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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Zitek; Zitek (Joseph); Zitelmann; Zither

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Zitek – Zither

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ziska'

(s. d.), organisierte ihre Streitkräfte und ließ auf den Anhöhen von Austie eine Befestigung (Tabor) anlegen, wovon die strenge Partei der Hussiten den Namen Taboriten erhielt. Um Prag gegen den Kaiser Sigismund zu verteidigen, verschanzte Z. sich auf dem Berge Witkow. Mit angeblich 4000 Mann schlug er hier 14. Juli 1420 die wiederholten Stürme von 30000 Mann zurück, und jener Ort heißt deshalb jetzt noch der Ziskaberg. Am 1. Nov. 1420 schlug er Sigismund bei Pankratz, und den Tag darauf eroberte er die Bergfeste Wyšehrad bei Prag. Nach dem Tode des Nikolaus von Husinetz 1421 erkannten alle Hussiten Z. als ihr Oberhaupt an. Bei der Belagerung des Schlosses Raby verlor er durch einen Pfeilschuß auch sein zweites Auge, führte aber trotzdem seine Truppen weiter, schlug Kaiser Sigismund aufs neue bei Deutsch-Brod 8. Jan. 1422 und drang in demselben Jahre in Mähren und Österreich ein. Als die Prager seinem Willen nicht gehorchten, demütigte sie der blinde Heerführer durch mehrere Niederlagen und zwang die Stadt 1424, sich zu unterwerfen. Z. starb 11. Okt. 1424 an einer pestartigen Krankheit während der Belagerung von Pribislau. Er war der begabteste Feldherr der Hussiten und wußte namentlich die Wagenburg geschickt anzuwenden, durch die er bei gänzlichem Mangel an Reiterei sein Fußvolk gegen feindliche Angriffe sicherte. Die Enthüllung eines Denkmals für Z. bei Pribislau fand 1874 statt. Alfred Meißner hat Z.s Leben in einem Epos «Ziska» (12. Aufl., Berl. 1884) poetisch behandelt. – Vgl. Millauer, Diplomat.-histor. Aufsätze über Johann Z. (Prag 1824); Tomek, Johann Z. (ebd. 1879; deutsch ebd. 1882).

Zitek, Johann, Kupferstecher, s. Bd. 17.

Zitek, Joseph, Architekt, geb. 4. April 1832 in Prag, erhielt seine Ausbildung am Technischen Landesinstitute daselbst und an der Architekturschule der k. k. Akademie in Wien und machte Studienreisen in Italien, Deutschland, Belgien, Frankreich, später auch in England. In Neapel wurde er mit Preller bekannt; auf dessen und auf Cornelius' Empfehlung wurde ihm 1803 der Bau des großherzogl. Museums in Weimar übertragen. 1864 folgte Z. einem Rufe als Professor der Architektur an das Technische Landesinstitut in Prag und wirkt seit der Teilung desselben in eine czech. und deutsche Anstalt an der letztern fort. Er und seine zahlreichen Schüler pflegen mit Vorliebe den Stil der ital. Renaissance. Von den Bauten Z.s sind besonders zu erwähnen das böhm. Nationaltheater in Prag, das Künstlerhaus Rudolphinum daselbst (im Verein mit Jos. Schulz) und die Mühl- und Neubrunnenkolonnade in Karlsbad (1871–78).

Zitelmann, Ernst Otto Konrad, Schriftsteller unter dem Pseudonym Konrad Telmann, geb. 26. Nov. 1854 zu Stettin, studierte Rechts- und Staatswissenschaften zu Leipzig, Heidelberg, Berlin und Greifswald, war kurze Zeit Referendar und lebte dann als Schriftsteller abwechselnd in Italien und Deutschland. Er starb 24. Jan. 1897 in Rom. Z. war seit 1891 vermählt mit der Malerin und Schriftstellerin Hermine von Preuschen (s. Preuschen-Telmann, Bd. 17). Von Z.s Novellen, Skizzen und Romanen seien hervorgehoben: «Sonnenblicke» (1875), «In Pommern» (2 Bde., 1875), «Auf der Heide» (1875), «Frische Blätter» (2 Bde., 1880), «Im Frührot» (3 Bde., 1881), «Lichter und Schatten» (2 Bde., 1884), «Götter und Götzen» (3 Bde., 1884), «Lebensfragmente» (1884), «In Glück und Leid» (2 Bde., 1885), «Menschenschicksale» (2 Bde., 1885), ↔ «Sphinx und andere Novellen» (2 Bde., 1886), «Moderne Ideale» (3 Bde., 1886), «Dunkle Existenzen» (4 Bde., 1886), «Comteß Clémence» (1887), «Weibliche Waffen» (1888), «Cordelia» (1888), «Dissonanzen und Accorde» (2 Bde., 1888), «Capri» (1890), «Vom Stamm der Ikariden» (4 Bde., 1891), «Unterm Strohdach» (3 Bde., 1892), «Unter den Dolomiten» (2 Bde., 1894), «Bohemiens» (1896), «Mann und Frau» (1896), «Unter röm. Himmel» (1896), «Lucretia» (1896), «Aus Mitleid». Roman (1897), «Gottbegnadet» (1897), «Zwischen den Gletschern» (1897), «Wer thats?» (1897). Lyrisches sammelte er u. d. T. «In der Einsamkeit» (1876), «Meereswellen» (1884), «Aus der Fremde» (1889); ausgewählte Gedichte von ihm erschienen u. d. T. «Von Jenseits des Grabes» (Dresd. 1897). (Anmerkung des Editors: Siehe auch: ) Bd. 17

Zither (Cither, aus lat. cithara), ein schon im frühesten Altertum bekanntes und weit verbreitetes Saiteninstrument. Von alters her ein vielsaitiges harfenartiges Instrument mit freistehenden Saiten, bildete sie sich allmählich im Mittelalter zu einem guitarrenförmigen Instrument um, in welcher Gestalt sie namentlich im 17. und 18. Jahrh. das Lieblingsinstrument der Handwerker war. Erst im 19. Jahrh. wurde diese alte Form durch die sog. bayrische Z. (s. Tafel: Musikinstrumente II, Fig. 12, Bd. 17) ersetzt. Auch diese ist ein uraltes Instrument, den Völkern des nördl. Europas, besonders den germanischen, von jeher eigentümlich. Sie ist eine Weiterentwicklung des alten Scheitholt, bestehend aus einem langen geradwinkligen Kasten mit aufgespannten Metallsaiten. Diese alte bayrische, zum Teil noch jetzt in Tirol und bei den deutschen Bergleuten gebräuchliche Z. ist ein von Holz flach gebautes Instrument mit flacher Resonanzdecke und Schallloch, einer ungefähr 5 cm hohen Zarge, langem Hals mit Griffbrett und flachem Boden. Beim Spielen wird es auf den Tisch gestellt. Die Zahl der Saiten hat sich allmählich auf 30 vermehrt, von denen die auf dem Griffbrett gelegenen Metallsaiten (die Violin genannt) als Sangsaiten zur Ausführung der Melodie dienen und zur Verkürzung behufs Tonhöhenveränderung Bünde unter sich haben, wie die Saiten der Guitarre. Sie werden von dem mit einem Schlagring bewaffneten Daumen der rechten Hand angeschlagen. Sie sind gestimmt: a a d g c (alte Münchener Stimmung) oder a d g g c oder e a a d g c (Wiener Stimmungen), oder e e a a d g c (nach Lang, seit dem Casseler Kongreß des Verbandes Deutscher Zithervereine, 1877). Die übrigen Saiten dienen zur Begleitung, sind meist von Darm und stehen voneinander entweder um eine Quart oder eine Quinte ab. Der Klang des Instruments ist zart und eignet sich vortrefflich zum Vortrag der Ländler und anderer süddeutscher Volksweisen. Bekannte Zitherspieler waren Joh. Petzmayer, der Erfinder der Streichzither (s. Tafel, Fig. 6), deren Saiten mit dem Violinbogen angestrichen werden, ferner A. Darr, F. X. Burgstaller, Max Albert. In jüngster Zeit wird das Zitherspiel in zahlreichen Zitherclubs auch in Norddeutschland gepflegt; selbst Zeitschriften («Centralblatt Deutscher Zithervereine») erscheinen zu diesem Zweck. Zitherschulen schrieben Nik. Weigel (1838), Friedr. Ruthardt (1846), C. Umlauf (1854), H. Buchecker (1854), J. W. Fröschmann, A. Darr, Placidus Lang (4 Bde., Augsb.1886), Renk u. a. – Vgl. auch J. Christ, Darstellung der Z. in ihrem Wesen und ihrer Geschichte (Trier 1891);

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 995.