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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zarskoje Selo - Zauberspiegel

Zárskoje Selo (spr. ßeló). 1) Kreis im mittlern Teil des russ. Gouvernements Petersburg, im Gebiet von Zuflüssen der Newa und Luga, hat 4312,5 qkm, 115475 E., darunter 46 Proz. Finnen und deutsche Kolonisten; Hafer-, Kartoffelbau, Kalkbrennerei und Glashütten. - 2) Kreisstadt im Kreis Z. S., 20 km südlich von Petersburg, an Teichen, die durch Kanäle zur Slawjanka (zur Newa) abfließen sowie an den Eisenbahnen Petersburg-Z. S.-Pawlowsk und Petersburg-Warschau (Station Alexandrowskaja). Sie besteht aus der eigentlichen Stadt und dem Stadtteil Sofija, hat breite, gerade Straßen mit Häusern im Villenstil, (1892) 20500 E., zehn russ. Kirchen, darunter zwei Kathedralen, eine kath., eine evang. Kirche, ein Knaben-, ein Mädchengymnasium, Stadtschule, Kaufhof, Fuhrwesen, Tapetenfabrik. Unmittelbar bei Z. S. finden sich große kaiserl. Parkanlagen, mit dem "Alten Schloß", erbaut von Katharina I. und ausgeschmückt von Katharina II., enthaltend viele Prachtgemächer, eine Kirche, die von Cameron angelegte Marmorgalerie u. a., und mit dem Alexanderschloß, von Katharina II. für Alexander I. erbaut, enthaltend Gemälde von Ajwasowskij, Brüllow u. a. Ferner finden sich in den Parkanlagen eine got. Ruine mit der marmornen Christussäule von Dannecker, eine Marmorsäule (33 m hoch) zur Erinnerung an die Siege des Grafen Orlow, ein Obelisk für den Grafen Rumjanzew, mehrere Triumphbogen, ein Theater, Arsenal (dessen Inhalt aber nach Petersburg überführt wurde) u. a. In weiterer Umgebung liegen die kaiserl. Lustschlösser Tschesme, Pawlowsk, Krasnoje Selo und Gatschina; die deutsche Kolonie Friedenthal (mit Band- und Baumwollfabrikation). Z. S. ist während des Sommers von vielen Fremden bewohnt und war ehemals die Sommerresidenz der russ. Kaiser. Es entstand aus einer kleinen Anlage, die Peter d. Gr. bei dem finn. Dorf Saari-mojs gründete und erhielt 1725 statt des Namens Sarskoje den Namen Zarskoje. Katharina II. ließ daneben eine Stadt Sofija anlegen, die 1808 mit Zarskoje zu der Stadt Z. S. (d. i. Zarendorf) verbunden wurde. Auf dem berühmten Lyceum zu Z. S. (1811-49; seitdem Alexander-Lyceum in Petersburg) fanden ihre Ausbildung Puschkin, Delwig, Korff, Fürst Gortschakow u. a.

Zárskoje Seloer Eisenbahn, erste russ. Eisenbahn von St. Petersburg über Zarskoje Selo nach Pawlowsk (27 km lang, 4. April 1838 eröffnet). (S. Russische Eisenbahnen.)

Zärtelwochen, soviel wie Flitterwochen (s. d.).

Zartried, Pflanzengattung, s. Isolepis.

Zarzuēla, altspan. Singspiel von meist zwei Akten, dessen Name von einem königl. Schloß bei Madrid herrühren soll, wo die Z. vor Philipp IV. aufgeführt wurden. Gegenwärtig entspricht die Z. der franz. Opéra comique.

Zastrow, Heinrich Adolf von, preuß. General der Infanterie, geb. 11. Aug. 1801 zu Danzig, trat 1819 aus dem Kadettenkorps als Lieutenant in das 1. Garderegiment, besuchte 1823-25 die Allgemeine Kriegsschule, wurde 1826 zum Ingenieurkorps, 1834 zum Topographischen Bureau und 1839 nach der Türkei kommandiert, nachdem er vorher in den Generalstab versetzt war. 1841 wurde Z. Hauptmann, 1845-47 war er in der Kommission zur Feststellung des neuen Infanteriegepäcks thätig, 1848 trat er in schlesw.-holstein. Dienste und führte am Tage der Schlacht von Schleswig (23. April) das rechte Seitendetachement, mit dem er bei Missunde den Übergang über die Schlei erzwang. Zum Commandeur der Avantgarde der schlesw.-holstein. Armee ernannt, nahm er an den Gefechten bei Nübel und Holnis teil, eroberte 20. April 1849 nach dreistündigem Widerstand Kolding und kommandierte in der Schlacht von Fredericia (7. Juli) zwei Brigaden. 1850 kehrte Z. als Bataillonscommandeur in preuß. Dienste zurück. Bis zum J. 1866 allmählich zum Generallieutenant und Commandeur der 11. Division emporgestiegen, führte Z. im preuß.-österr. Kriege diese mit großer Auszeichnung, namentlich bei Königgrätz, wo er Nechanitz, Wschestar und Rozběřitz erstürmte. Nach dem Kriege zum kommandierenden General des 7. Armeekorps ernannt, führte Z. dieses 1870 und nahm an den Schlachten von Spicheren und Gravelotte sowie an der Einschließung von Metz teil. Nach dem Fall dieser Festung belagerte er Diedenhofen, Montmédy und Mezières, operierte nach der Einnahme gegen die Loire und wurde am Ende des Feldzugs zur Unterstützung der Südarmee unter General von Manteuffel herangezogen. Zum Chef des Grenadierregiments Nr. 10 ernannt, nahm Z. bald nach dem Frieden seinen Abschied und starb 12. Aug. 1875 zu Schöneberg bei Berlin. Seinen Namen führt ein Fort bei Metz. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Handbuch der vorzüglichsten Systeme und Muster der Befestigungskunst" (Berl. 1828; 3. Aufl. u. d. T. "Geschichte der beständigen Befestigung", Lpz. 1854), "Carnot und die neuere Befestigung" (anonym, Lpz. 1840). Außerdem übersetzte er Vaubans "Traité de l’attaque des places" u. d. T. "Angriff und Belagerung fester Plätze" (Berl. 1841).

Žatec (spr. schátetz), czech. Name der Stadt Saaz (s. d.) in Böhmen.

Zator (spr. sa-), ehemaliges poln. Herzogtum in Galizien (s. Auschwitz).

Zatteltracht, auch Zaddeltracht, eine im 13. Jahrh. aufgekommene Tracht, bei der die Ränder der männlichen Kleidung in lange Zacken oder Streifen (Zatteln) zerschnitten oder mit Zatteln besetzt waren. (S. Tafel: Kostüme II, Fig. 5 u. 6.) Gegen die Mitte des 14. Jahrh. kamen die vorerst verachteten Zatteln, zugleich mit der Schellentracht (s. d.) und den Schnabelschuhen (s. d.), auch bei den vornehmen Ständen in Gebrauch. Die Zatteln beschränkten sich aber nicht auf den Rock, sondern alle Obergewänder, die bis zum Boden reichenden, oft zu mächtigen Glocken erweiterten Ärmel, selbst Hemdärmel, Kopfbedeckungen u. s. w. wurden mit Zatteln versehen. Im Anfang des 15. Jahrh. erreichte die Modethorheit der Z. ihren Höhepunkt. Um 1470 war sie ganz verschwunden und wurde von da an nur noch von Spaßmachern und Narren getragen.

Zatzikhofen, Ulrich von, s. Ulrich von Zatzikhofen.

Zauberei, s. Magie und Hexen.

Zaubergürtel, Wolfsgürtel, s. Werwolf.

Zauberkreisel, s. Newtons Farbenscheibe.

Zauberlaterne, soviel wie Laterna magica (s. Projektionsapparat).

Zauberpapyri, s. Papyrusrollen.

Zauberring, in der Obstbaumzucht, s. Ringelschnitt.

Zaubersegen, s. Zaubersprüche.

Zauberspiegel, auch Erdspiegel oder Bergspiegel, ein viereckiger Glasspiegel mit einem Schieber, den man zur Mitternachtsstunde einer verstorbenen Person unter Beobachtung von allerlei