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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ziegler (Theobald) - Ziehharmonika

Herzfeld zu Bamberg die Bühne, war dann in Ulm engagiert, wurde 1865 Mitglied des neuen Aktienvolkstheaters zu München und trat 1867 beim Stadttheater zu Leipzig ein, wo sie namentlich als Brunhild (Hebbels "Nibelungen"), Isabella ("Braut von Messina"), Elisabeth ("Esser"), Iphigenie und Jungfrau von Orleans Triumphe feierte. 1868-74 war sie Mitglied des Münchener Hoftheaters, unterbrach ihre dortige Thätigkeit durch häufige Gastspiele in ganz Deutschland, Rußland und Holland. 1876 vermählte sie sich mit Adolf Christen, ihrem frühern Lehrer (gest. im Juli 1883). Klara Z. verfügt über ein sonores, modulationsfähiges Organ und eine fesselnde Darstellungsweise. Ihre besten Leistungen sind: Gräfin Orsina, Medea, Macbeth, Jungfrau von Orléans, Iphigenie, Sappho, Klytämnestra, Penthesilea, Thusnelda im "Fechter von Ravenna" und Judith. Auch wandte sie sich mit Erfolg dem feinern Lustspiel zu und trat als Vicomte von Letorières, Donna Diana u. s. w. auf. Sie schrieb die Einakter "Flirten" (1895), "Furcht vor der Schwiegermutter" (1897; beide in Reclams "Universalbibliothek") und "Der Türmer von St. Peter" (Münch. 1897). - Vgl. Mayerhofer, Klara Z. (Bamb. 1887).

Ziegler, Theobald, Philosoph, geb. 9. Febr. 1846 zu Göppingen in Württemberg, studierte in Tübingen, wurde 1871 Gymnasiallehrer in Winterthur, 1876 in Baden-Baden, 1882 in Straßburg, 1884 zugleich Privatdocent für Philosophie und Pädagogik daselbst, 1886 ord. Professor. Er schrieb namentlich: "Studien und Studienköpfe aus der neuern und neuesten Litteraturgeschichte" (Schaffh. 1877), "Geschichte der Ethik" (Bd. 1, Bonn 1881; Bd. 2, Straßb. 1886; 2. Ausg. 1892), "Sittliches Sein und sittliches Werden" (1. u. 2. Aufl., Straßb. 1890; englisch 1892; russisch 1895), "Die sociale Frage eine sittliche Frage" (Stuttg. 1891; 5. Aufl. 1895; französisch 1893), "Die Fragen der Schulreform" (ebd. 1891), "Das Gefühl" (ebd. 1893), "Religion und Religionen" (ebd. 1893), "Fr. Th. Vischer" (ebd. 1893), "Geschichte der Pädagogik" (in Baumeisters " Erziehungs- und Unterrichtslehre für höhere Schulen", Bd. 1, Münch. 1895), "Der deutsche Student am Ende des 19. Jahrh." (6. Aufl., Stuttg. 1896).

Zieglerschulen, Fachschulen, die Aufseher, Brennmeister und Werkführer für den Ziegeleibetrieb ausbilden. Eine solche Schule besteht seit 1. Okt. 1894 zu Lauban in Schlesien. In einem einjährigen Kursus wird unterrichtet in Mathematik, Naturwissenschaften, Maschinenkunde, Briefstil und Buchführung, Freihand-, architektonischem und Fachzeichnen, Modellieren und Herstellung aller Arten praktischer Zieglerarbeiten nebst Brennen derselben. Hierbei wird eine Versuchs- und Lehrziegelei mit allen Arten von dazugehörigen Maschinen und mit Brennöfen benutzt. Das Schulgeld beträgt jährlich 200 M.

Ziegler und Klipphausen, Heinr. Anselm von, Dichter, geb. 6. Jan. 1663 zu Radmeritz in der Oberlausitz, studierte in Frankfurt a. O. die Rechte, Sprachen, Geschichte und Poesie und übernahm dann die Verwaltung seiner Güter. Er wurde Stiftsrat zu Wurzen und starb 8. Sept. 1696 in Liebertwolkwitz bei Leipzig. Sein Hauptwerk ist die "Asiat. Banise, oder das blutig, doch mutige Pegu" (Lpz. 1689 u. ö.; Fortsetzung von J. G. Hamann, 1721; neu hg. von Bobertag in Kürschners "Deutscher Nationallitteratur", Bd. 37). Dieser Roman, der im allerschwülstigsten Stil geschrieben ist, fand seiner Zeit großen Beifall und hat auf die geistige und Geschmacksrichtung mehrerer Generationen den größten Einfluß geübt. Weniger bedeutend sind Z. u. K.s andere teils geschichtliche, teils poet. Schriften.

Ziehbank, eine Vorrichtung zur Drahtfabrikation (s. Draht) sowie zur Herstellung von Blei- und Kupferröhren (s. Bleiröhren), auch eine Maschine zum Einschneiden der Züge in Gewehrläufe oder Geschützrohre; ferner eine Vorrichtung zur Herstellung profilierter Holzleisten in Werkstätten, welche keine motorische Kraft zur Verfügung haben. Die zu kehlende Leiste wird vorgearbeitet eingespannt; das Messer ist in einem Ständer vertikal verstellbar und steht normal zur Arbeitsfläche. Durch Drehen einer Handkurbel wird das Holz gegen die Schneide des Messers geführt und hierauf wieder zurückgezogen. Diese Operation wiederholt sich unter langsamer Herabstellung des Messers, bis das ganze Profil scharf und rein ausgebildet ist. Die Maschine ist nur zum Kehlen von harten Leisten verwendbar. S. auch Blechbearbeitung und Tafel: Blechbearbeitungsmaschinen, Fig. 5.

Ziehbarkeit der Metalle, s. Dehnbarkeit.

Zieheisen, s. Blechbearbeitung.

Ziehen, Marsch einer in Linie aufgestellten Truppenabteilung nach halbrechts oder halblinks, ist eine Abart des Frontmarsches. - Z. ist auch Bezeichnung für die Ernte des Flachses (s. d.). - Über Z. im Wechselrecht, s. Trassieren.

Ziehfeder, Reißfeder, Instrument, welche dazu dient, eine in Bleistift angelegte Zeichnung mit Tusche auszuziehen. Die Z. besteht aus zwei metallenen Zungen oder Backen an einem Stiel. Zwischen die Zungen wird die Tusche gefüllt; durch eine Schraube ist der Zwischenraum der Zungen, also die Breite des Striches, verstellbar. Die Punktierziehfeder dient zum saubern Punktieren und Stricheln von Linien. Entweder befindet sich an Stelle der beiden Spitzen ein Zahnrädchen, welches mit der Tusche in Berührung kommt und die einzelnen Punkte gewissermaßen auf das Papier druckt, oder es wird durch ein Zahnrad eine Z. gehoben und gesenkt. Die Parallelziehfeder, in der zwei Z. an einem Stiele vereinigt sind, wird bei Lageplänen zum Zeichnen der Wege gebraucht. Die Kurvenziehfeder dient zum freihändigen Ausziehen von Kurven, namentlich von Höhenkurven. Die eigentliche Z. mit gebogenen Backen ist um die Stielachse leicht drehbar, so daß sie der leisesten Drehung der Hand folgen muß und die Backen stets parallel der Kurventangente sind.

Ziehharmonika, Accordion, Bandoneon, Concertina, ein primitives harmoniumartiges Instrument, in seiner ursprünglichen Form 1829 von Damian in Wien erfunden, ist aus der kleinen, jetzt nur noch als Kinderspielzeug benutzten Mundharmonika entstanden. Diese besteht aus einer Anzahl feiner stählerner sog. durchschlagender Zungen, deren Mechanik so eingerichtet ist, daß sie beim Hereinstoßen des Atems einen Accord und beim Zurückziehen einen zweiten erklingen lassen; die Accorde stehen stets in dem Verhältnisse der Tonika und der Dominante. Die Z. ist dasselbe Instrument, nur in so bedeutend vergrößertem Maßstabe ausgeführt, daß der Atem des Mundes nicht mehr ausreicht, um die Zungen zum Erklingen zu bringen. Sie hat die Gestalt eines viereckigen Kastens, dessen Seitenwände, aus gefaltetem Leder bestehend, einen Blasebalg bilden, der durch Aufziehen und Niederdrücken von dem Spielenden in Bewegung gesetzt wird, wäh-^[folgende Seite]