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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Zorn; Zorndorf; Zorn von Bulach; Zoroaster

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Zorn – Zoroaster

Ministerium den Vorsitz, trat jedoch nach Amadeus’ Thronentsagung, die er zu verhindern suchte, zurück und begab sich nach Paris, später nach Genf. Sein Name wurde bei mehrern republikanischen Putschen der neuern Zeit genannt, mehrmals übrigens mit Unrecht: wegen Teilnahme an der Militärrevolte vom März 1884 wurde er in contumatiam zum Tode verurteilt. Von der spätern Amnestie machte er als Revolutionär keinen Gebrauch und erließ noch 1887 und 1888 von Paris aus Manifeste an seine Gesinnungsgenossen. Doch kehrte er später nach Spanien zurück und starb 13. Juni 1895 in Burgos.

Zorn, Philipp Karl Ludw., Jurist, geb. 13. Jan. 1850 in Bayreuth, studierte die Rechte in München und Leipzig, habilitierte sich 1875 in München, ward in demselben Jahre außerord., 1877 ord. Professor in Bern. Im Herbst 1877 folgte er einem Rufe nach Königsberg. Z. schrieb namentlich: «Staat und Kirche in Norwegen bis zum Ende des 13. Jahrh.» (Münch. 1875; 2. Aufl. 1895); «Staat und Kirche in der Schweiz» (2 Bde., Zür. 1877‒78, mit Gareis), «Staatsrecht des Deutschen Reichs» (2 Bde., Berl. 1880‒83; 2. Aufl. 1894‒97), «Lehrbuch des Kirchenrechts» (Stuttg. 1888), «Die staatsrechtliche Stellung des preuß. Gesamtministeriums» (Gött. 1894).

Zorndorf, Dorf im Kreis Königsberg in der Neumark des preuß. Reg. Bez. Frankfurt, nordöstlich von Küstrin, an der Stargard-Küstriner Eisenbahn (Nebenbahn, Station Wilkersdorf-Zorndorf), hat (1895) 1135 E., Postagentur, Fernsprechverbindung, evang. Kirche. Es ist bekannt durch den Sieg Friedrichs d. Gr. über die Russen, 25. Aug. 1758.

Der König ging 25. Aug. morgens 3½ Uhr mit 37000 Mann über die Mietzel, marschierte längs den Anhöhen vor Z. auf und ließ die Vorhut nebst zwei Batterien gegen den feindlichen rechten Flügel vorrücken. Dieser folgte etwa 300 Schritt zurück der linke Flügel, dem sämtliche Kavallerie (83 Schwadronen) zugeteilt war; der rechte Flügel wurde zurückgehalten. Um 8 Uhr morgens begann die Schlacht mit einer heftigen Kanonade, hierauf schritt die preuß. Vorhut unter General Manteuffel zum Angriff. Der linke Flügel des ersten Treffens folgte jedoch zu rasch, geriet neben die Vorhut und gab dem Feinde die linke Flanke preis. Die russ. Reiterei brach aus der Mitte des sich öffnenden Vierecks hervor, warf sich auf acht preuß. Bataillone und trieb sie bis Z. zurück. Zugleich ging auch die russ. Infanterie des rechten Flügels vor. Da stürzte sich Seydlitz mit den hinter Z. stehenden 23 Schwadronen auf die russ. Kavallerie und warf sie auf das vorrückende Fußvolk zurück, so daß dieses völlig auseinander gesprengt wurde. Gegen 2 Uhr nachmittags ließ der König den zurückgehaltenen rechten Flügel gegen den noch unberührten linken russischen ins Treffen rücken. Als die indes wieder gesammelte russ. Kavallerie sich den Preußen entgegenwarf und 13 preuß. Bataillone zum Weichen brachte, eilte Seydlitz zum zweitenmal mit seinen Reitern (61 Schwadronen) herbei und trieb den Feind in den Morast bei Quartschen. Zugleich stürzten sich die Veteranenregimenter Prinz von Preußen, Asseburg u. s. w. auf das russ. Fußvolk und drängten es der von der Verfolgung zurückkehrenden Seydlitzschen Reiterei entgegen. Nun entstand ein wildes Handgemenge, bis eine Seitenbewegung der Preußen, durch die den Russen eine völlige Umzingelung drohte, den Rückzug derselben in wilde Flucht verwandelte. Am folgenden Morgen standen die Russen wieder im Viereck kampfbereit, auch begann die Kanonade von neuem; allein der Mangel an Munition bei der Infanterie und die große Ermattung der Kavallerie verhinderten die Erneuerung der Schlacht. Die Russen zogen sich schon um 11 morgens gegen die Drewitzer Heide, von wo sie während der folgenden Nacht nach Landsberg abzogen. Die Preußen verloren 11337, die Russen 23674 Mann. – Vgl. Immich, Die Schlacht bei Z. (Berl. 1893).

Zorn von Bulach, Hugo, Freiherr, elsäss. Politiker, geb. 8. Febr. 1851, besuchte zuerst die Faculté de droit in Straßburg, dann, nachdem er während des Deutsch-Französischen Krieges als Lieutenant der Mobilgarde gedient hatte, die Universität Straßburg und die Landwirtschaftliche Akademie zu Hohenheim. Z. v. B. ist seit 1878 Mitglied des Bezirkstags von Unterelsaß und seit 1879 Mitglied des Landesausschusses für Elsaß-Lothringen. 1888 wurde er zum Präsidenten des Landwirtschaftsrats, 1892 zum Mitglied des Staatsrats von Elsaß-Lothringen ernannt. 1881‒87 war er für Erstein-Molsheim Mitglied des Deutschen Reichstags, wo er zur elsaß-lothr. Fraktion gehörte, wurde zwar 1887, weil er sich für das Septennat erklärt hatte, nicht wiedergewählt, schlug aber 1890 in demselben Wahlkreis mit großer Majorität den protestlerischen Gegenkandidaten. Er schloß sich nun der deutschkonservativen Fraktion als Hospitant an und trat besonders in agrarischen Fragen als Redner auf. 1893 wurde er wiedergewählt, ebenso April 1895, nachdem er im Januar zum Unterstaatssekretär der Abteilung für Landwirtschaft und öffentliche Arbeiten im Ministerium der Reichslande ernannt worden war.

Zoroaster (grch. Zōroástrēs), der in Europa gebräuchliche Name des Begründers derjenigen Religion, die im Reiche der Achämeniden und Sassaniden herrschte und, in jüngerer Form, noch heute die Religion der in Persien und Indien zerstreuten Parsen (Gebern) ist. Ursprünglich lautete der Name Zarathushtra, woraus bei den spätern Parsen und Persern Zardusht (Zerduscht) geworden ist. Der Träger des Namens war gewiß eine histor. Person und lebte geraume Zeit vor dem 6. Jahrh. v. Chr. Wo er geboren wurde, ist unbekannt, man vermutet in Ostiran (den östl. Provinzen des altpers. Reichs), weil dort der Schauplatz seiner Thätigkeit war. Die besten Nachrichten über ihn geben die Gâthâs, der älteste Teil des Avesta (s. Zendavesta), als deren Verfasser er gilt und gelten kann. Danach lebte er unter einem Fürsten Vishtâspa (neupers. Kai Gushtasp), der mit dem gleichnamigen Vater des Perserkönigs Darius nichts zu thun hat. Dieser Fürst war ihm freundlich gesinnt und ein Anhänger seiner Lehre, ebenso die Brüder Frashaoshtra Hvôgva und Dshâmâspa Hvôgva, mit denen Z. durch seine Frau verwandt war. Die Angaben über Z. und seine Umgebung im jüngern Avesta und den Pehlevischriften sind mit Vorsicht zu gebrauchen, da sie dem histor. Z. zu fern stehen und ihn zum übernatürlichen Wesen machen. – Vgl. Spiegel, Eranische Altertumskunde, Bd. 1 (Lpz. 1871); Haug, Essays (2. Aufl., Lond. 1878); Brodbeck, Zoroaster. Ein Beitrag zur vergleichenden Geschichte der Religionen (Lpz. 1893).

Die Lehre Z.s ist von Haus aus dualistisch. Zwei Geister haben die Welt geschaffen, Ormuzd (s. d.) hat alles Gute, Ahriman (s. d.) alles Böse geschaffen, und die Geschöpfe des einen kämpfen gegen die des andern seit Anfang der Schöpfung.