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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zoomagnetismus – Zopf

den Vorkämpfern für die Idee der Z. S. ist besonders K. Vogt zu nennen; praktisch ausgeführt wurde sie zuerst 1872 von A. Dohrn durch die Gründung der Stazione zoologica in Neapel. Diese großartige, 1874 eröffnete Anstalt beruht auf internationaler Grundlage, ist aber besonders durch die Unterstützung des Deutschen Reichs, das von 1880 ab eine jährliche Subvention von 30000, seit 1890 von 40000 M. gewährte, erst zu dem geworden, was sie ist. Sie besitzt zwei große Gebäude in der Villa nazionale am Meer; im Erdgeschoß des größern befinden sich prachtvolle, mit allen Arten von Meerbewohnern besetzte Aquarien, die auch dem Publikum geöffnet sind, in den obern Stockwerken mit allem Nötigen versehene Studienräume (unter anderm eine naturwissenschaftliche Bibliothek von 8000 Bänden), in welchen bis 60 Naturforscher zu gleicher Zeit arbeiten können. Die Stazione zoologica von Neapel giebt eine Reihe von Publikationen heraus: so seit 1879 «Mitteilungen» (Leipzig, seit 1885 Berlin), seit 1880 die prachtvolle «Fauna und Flora des Golfs von Neapel» (1.-4. Jahrg., Lpz. 1880‒83; 5. Jahrg. fg., Berlin), von der bereits mehr als 20 Bände erschienen sind, und seit 1879 den «Zoolog. Jahresbericht». Nach dem Vorbilde dieser berühmtesten Z. S. sind deren etwa 60 weitere entstanden, so von Deutschland begründet die Meeresstationen in Helgoland, Rovigno in Istrien (dieses ein geschäftliches Unternehmen des Berliner Aquariums) und die Südseestation auf der Insel Neupommern (Leiter: Professor Dahl) sowie die Süßwasserstationen in Müggelsee bei Berlin und Plön in Holstein, von denen letztere ebenfalls «Forschungsberichte» herausgiebt. Österreich besitzt seit 1875 eine Z. S. in Triest, deren Arbeiten mit denen des Zoologischen Instituts in Wien seit 1878 veröffentlicht werden. Die seit 1876 bestehende holländische in Helder dient namentlich den Interessen der Fischerei. Schweden und Norwegen haben je 2 Z. S., Dänemark 1, England 6, von denen die in Granton bei Edinburgh unter Leitung des Professors Murray die berühmteste ist. In Frankreich hat fast jede Universität oder Akademie ihre Z. S., und von den 14 vorhandenen geben allein 6 von Paris aus, nämlich die in Banyuls-sur-Mer, Concarneau, Dieppe, Roscoff, St. Vaast-la-Hogue und Wimereux. Spanien und Portugal besitzen je 1 Station, Rußland 3 in Sebastopol, beim Kloster Solowezk und in Villefranche-sur-Mer in Frankreich. Nordamerika hat etwa 16 See- und Süßwasserstationen, aus Indien ist die Station in Kalkutta, aus Japan die in Misaki bei Tokio und aus Afrika die in Alger zu nennen. – Vgl. Zoolog. Adreßbuch (Berl. 1895).

Zoomagnetismus, soviel wie Tierischer Magnetismus (s. d.).

Zoomorphen (grch.), wie ein Tier gebildete Dinge; Zoomorphismus, Tierbildung.

Zoonŏmie (grch.), die Lehre von den Gesetzen des tierisch-organischen Lebens, die tierische Physiologie.

Zoonōsen (grch.), s. Ansteckung.

Zoopaläontologie (grch.), s. Paläontologie.

Zoopatholŏgie (grch), die Lehre von den Krankheiten der Tiere.

Zoophāg (grch.), Fleischfresser.

Zoophysiologie (grch.), s. Physiologie.

Zoophȳten (Zoophy̆ta), Phytozoen oder Pflanzentiere hatte Cuvier eine Reihe von Tieren genannt, die er als den letzten oder vierten Kreis (embranchement) der Tiere betrachtete, und denen er allgemein eine strahlenförmige Anordnung der Organe zuschrieb, weshalb sie auch Strahltiere (Radiata) genannt wurden. Er begriff darunter die Stachelhäuter (s. d.) oder Echinodermen, die Eingeweidewürmer (s. d.), die Cölenteraten (s. d.) oder Hohltiere, Rädertiere (s. d.) und Aufgußtierchen (s. d.) oder Infusorien. Die neuesten Forschungen haben diesen Kreis aufgelöst und gezeigt, daß darin Tiere zusammengefaßt sind, die keine nähern Beziehungen zueinander haben, so daß also das Wort die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr besitzt und nur noch zuweilen zur Bezeichnung der Korallenpolypen gebraucht wird.

Zoospermĭen (grch.), die Samenfäden, s. Samen.

Zoosporen oder Schwärmsporen, auch kurz Schwärmer, mehrere Formen von Fortpflanzungszellen bei den Algen und Pilzen, mit einer mehr oder weniger lebhaften Eigenbewegung. Diese Bewegung wird bei den meisten Z. durch Schwingungen fadenartiger Protoplasmafortsätze, Cilien, bewirkt und dauert in der Regel nur kurze Zeit, worauf die Schwärmer zur Ruhe kommen und sich gewöhnlich mit einer Membran umkleiden. Während des Herumschwärmens sind die Z. nackte oder Primordialzellen. In manchen Fällen ist die Bewegung der Z. eine langsam kriechende und wird nicht durch Cilien, sondern durch amöboide Veränderungen der Zellform hervorgerufen; man nennt derartige Z., die bei der Gruppe der Myxomyceten vorkommen, Myxamöben. Nur die ungeschlechtlichen bewegungsfähigen Fortpflanzungsorgane werden als Z. bezeichnet; die geschlechtlichen Vermehrungszellen, die ähnliche Bewegungen zeigen, werden Gameten (s. Chlorophyceen) und Spermatozoiden (s. d.) genannt.

Zootherăpie (grch.), Tierheilkunde (s. d.).

Zootŏmie (grch.), s. Zoologie, Anatomie und Naturgeschichte.

Zootrop, s. Stroboskop.

Zope, Fisch, s. Brachsen.

Zopf, eigentlich das spitz zulaufende Ende eines Dinges, daher heißt noch heute im Forstwesen der Baumgipfel, besonders des Nadelholzes, Z. Vorzugsweise aber ist das Wort auf das Haupthaar angewendet worden und bedeutet dann lange, strangartig zusammengeflochtene oder umwundene Haupthaare, während der Schopf das freie oder gebüschelte Haupthaar bezeichnet. Die Frauen des deutschen Mittelalters trugen die Z. gern über die Schultern nach vorn gelegt und durchflochten sie auch wohl mit Goldfäden, Perlenschnüren und Borten. Im 17. Jahrh. flochten sich einzelne Stutzer ein Zöpfchen, das rechts oder links am Ohr herabhing und am Ende manchmal mit einem kleinen Schmuck, dem sog. Faveur, geziert war; manche hatten auch an jedem Ohr ein solches. Die durch das ganze 18. Jahrh. herrschende Sitte, daß die Männer einen (natürlichen oder künstlichen) Z. trugen, ging 1713 von dem preuß. König Friedrich Wilhelm Ⅰ. aus, der sein eigenes Haar ganz schlicht in einem hinten herabhängenden, mit schwarzem Band bewundenen Z. trug. In dieser Gestalt ward sein Bild auch auf den seit 1718 geprägten Dukaten dargestellt, die davon den Namen Schwanzdukaten erhielten. Der König führte den Z. auch zugleich bei seinem Heere ein, und diese Sitte ging nicht nur auf alle übrigen europ. Heere über, sondern der Z. ward auch überhaupt bei den Männern zur herrschenden Tracht. Erst seit der Französischen Revolution verschwand der Z. allenthalben wieder. (S. auch Haartracht.)