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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Zoepfl; Zopf; Zopfstil; Zophŏros; Zoppot; Zöppritz; Zöptau; Zörbig; Zoreseisen; Zorge; Zorilla

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Zopf (Wilh. Friedr.) – Zorilla

Zopf, Wilh. Friedr., Botaniker, geb. 12. Dez. 1846 zu Roßleben an der Unstrut, war zwei Jahre Dorfschullehrer im Mansfeldischen, erwarb sich nach vierjährigem Besuch des Gymnasiums zu Eisleben das Zeugnis der Reife, studierte hierauf vier Jahre Naturwissenschaften in Berlin, habilitierte sich 1883 an der Universität und der Landwirtschaftlichen Hochschule daselbst und wurde 1888 außerord. Professor der Botanik und Vorstand des kryptogamischen Laboratoriums an der Universität Halle. Aus der großen Zahl seiner Schriften sind zu nennen: «Die Conidienfrüchte von Fumago» (Halle 1878), «Zur Morphologie der Spaltpflanzen» (Lpz. 1882), «Die Spaltpilze, nach dem neuesten Standpunkt bearbeitet» (3. Aufl., Bresl. 1885), «Die Pilztiere oder Schleimpilze» (ebd. 1885), «Zur Kenntnis der Infektionskrankheiten niederer Tiere und Pflanzen» (Halle 1888), «Die Pilze in morpholog., physiol., biolog. und systematischer Beziehung» (Bresl. 1890). Seit 1892 giebt er «Beiträge zur Physiologie und Morphologie niederer Organismen» (Leipzig) heraus.

Zoepfl, Heinr., Staatsrechtslehrer und Rechtshistoriker, geb. 6. April 1807 zu Bamberg, studierte zu Würzburg die Rechte, habilitierte sich 1828 zu Heidelberg und ward hier 1839 außerord., 1842 ord. Professor des Staatsrechts. 1850 wurde Z. von der Universität zum Abgeordneten für die bad. Erste Kammer gewählt und von dieser in das Erfurter Staatenhaus entsandt. Er starb 4. Juli 1877 zu Heidelberg. Seine Hauptwerke sind: «Grundsätze des gemeinen deutschen Staatsrechts» (Heidelb. 1841; 5. Aufl., Lpz. 1863) und die «Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte» (Heidelb. 1833‒36; 4. Aufl., u. d. T.: «Deutsche Rechtsgeschichte», Braunschw. 1871‒72, 3 Tle.); hierzu kommen «Das alte Bamberger Recht» (Heidelb. 1839), «Die Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls Ⅴ.» (ebd. 1842; 3. Aufl., Lpz. 1883), «Altertümer des Deutschen Reichs und Rechts» (3 Bde., Heidelb. und Lpz. 1860‒61), «Die neuesten Angriffe auf die staatsrechtliche Stellung der deutschen Standesherren» (Karlsr. 1867), «Grundriß zu Vorlesungen über Rechtsphilosophie» (Berl. 1878 u. 1879). Außerdem hat Z. in zahlreichen staatsrechtlichen, insbesondere privatfürstenrechtlichen Fragen Gutachten abgegeben. Namentlich trat Z. für die Nachfolgerechte des Herzogs Friedrich von Sonderburg-Augustenburg in einer Reihe von Schriften auf.

Zopfstil, ein im Anfang des 19. Jahrh. von der Schinkelschen Schule aufgebrachtes Wort, das den im Gegensatz zum Rokoko unter Friedrich d. Gr. und Ludwig ⅩⅥ. auftretenden antikisierenden, steifen und nüchternen Bau- und Dekorationsstil bezeichnen sollte. (S. Klassicismus.)

Zophŏros (grch., «Bildträger»), der mit Reliefs geschmückte Fries der ion. Säulenordnung (s. d.).

Zoppot, Dorf und Seebad im Kreis Neustadt in Westpreußen des preuß. Reg.-Bez. Danzig, 12 km nordwestlich von Danzig (s. Karte: Danzig mit Neufahrwasser und Weichselmünde), an der Linie Stettin-Stargard-Danzig der Preuß. Staatsbahnen, mit Lokalverkehr nach Danzig und Pferdebahn nach dem Walde, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Danzig), hat (1895) 6328 E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Kurhaus mit Kurgarten, Veranden für Kurgäste (1897: 9839 Kurgäste), Wasserleitung, Gaswerk, elektrische Straßenbeleuchtung; Brauerei, Ziegeleien, Dampfschneide- und Dampfmahlmühlen und Bernsteinfischerei. 4 km südöstlich Dorf Brösen mit Seebad. – Vgl. Püttner, Das Ostseebad Z. (Danz. 1887); Benzler, Das Ostseebad Z. (ebd. 1890).

Zöppritz, Karl, Geograph, geb. 14. April 1833 in Darmstadt, studierte in Heidelberg, Königsberg und Paris Mathematik und Physik und wurde 1867 Professor für mathem. Physik in Gießen. Hier wandte er sich immer ausschließlicher geogr. Studien zu und erhielt 1880 die Professur für Geographie in Königsberg, wo er 21. März 1885 starb. Z. bearbeitete die «Reisen Pruyssenaeres im obern Nilgebiet» (Gotha 1877) und veröffentlichte einen guten «Leitfaden der Kartenentwurfslehre» (Lpz. 1884). Der Schwerpunkt seiner Thätigkeit lag in geophysik. Forschungen, für die er den Beginn einer neuen Periode kennzeichnet. Hierhin gehören seine «Hydrodynamischen Probleme in Beziehung zur Theorie der Meeresströmung», die 1878‒79 in Wiedemanns «Annalen» erschienen. Für Behm-Wagners Jahrbuch lieferte er 1880, 1882 und 1884 Berichte über den jeweiligen Stand der Geophysik. Für «Petermanns Mitteilungen» bearbeitete er zahlreiche Höhenmessungen, die von verschiedenen Forschungsreisenden eingegangen waren. Z. ist auch der Gründer der Königsberger Geographischen Gesellschaft (1882). – Vgl. H. Wagner, Karl Z. (in den «Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin», 1885, S. 298).

Zöptau, czech. Sobotin, Dorf im Gerichtsbezirk Wiesenberg der österr. Bezirkshauptmannschaft Schönberg in Mähren, an der Linie Hohenstadt-Z. (23 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) als Gemeinde 1880 deutsche E.; große Eisenwerke der Zöptau-Stefanauer Bergbau- und Eisenhüttengesellschaft mit über 1900 Arbeitern.

Zörbig, Stadt im Kreis Bitterfeld des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, an der Nebenlinie Bitterfeld-Stumsdorf der Preuß. Staatsbahnen, mit Kleinbahn nach Cöthen (im Bau), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Halle a. d. S.), hat (1895) 3981 E., darunter 101 Katholiken, Post, Telegraph, altes Thor, evang. Kirche, Schloß, ehemals Residenz der Herzöge von Sachsen-Weißenfels, jetzt Amtsgericht, Rathaus, Krankenhaus, Waisenanstalt, Hospital, städtische Sparkasse, Spar- und Vorschußverein, Kreditverein, Bankverein; Orgelbauanstalt, mechan. Webereien, Fabriken für Zucker, Rübensaft, Dachpappe, Roßleder und Schuhwaren, Dampfsägewerk, Ziegeleien und Jahrmärkte.

Zoreseisen, s. Walzeisen.

Zorge, braunschw. Flecken, s. Bd. 17.

Zorilla (span., spr. -rillja), afrikanisches Stinktier, s. Bandiltis.

Zorilla (spr. -rillja), Don Manuel Ruiz, span. Staatsmann, geb. 1834 zu Burgo de Osma in der Provinz Soria, studierte in Valladolid die Rechte, wurde Advokat in Madrid und 1856 in die Cortes gewählt, wo er sich den Progressisten anschloß und mit Wort und Schrift namentlich die neo-kath. Partei bekämpfte. Infolge des Juniaufstandes 1866 verbannt, lebte er bis zur Revolution von 1868 in Frankreich, wurde dann von Serrano zum Minister des Handels, Unterrichts und der öffentlichen Arbeiten ernannt, war 1869‒70 Justizminister und seitdem Präsident der Cortes. Als solcher war er eifrig für die Wahl des Herzogs Amadeus von Aosta thätig, in dessen erstem Kabinett Z. 1870 den Kultus erhielt. Nachdem er 1871 kurze Zeit ein rein progressistisches Ministerium gebildet hatte, übernahm er 14. Juni 1872 in einem radikalen