. d.) und β-Naphtholdisulfosäure dargestellter Azofarbstoff, der zum Färben von Wolle dient.

Xylocŏpa, s. Holzbiene.

Xylocŏris, s. Holzwanze.

Xylogenīt, Papierstuck, s. Stuccaturarbeit.

Xylogrăphie (grch.), Holzschneidekunst (s. d.); Xylogrāph, Holzschneider.

Xyloïdin, eine explosive Masse, die durch Behandlung von Stärkemehl mit rauchender Salpetersäure entsteht. Sie bildet den Hauptbestandteil der ebenfalls mit X. bezeichneten Uchatiuspulvers (s. d. und Nitrocellulose).

Xylōle, die dem Benzol und dem Toluol homologen Kohlenwasserstoffe von der Zusammensetzung C8H10 ^[C_{8}H_{10}], die als Dimethylbenzole, C6H4(CH3)2 ^[C_{6}H_{4}(CH_{3})_{2}], aufzufassen sind. Man kennt 3 isomere X., das Orthoxylol (flüssig, Siedepunkt 142°), das Metaxylol (flüssig, Siedepunkt 139°) und das Paraxylol (Schmelzpunkt 15°, Siedepunkt 138°). Die bei etwa 140° siedende Fraktion des Steinkohlenteers enthält alle drei X., die aber schwierig voneinander zu trennen sind. Auch auf synthetischem Wege sind die X. dargestellt worden. Sie besitzen einen eigentümlichen, aber nicht starken Geruch. Das technische Xylol dient als Lösungsmittel und wird außerdem vielfach auf Azofarbstoffe verarbeitet, indem man es zuerst in Xylidin oder Cumidin überführt.

Xylolin, billiger leinwandartiger, von Claviez & Co. in Leipzig-Plagwitz in den Handel gebrachter Webstoff, dessen Kette aus Baumwolle und dessen Einschuß aus cylindrisch zusammengedrehten Streifen von dünnem Holzstoffpapier besteht, und der zu Arbeitskleidern, Tischdecken, Handtüchern, Unterkleidern u. s. w. verwendet wird.

Xylolīth (grch.), s. Steinmasse.

Xylomēter (grch.), Holzmesser, in der Forstwirtschaft gebräuchliches Gerät zur Messung des kubischen Inhalts unregelmäßig geformter Holzstücke. Man taucht das zu messende Holz in Wasser, das Volumen des verdrängten Wassers ist gleich dem Kubikinhalt des Holzes. Am einfachsten ist ein zylindrisches Hohlgefäß von 1 bis 1,5 m Höhe, das etwa 20 cm unter der obern Öffnung eine Abflußröhre besitzt; taucht man nun in das bis zur Abflußröhre gefüllte Gefäß das zu untersuchende Holz, so muß gerade so viel Wasser abfließen, als das Volumen des Holzes beträgt. Schneller arbeitet man mit einem X. folgender Konstruktion: ein etwa 0,25. cbm enthaltendes, cylinderförmiges Gefäß besitzt außen eine etwa 7 mm starke kommunizierende Glasröhre mit Skala. An letzterer liest man den Stand des Wassers vor und nach Eintauchen des Holzes ab; die Differenz beider Ablesungen ist gleich dem Inhalt des Holzes. - Vgl. Baur, Die Holzmeßkunde (3. Aufl., Wien 1882); Kunze, Lehrbuch der Holzmeßkunst (2. Bd., von Preßler und Kunze, Die Holzmeßkunst, Berl. 1872).

Xylophăga, Käferfamilie, s. Holzfresser und Borkenkäfer.

Xylophōn (grch.), s. Strohfiedel.

Xylopĭa L., Pflanzengattung aus der Familie der Anonaceen (s. d.) mit gegen 30 sämtlich tropischen Arten, Bäume oder Sträucher mit lederartigen Blättern und einzeln oder in Büscheln stehenden Blüten und beerenartigen Früchten. Von zwei in Mittelafrika, Sierra Leone, Guinea einheimischen Arten, X. aethiopica L. und X. aromatica DC., die von einigen Botanikern zu der besondern Gattung Habzelia vereinigt werden, stammt der Neger- oder Guineapfeffer, im Heimatlande der Pflanzen allgemein als Pfeffer benutzt. Derselbe besteht aus den roten, etwa bohnengroßen Früchten, die sehr scharfen und beißenden Geschmack besitzen. Zwei andere in Amerika einheimische Arten, X. frutescens DC. und X. sericea St. Hil., liefern Bastfasern zur Herstellung von Seilen, Geweben u. dgl.

Xylōse, s. Holzzucker.

Xylotrŏpha, Schmetterlingsfamilie, s. Holzbohrer.

Xystos, bei den Griechen ein bedeckter Säulengang in den Gymnasien, wo während des Winters die Leibesübungen vorgenommen wurden, den man jedoch auch zum Lustwandeln benutzte. Die Römer nannten X. auch eine unbedeckte Terrasse vor den Landhäusern. Im Mittelalter bezeichnete man als X. einen langen, bedeckten Gang, besonders den Kreuzgang der Klöster.

Xystus, Name von zwei Päpsten:

X. oder Sixtus I., in der überlieferten Liste der röm. Bischöfe der erste historisch festzustellende wirkliche Bischof der Gemeinde im spätern Sinne des Wortes. Seine Amtsdauer währte etwa 7 Jahre. Er starb 124 oder 126.

X. oder Sixtus II. (257-258), trat nach dem Bruch zwischen seinem Vorgänger Stephan I. und Cyprianus mit letzterm aufs neue in friedlichen Verkehr und starb als Märtyrer in der Valerianischen Verfolgung.

Xystus Betulējus, deutscher Schulmann und Dramatiker, s. Birck, Sixt.

Y.

Y (Ypsilon), der 25. Buchstabe des deutschen Alphabets, entspricht dem griech. Y (als Zahlzeichen = 400). Dieser Buchstabe ist von den Griechen neu erfunden (s. V, U und Schrift); er bezeichnete im Altgriechischen den Laut unsers ü und wird in Fremdwörtern bei uns so gesprochen. Die Römer wandten y nur in griech. Lehnwörtern an. In früherer Zeit wurde der Buchstabe auch in der deutschen Orthographie viel verwendet, die Diphthongen ei, ai häufig ey, ay geschrieben, ein Gebrauch, der, als unnötig, jetzt aufgegeben ist.

Als Abkürzung steht y in der Mathematik für die zweite unbekannte Größe (neben x für die erste). Auf ältern franz. Münzen bezeichnet Y den Prägort