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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Zeno; Zenobia; Zenodotus

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Zeno (Stifter des Stoicismus) - Zenodotus

die größte Standhaftigkeit bewiesen haben. Er stützte die Lehre seines Meisters vom Einen unwandelbar Seienden indirekt durch den Beweis, daß die Annahme vieler beweglicher Substanzen zu Widersprüchen führe. Plato schätzte an diesen Beweisen besonders das dialektische Verfahren; auch Aristoteles bezeichnet ihn deshalb als Urheber der Dialektik. Diese Beweise haben in der That die Bedeutung einer scharfsinnigen Kritik der Sinnlichkeit in ihren Grundgesetzen Raum und Zeit. Z. zeigt eigentlich, daß das Viele und Wandelbare der sinnlichen Anschauung in Raum und Zeit deshalb nicht real sein könne, weil es dem Begriffe, den unsere Vernunft von einem streng Seienden hat, nicht entspricht, sondern wir uns bei jedem Versuche, diesen Begriff darauf anzuwenden, das Erscheinende als seiend nach reinem Verstandesbegriff zu denken, notwendig in Widerspruch verwickeln. Das Verfahren ist daher demjenigen nahe verwandt, welches Kant in seinen "Antinomien" anwendet. Die Zenonischen Argumente stützen sich hauptsächlich auf die unendliche Teilbarkeit des Raums wie der Zeit, auf die Unmöglichkeit ein Unteilbares (ein streng Seiendes aber müßte unteilbar sein) in beiden festzuhalten. An dieser Schwierigkeit liegt es in der That, daß in der Sinnenwelt weder eine absolute Größe, noch ein absoluter Ort oder Zeit, noch folglich eine absolute Bewegung sich bestimmen läßt; die durchgängige Relativität schließt solche absolute Bestimmungen, wie doch das Identitätsgesetz des reinen Verstandes sie zu fordern scheint, von vornherein aus. Auf dies Motiv lassen die sämtlichen Zenonischen Beweise sich zurückführen, sie sind, so betrachtet, trotz einiger Unbeholfenheit in der Fassung, unangreifbar und z. B. auch von Aristoteles nur scheinbar widerlegt worden. Wesentlich auf dieselbe Grundlage stützen Leibniz und Kant die Unterscheidung der sinnlichen und Verstandeskenntnis, des Phänomenon und Noumenon, mit deren Feststellung sie sich bewußt waren, den alten, von den Eleaten entdeckten Unterschied der Erkenntnisprincipien zu erneuern.

Zeno (Zenon), Stifter des Stoicismus aus Citium auf Cypern, Zeitgenosse Epikurs, etwa 350-264 v. Chr. Er widmete sich, nachdem er anfangs Handelsmann gewesen, zu Athen der Philosophie und hörte zuerst den Cyniker Krates, dann auch den Megariker Stilpo und die Akademiker Xenokrates und Polemo. Hierauf begründete er um 308 eine eigene Philosophenschule, die von dem Orte, wo er lehrte, der Stoa, in der Folge den Namen der Stoischen erhielt. (S. Stoicismus.) Z. erfreute sich bei den Athenern eines hohen Ansehens, auch der macedon. König Antigonus Gouatas achtete ihn hoch. Seine Philosophie stand der cynischen noch in manchen krassern Anschauungen ziemlich nahe. Von seinem Werke über den Staat sagte man, er habe dasselbe "auf den Schweif des Hundes" geschrieben, d. h. er sei darin Nachfolger der Cyniker. Die wesentlichsten Grundzüge der stoischen Lehre sind bei ihm schon ziemlich fertig zu finden. Z. soll seinem Leben freiwillig ein Ende gemacht haben.

Zeno (Zenon) von Sidon, epikureïscher Philosoph, geb. um 150 v. Chr., war etwa seit 100 v. Chr. das Schulhaupt der Epikureer, der Lehrer Ciceros und des Philodemus; von ihm sind in Herculanum zahlreiche Schriften aufgefunden worden. Seine hauptsächliche Bedeutung liegt in der Ausbildung der Lehre vom Erfahrungsschluß, von der wir durch seines Schülers Philodemus Schrift "Von den Induktionsschlüssen" (hg. von Th. Gomperz in den "Herculanischen Studien", Heft 1, Lpz. 1865) unterrichtet sind. Gemeint ist eigentlich der Analogieschluß, der auf der Voraussetzung der Gleichförmigkeit der Erfahrung beruht. Sonst wissen wir von Z. (durch Proklus' Kommentar zum Euklid), daß er die mathem. Beweisführung angriff.

Zeno, Apostolo, ital. Dichter und Litterarhistoriker, geb. 11. Dez. 1668 zu Venedig, machte sich zunächst durch Gedichte bekannt. Mit Maffei und Vallisnieri gab er 1710 das "Giornale de' letterati d'Italia" heraus. Auf Einladung Kaiser Karls VI. kam er 1718 als Hofdichter nach Wien, wo er auch zum Historiographen ernannt wurde. Diese Ämter verwaltete Z. bis 1729, kehrte dann nach Venedig zurück, wo er 11. Nov. 1750 starb. Namentlich durch seine Melodramen hat er der ital. Oper eine regelmäßige Gestalt gegeben. Seine dramat. Werke, 60 an der Zahl, erschienen zuerst in 10 Bänden (Vened. 1744), dann in 12 (Tur. 1795). Vorzügliches leistete er als Biograph und Historiker. Hervorzuheben sind auf diesem Gebiete seine Anmerkungen zu Fontaninis "Biblioteca della eloquenza italiana" (2 Bde., Vened. 1753), "Istorici delle cose veneziane" (10 Bde., ebd. 1718-22), "Dissertazioni istorico-critiche e letterarie agli istorici italiani", auch "Dissertazioni Vossiane" genannt (2 Bde., ebd. 1752-53), sein Hauptwerk; seine Lebensbeschreibungen des Sabellico, Guarini, Davila und der drei Manucci (Aldi); endlich "Lettere" (3 Bde., Vened. 1752, und 6 Bde., ebd. 1785). - Vgl. Negri, Vita di A. Z. (Vened. 1846).

Zenobia, Königin von Palmyra, hieß eigentlich Batzebina und war die (wahrscheinlich zweite) Gemahlin des Odenathus II., des Beherrschers von Palmyra (s. d.). Als dieser zu Anfang des J. 267 samt Herodes, seinem Sohn erster Ehe, ermordet worden war, übernahm Z. selbst für ihren unmündigen Sohn Athenodor oder Baballathos die Regierung und führte ein kluges, kraftvolles Regiment. Sie warf 267 einen Feldherrn des Gallienus, den Heraclianus, zurück und breitete während der letzten Regierungsjahre des Gallienus und der Regierung Claudius' II. ihre Herrschaft bis nach Ägypten und über einen Teil Kleinasiens aus. Zugleich bildete ihr Hof einen Mittelpunkt hellenischer Bildung und einen Zufluchtsort für die in den christl. Streitigkeiten Verfolgten. Die Königin selbst las und trieb mit dem ihr befreundeten griech. Rhetor Longinus griech. Litteratur. Erst Kaiser Aurelianus, mit dem Z. 270 offen brach, konnte 271 gegen die palmyrenische Herrscherin ziehen. Ihre Heere wurden bei Antiochia und bei Emesa geschlagen. In Palmyra belagert und durch Hungersnot getrieben, entfloh sie, wurde aber auf der Flucht aufgegriffen. Die Palmyrener ergaben sich im Frühling 272 und die Vertrauten der Z., unter ihnen Longinus, erlitten den Tod. Die Stadt Palmyra wurde im Frühling 273 zerstört. Z. verherrlichte 274 den Triumphzug des Kaisers und lebte dann in Tibur. Calderon hat ihre Geschichte zum Stoff eines Dramas benutzt.

Eine andere Z. war Gattin des Rhadamistos, Königs von Iberien, der sie, um sie auf der Flucht vor den Feinden zu retten, zu erstechen suchte und in den Araxes warf. Sie wurde dennoch gerettet (53 n. Chr.). Diese Z. ist die Heldin eines der besten Werke Crébillons des Ältern.

Zenodotus, alexandrinischer Grammatiker, aus Ephesus gebürtig, war unter der Regierung des