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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Zumsteeg; Zündblättchen; Zunder; Zünder

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Zumsteeg – Zünder

sätzen bereicherten Abdruck der Heusingerschen Ausgaben von Ciceros «De officiis» (Braunschw. 1838). Ferner veröffentlichte er «Annales veterum regnorum et populorum, imprimis romanorum» (Berl. 1819; 3. Aufl. 1862), «Decretum municipale Tergestinum» (ebd. 1837), «Über den Stand der Bevölkerung und die Volksvermehrung im Altertum» (ebd. 1811), «Über die bauliche Einrichtung des röm. Wohnhauses» (2. Aufl., ebd. 1852), «Die Religion der Römer» (ebd. 1815) u. a. Eine Biographie in lat. Sprache verfaßte Aug. Wilh. Z. (Berl. 1851).

Zumsteeg, Joh. Rudolf, Liederkomponist, geb. 10. Jan. 1760 in Sachsenflur im Odenwalde. Als Karlsschüler und vertrauter Freund Schillers komponierte er Gesänge zu den «Räubern» u. dgl. m. Als Violoncellist bei der herzogl. Kapelle in Stuttgart komponierte er Klopstocks «Frühlingsfeier», eine Messe und mehrere Balladen und Lieder, wodurch er sich den Beifall des Hofs und des Publikums in dem Grade erwarb, daß er 1792 zum herzogl. Konzertmeister und Direktor der Oper ernannt wurdet Er starb 27. Jan. 1802. Z. war der erste deutsche Balladenkomponist; die Balladen «Des Pfarrers Tochter von Taubenheim», «Ritter Karl von Eichenhorst», «Die Büßende», «Leonore», «Ritter Toggenburg» und mehrere andere werden stets ihren Wert behalten. Auch seine Lieder und Romanzen sind bedeutend (z. B. «Kolma»). Von seinen acht Opern ist die «Geisterinsel» bekannt. – Seine Tochter Emilie Z., geb. 9. Dez. 1796 zu Stuttgart, ebenfalls durch Klavier- und Liederkompositionen bekannt, starb als Musiklehrerin 1. Aug. 1857 zu Stuttgart.

Zündblättchen, Amorces, ein Zündsatz von amorphem Phosphor und chlorsaurem Kalium, welcher, mit Leimwasser angemengt, in Form kleiner Tropfen auf feines Papier gesetzt und mit einem Papierblatt bedeckt wird. Sie werden als Munition für Kinderpistolen und für Feuerzeuge verwendet.

Zunder, Feuerschwamm, s. Polyporus.

Zünder, auch Geschoßzündungen, diejenigen Zündungen, vermittelst deren die Ladungen in den Hohlgeschossen im geeigneten Augenblick zur Entzündung gebracht werden. Die Z. zerfallen in drei Gruppen: 1) Z., die ihre Thätigkeit nur dann ausüben, wenn das Geschoß in seiner Bahn einen plötzlichen Aufenthalt erfährt, namentlich also bei der Berührung des Ziels, Perkussions- oder Fallzünder, in Deutschland jetzt Aufschlagzünder genannt; 2) Z., die die Geschoßladung nach Ablauf einer mit der Flugzeit des Geschosses in Übereinstimmung zu setzenden Zeit entzünden, also von der Geschoßbahn unabhängig sind, Zeitzünder; 3) Z., deren Mechanismus zur Ausübung beider Vorrichtungen befähigt, Doppelzünder (s. d.).

Die Aufschlagzünder enthalten einen Schlagbolzen, der an der selbständigen Bewegung gehindert ist, solange das Geschoß im Rohre sich befindet, nach dem Verlassen der Mündung frei wird und bei einer plötzlichen Verringerung der Geschoßgeschwindigkeit im Geschoß für sich allein vorrückt. An seinem vordern Ende tragt der Schlagbolzen eine Nadel, der gegenüber eine kleine Ladung fulminanten Satzes (Knallquecksilber oder chlorsaures Kalium) gewöhnlich als Zündhütchen angebracht ist. Indem die Nadel des vorrückenden Schlagbolzens die Zündmasse trifft, fängt dieselbe Feuer und entzündet die Geschoßladung. Um eine gesicherte Anwendung dieses Z. zu ermöglichen, sind mancherlei verschiedene Einzelanordnungen nötig. Erst neuerdings sind gegen die Gefahren einer vorzeitigen Entzündung beim Transport und bei der Handhabung des Geschosses sowie während seiner Bewegung im Rohre sichere Konstruktionen gefunden worden, da selbst bei einem getrennten Transport der Zündmasse noch beim Einsetzen des Geschosses jene Gefahr nicht ausgeschlossen war. Fig. 1 stellt den deutschen Feldgranatzünder c/80, Fig. 2 den österr. Feldgranatzünder dar.

^[Fig. 1.]

^[Fig. 2.]

Die Zeitzünder beruhen auf dem gleichmäßigen Abbrennen eines Pulversatzes. Der Satz wird bereits im Rohre entzündet, indem die Gase der verbrennenden Geschützladung zu dem im vordern Teil des Geschosses befestigten Z. gelangen, oder durch eine besondere, dem Aufschlagzünder ähnlich eingerichtete Zündvorrichtung. Zeitzünder, die, wie Uhren, die Elasticität einer Feder ausnutzen, nachdem die Spannung der letztern durch den Schuß ausgelöst ist, sind vielfach vorgeschlagen, aber noch in keiner Armee eingeführt. Ein guter Zeitzünder muß es ermöglichen, daß die Mitteilung des Feuers an die Geschoßladung in jedem beliebigen Augenblick der Gesamtbrennzeit des Satzes erfolgt. Bei den Doppelzündern sind beide Einrichtungen miteinander verbunden. Je nach Bedarf läßt man nur den Aufschlagzünder thätig werden, z. B. beim Einschießen, oder der Aufschlagzünder wirkt bei einem vorzeitigen Aufschlag des Geschosses oder beim Versagen des Zeitzünders. Die ältern, weniger vollkommenen Zeitzünder beruhten auf einem in einem Holzfutter angebrachten Satzcylinder, und die verschiedenen Brennzeiten wurden durch entsprechendes Abschneiden oder Anbohren des Z. erreicht, was vor dem Einsetzen des Z. in das Geschoß zu erfolgen hatte. Der Z. konnte daher erst während des Schießens in letzterm angebracht werden. Nach der Form des Satzes führten diese Z. den Namen Säulenzünder. (S. Geschoß, Fig. 5 u. 9.) Die neuern Konstruktionen von Zeitzündern haben ein drehbares Stück mit selbständiger Bewegung, durch dessen Einstellung mit Hilfe einer Skala die Regelung der Brennzeit, das Tempieren, bewirkt wird. Bei dieser Anordnung können die Geschosse bereits im Laboratorium mit dem Z. versehen werden, so daß späterhin keine Erschwerung der Bedienung durch Einsetzen des Z. eintritt. Der Satz hat bei solchen Z. die Gestalt eines Ringes, die Z. selber führen den

^[Fig. 3.]

^[Fig. 4.]