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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ziege (Fisch) - Ziegenfelle

Die Schweizer Z. (Bern 1887); Ulrich, Leitfaden für die Verbreitung, Pflege und rationelle Zucht der Z. (Darmst. 1896); Hilpert, Über Ziegenzucht und Ziegenhaltung (Berl. 1896).

Ziege, Sichling (Pelecus), eine nur eine einzige Art (Pelecus cultratus L.) umfassende Gattung der karpfenartigen Fische, von niedrigem Körper mit scharfer Bauchkante, sehr großer Brust- und kleiner Rückenflosse, die Afterflosse ist sehr lang, die Seitenlinie auffallend gewunden, das Maul nach oben gerichtet, die Mundspalte fast senkrecht. Oben dunkel, blau oder grünlich, an den Seiten silbern mit rosa Schimmer, wird die Z. bis 30 cm lang. Das Fleisch ist gering geschätzt. Sie bewohnt die östl. Ostsee, von wo sie in die Haffe und Flußmündungen aufsteigt, auch im Schwarzen Meere, von dem aus sie selten in der Donau bis Bayern kommt.

Ziegel, Ziegelstein, Mauerziegel, Backstein, die aus Lehm oder Ziegelthon geformten und gebrannten künstlichen Steine, welche zur Dachdeckung und zum Mauern verwendet werden, wonach man Dachziegel (s. Dachdeckung) und Mauerziegel unterscheidet. Je nach ihrer Herstellungsweise unterscheidet man Hand- oder Streichziegel und Maschinenziegel; erstere werden in eisernen oder hölzernen Formen mit der Hand gestrichen und entweder in Feldziegelöfen (Meilern), daher der Name Feldbacksteine, oder in geschlossenen Ofen (Ofenziegel) gebrannt; letztere werden mittels besonderer Maschinen (Ziegelmaschinen) durch Schneiden eines Thonstranges erzeugt und in besondern Öfen gebrannt. (Näheres hierüber s. Thonwarenfabrikation.) Nach dem Grade des Brennens bezeichnet man die Steine als schwach, mittel und scharf gebrannte, obwohl dieser Unterschied bei den neuern, vollkommenern Ringöfen wegfällt. Nur geformte und getrocknete Steine heißen Lehmsteine (s. d.), besonders scharf gebrannte Z. dagegen Klinker (s. d.). Die Maße der gewöhnlichen Z. sind in den meisten Ländern gesetzlich geregelt. In Deutschland hat sich seit 1867 durch Übereinkunft der Fabrikanten der sog. Normalziegel eingeführt, dessen Länge 25 cm, Breite 12 cm und Stärke 6,5 cm beträgt. Die durch Ziegelverbände (s. Steinverbände) zu Mauerkörpern vereinigten Z. müssen vielfach (z. B. bei Eckbildungen, Abtreppungen und den beim Stromverband angewendeten Stromschichten, deren Fugen schräg zur Mauerflucht liegen) zerteilt werden, so daß Stücke entstehen, die der Maurer mit besondern Namen bezeichnet: ein Teilstein mit ein Viertel der Länge heißt Quartier, ein solcher mit drei Viertel der Länge Dreiquartier; die Stücke, die man erhält, wenn man einen Z. derart halbiert, daß die beiden Hälften 25 cm lang, 6,5 cm hoch und 6 cm breit sind, heißen Riemstücke. (S. auch Blendsteine, Luftsteine, Tuffziegel.) Feuerfeste Z. für Öfen sind die Chamottesteine (s. Chamotte) und die Dinasziegel (s. d.).- Vgl. Bock, Die Ziegelfabrikation (8. Aufl. von Neumanns Ziegelfabrikation, Weim. 1894); Dümmler, Handbuch der Ziegelfabrikation (Halle 1897 fg.).

Ziegelbrenneranämie, s. Dochmius duodenalis.

Ziegeldach, s. Dachdeckung.

Ziegelei-Berufsgenossenschaft für das Gebiet des Deutschen Reichs. Sitz ist Berlin. Sitz der 14 Sektionen: Elbing, Posen, Stettin, Berlin, Breslau, Dresden, Magdeburg-Friedrichstadt, Lübeck, Stade, Dortmund, Köln a. Rh., Wiesbaden, Mannheim, München. Ende 1896 bestanden: 12 691 Betriebe mit 277 641 versicherten Personen, deren anzurechnende Jahreslöhne 107 592 030 M. betrugen. Die Jahreseinnahmen beliefen sich auf 1 375 250, die Ausgaben auf 1 167 291 M., der Reservefonds Ende 1896 auf 2 625 850 M. Entschädigt wurden 1896: 938 Unfälle (3,38 auf 1000 versicherte Personen), darunter 95 Unfälle mit tödlichem Ausgang und 12 mit völliger Erwerbsunfähigkeit. Die Summe der gezahlten Entschädigungen, einschließlich der Renten für Unfälle aus frühern Jahren, betrug 1896: 830 491 M. (S. Berufsgenossenschaft.)

Ziegelerz, rötlichbraune bis ziegelrote erdige Gemenge von Rotkupfererz (Kupferoxydul) mit viel Brauneisenerz (Eisenoxydhydrat), die auf manchen Kupfererzlagerstätten vorkommen.

Ziegelmaschine, Ziegelofen, Ziegelpresse, s. Thonwarenfabrikation nebst Tafeln.

Ziegelrohbau, s Rohbau.

Ziegelstein, s. Ziegel.

Ziegelsteinpflaster, s. Fußboden.

Ziegelsteinrohbau, s. Rohbau.

Ziegelthee, Backsteinthee (russ. kirpičnyj čaj), eine Sorte Thee, die aus Abfällen und Stielen der bessern Theesorten und dem Theegrus dargestellt wird. Früher machte man das Material mit dem Serum des Ochsen- oder Schafblutes an und formte daraus viereckige Kuchen, jetzt wird derselbe fabrikmäßig durch Zusammenpressen gewonnen. Hauptfabrikationsort ist Kin-kiang, von wo er in die Mongolei und das gesamte mittlere Asien durch Karawanen gebracht wird. Ein Teil geht auch nach den Küstenländern Chinas zur Verproviantierung von Schiffen u. s. w., während er bei den Nomaden des mittlern Asiens als Volksgenußmittel gilt. Die Ausfuhr Chinas an Z. betrug 1896: 34,3 Mill. kg.

Ziegelverband, s. Steinverbände.

Ziegelwaren, plattierte, s. Terracotta.

Ziegenbart, s. Clavaria und Tafel: Pilze I, Fig. 13.

Ziegenbein, Pflanzenart, s. Centaurea.

Ziegenfelle, die Felle der Ziege. Sie finden außer denen der Angoraziege nur zur Lederfabrikation (s. d.) Verwendung und werden verarbeitet zu Saffian und Korduan, zu schwarzem Schuhleder an stelle von Kalbleder, zu sämischgarem, weißgarem und von jungen Tieren (Kitzfelle) zu Glacéhandschuhleder. Dauerhafter sind die Felle von Tieren, die auf Gebirgen frei leben, als von denen, die im Flachlande und in Ställen gehalten werden. Die Haare geben gute Malerpinsel. Die Felle der Angoraziege mit ihrem weißen, gekräuselten, langen Haar werden in der Türkei zum Belegen von Sitzen, in Europa zuweilen zu Satteldecken verwendet. Neuerdings färbt man sie jedoch meist und benutzt sie zu Fußdecken. Gewöhnliche Z. finden in Frankreich oft Verwendung zu Jagdröcken, das Haar nach außen getragen. Chinesische Z., an Ort und Stelle zu Decken von je zwei Stück fertig gearbeitet, bilden seit einigen Jahren einen ziemlich bedeutenden Handelsartikel und finden naturell oder gefärbt als Schlittendecken und Fußdecken gute Verwendung. Neuerdings produziert Tibet eine seidenhaarige weiße Ziege, die teils über Nischnij Nowgorod, teils über Hamburg in Fellen und fertig gearbeiteten Mänteln mit Ärmeln an den deutschen Markt kommt, in enorm großen Quantitäten. Während früher solche Mäntel als Rarität mit 400-600 M. bezahlt wurden, ist der jetzige Preis 80-120 M. je nach Qualität.