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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ziffern; Zigabenus; Zigarren; Zigeuner

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Ziffern - Zigeuner

gegen Frankreich mit und wurde 1736 zum Major ernannt. Friedrich II. beförderte ihn nach dem Gefecht bei Rothschloß (17. Mai 1741) zum Obersten und Chef des nunmehr formierten Husarenregiments. Im Feldzug von 1742 drang Z. mit der Vorhut bis Stockerau unfern Wien vor und deckte später den Rückzug des Prinzen Dietrich von Anhalt nach Schlesien. Noch bedeutender waren Z.s Leistungen im zweiten Schlesischen Kriege. Am 5.Okt. 1744 zum Generalmajor befördert, führte er 20. Mai 1745 den berühmten Marsch durch die ganze feindliche Aufstellung in Oberschlesien aus, um dem Markgrafen Karl in Jägerndorf den Befehl des Königs zur Vereinigung mit ihm bei Frankenstein zu überbringen (Zietenritt). Ruhmvoll nahm er hierauf an den Schlachten bei Hohenfriedberg (4. Juni) und bei Katholisch - Hennersdorf (23. Nov.) teil und wurde 1756 zum Generallieutenant befördert. Seinen Heldenruhm bewährte er hauptsächlich im Siebenjährigen Kriege. Er wohnte siegreich dem Gefecht bei Reichenberg sowie der Schlacht bei Prag bei, befehligte in der Schlacht bei Kolin die Kavallerie des linken Flügels und warf dreimal die österr. Kavallerie, so daß er das Schlachtfeld bis zum Abend behauptete und den Rückzug der Armee deckte. Bei Leuthen brach er durch das Zurückwerfen des Radasdyschen Korps die Bahn zum Siege und verfolgte nach der Schlacht den Feind. Bei Liegnitz hielt er das österr. Hauptheer während der Schlacht vom Kampfe zurück, und in der Schlacht bei Torgau entschied er durch Erstürmung der Süptitzer Höhen den Sieg. Ruhmgekrönt und als General der Kavallerie kehrte Z. nach Beendigung des Krieges in die Heimat zurück. Er war der populärste von Friedrichs Feldherren. Strenge Pflichterfüllung und wahre Frömmigkeit zeichneten ihn aus. Von seinem Monarchen geehrt, vom Volk enthusiastisch bewundert, durchlebte er ein heiteres Greisenalter, bis er 26.Jan.1786 zu Berlin starb. Seine Bedeutung für die preuß. Armee beruht in seiner Thätigkeit für die Ausbildung und Verwendung der leichten Reiterei. Friedrich Wilhelm II. ließ 1794 eine von Schadow gearbeitete Bildsäule am Wilhelmsplatz in Berlin errichten; auch am Denkmal Friedrichs d. Gr. in Berlin befindet sich Z.s Reiterbild. Das 3. preuß. Husarenregiment führt seinen Namen. Z.s Leben haben seine Tochter Luise von Blumenthal (Berl. 1800), ferner Hahn (5. Aufl., ebd. 1878), Graf zur Lippe-Weißenfeld (2. Aufl., ebd. 1885) und Winter (2 Bde., Lpz. 1886) beschrieben.

Ziffern, die Schriftzeichen für die Zahlwörter. In den ausgebildetern Sprachen sind die Zahlwörter (s. d.) auf das Dezimalsystem gegründet: Zehn Einer machen einen Zehner, zehn Zehner ein Hundert, zehn Hunderte ein Tausend. Die Zählung nach 60 war im alten Babylon, nach 20 beiderseits des Atlantischen Oceans gebräuchlich. Die Zahlzeichen der meisten alten Völker und die Methoden, mit denselben alle oder möglichst viele Zahlen zu schreiben, waren höchst unbequem; meist bedienten sie sich dazu der Buchstaben ihrer Alphabete. W. von Humboldt in seiner Abhandlung "Über die bei verschiedenen Völkern üblichen Systeme von Zahlzeichen und über den Ursprung des Stellenwerts in den ind. Zahlen" teilt die bekannt gewordenen Methoden, die Zahlen mit einer geringen Anzahl einfacher Z. zu schreiben, mit Ausschluß der heutigen Zahlensysteme, in vier Klassen: 1) Bloße Nebeneinanderstellung, wie bei den Tuskern, Römern, Griechen, Ägyptern und Mexikanern. Die entsprechenden Schriftzeichen der Griechen waren (nach dem Vorgang der Semiten) die ersten neun Buchstaben des Alphabets für die Einer, die zweiten für die Zehner, die dritten für die Hunderte, unter Beibehaltung von drei in der Schrift nicht mehr verwandten Buchstaben. Die Tausende wurden wie die Einer bezeichnet und den Buchstaben unten Striche angehängt, die Zehntausende wurden als Myriaden gezählt (s. unter 2) u.s.w. Die Römer hatten sieben einfache Zeichen, I für 1, V für 5, X für 10, L für 50, C für 100, D oder ^[img] für 500, M oder ^[img] für 1000. Gleiche nebeneinander stehende Zeichen bedeuten eine Vervielfachung derjenigen Zahl, der das einfache Zeichen entspricht, z. B. XX (20), CC (200). Stehen zwei ungleiche Zeichen nebeneinander, so ist die kleinere Zabl abzuziehen, wenn sie links steht, dagegen zu addieren, wenn sie rechts stebt, z. B. I V (4), IX (9), XC (90), VI (6), XI (11), CX (110). Hiervon weichen indessen folgende Bezeichnungen ab: ^[img] = 5000, ^[img] = 10000, ^[img] =

50000, ^[img] = 100000, ^[img] = 1000000. 2) Vervielfachung und Verminderung des Werts durch darüber und darunter gesetzte Z. Als Beispiel dienen die griech. Zahlen von 1000 an. Die Z. für die Einer bezeichnen nämlich Tausende, sobald ein Strich darunter steht, ^[img] z.B. bedeutet 5000; ^[img] bezeichnet eine Myriade oder 10000, β M 20000, und so giebt immer die über Μ stehende Zahl die Anzahl der Myriaden an. 3) Vervielfachung des Werts durch Koefficienten. 4) Vervielfältigung und Verminderung durch Abteilung von Zahlschichten, deren Wert sich in geometr. Progression vermindert.

Die alten, für das Rechnen äußerst unbequemen Schreibarten sind fast ganz verdrängt worden durch die ausgezeichnete ind. Erfindung, die Zehner, Hunderte u.s.w. wie die Einer zu bezeichnen und durch Anhängung von Nullen kenntlich zu machen. Auf den arab. Namen der Null (zifr, zafar) gründet sich der Name Z. für die ind. Zahlzeichen. Der ind. Erfinder ist unbekannt geblieben. Die Erfindung ist von den Arabern unter Almamun im 9. Jahrh. aufgenommen und ausgebildet worden, hauptsächlich durch Mohammed ibn Musa von Charizm. Das Buch dieses Autors enthielt die einfachen Rechnungsregeln für die in arabisch-indischen Z. (jetzt häufig als arabische Z. bezeichnet) geschriebenen Zahlen, den Algorithmus (Alcharizmus), die gemeine Rechenkunst der Elementarschulen. Nach Europa ist der Algorithmus weniger auf dem Wege über Spanien als vielmehr von Italien aus im 13. Jahrh. gelangt, seine allgemeinere Einführung erfolgte erst im 16. Jahrh. unter Beihilfe der Buchdruckerkunst.

Zigabenus, s. Euthymius Zygadenus.

Zigarren, s. Cigarren.

Zigeuner, ein eigenartiges Wandervolk, das in fast ganz Europa und in einzelnen Teilen von Asien, Afrika und Amerika angetroffen wird. Die Herkunft der Z. ist lange rätselhaft geblieben. Die älteste und am weitesten verbreitete Ansicht war die, daß die Z. aus Ägypten stammen. Sie stützte sich auf die eigenen Angaben des Volks bei seinem ersten Erscheinen im mittlern Europa. Die Bande, die 1417 zuerst in den Hansestädten an der Nord- und Ostsee erschien, gab an, aus Kleinägypten zu stammen. Dasselbe