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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Acetylen - Achenwall
keit geleitet, so erfolgt eine Zersetzung in ihre Be-
standteile: Sauerstoff und Wasserstoff; der erstere
lagert sich an den sog. positiven Platten ab, an
denen nach der üblichen Vorstellung der Strom ein-
tritt, und setzt das Bleioxyd <?d0) in Bleisuperoxyd
l?d()2) um; der Wasserstoff tritt an die sog. nega-
tiven Platten, welche den Strom von der Flüssigkeit
aufnehmen, und verbindet sich mit dem Sauerstoff
oes Bleioxyds <?d0) zu Wasser (^0), so daß die
Oberfläche dieser Platten schwammiges Blei bildet.
Die Ladung ist vollendet, wenn große Sauerstosf-
und Wasserstosfblasen aufsteigen, ein Zeichen, daß
teine chem. Neubildungen mebr stattfinden. In die-
sem Zustand stehen sich die Platten in elektrischer
Spannuug gegenüber; werden sie durch einen Leiter
verbunden, so tritt die Entladung ein; der Strom
geht in umgekehrter Richtung durch die Flüssigkeit,
und ebenso vollzieht sich der chem. Prozeß in ent-
gegengesetzter Weise; das Vleisuperoxyd an der posi-
tiven Platte wird durch den Wasserstoff zu Bleioxyd
reduziert, und das schwammige Blei der negativen
Platte wird zu Bleioxyd oxydiert.
Das Faurepatent ist im Febr. 1896 erloschen, und
dadurch ist ein weiterer Aufschwung der gesamten
Accumulatorenindustrie zu erwarten; in wirtschaft-
licher Beziehung hat sich bereits ein Sinken der
Preife und eine entfprechende Vermehrung des Ab-
fatzes gezeigt. Der Kupfer-Zink-Accumulator Wad-
del-Entz hat den Erwartungen für Transportzwecke
(z. B. Straßenbahnen) nicht entsprochen, so daß
die letzten Versuche wieder mit Blciaccumulatoren
angestellt wurden; die Ergebnisse in Hannover
sollen zufriedenstellend ausgefallen sein, doch läßt
sich bis jetzt ein abschließendes Urteil über die
Zweckmäßigkeit der A. im Straßenbahnbctricb nicht
fällen. Die elektrische Beleuchtung der Eisenbahn-
wagen vermittelst A. breitet sich langsam aus; nur
die kaiserl. Post hat die elektrische Beleuchtung für
ihre Eifenbahnwagen im großen durchgeführt, um
die Feuersgefahr sowie die Luftverfcklechterung zu
vermeiden. Für Elektricitätswerke finden die A.
nach wie vor ausgedehnte Verwendung; trotzdem in
den letzten Jahren dem Wechsel- und Drehstrom
vielfach der Vorzug vor dem Gleichstrom gegeben
wird, sind nach der Statistik für 1895 von 180 Ccn-
tralanlagcn 107 mit A. ausgerüstet. Zu den in
Band 1 genannten Fabriken sind noch die nach dem
System Pollak arbeitenden Accumulatorenwcrke in
Frankfurt a. M. zu erwähnen.
Während früher als kürzeste Entladedaucr für die
Elemente drei Stunden galt, werden in neuester
Zeit von der ebengcnannten Firma und der Hagcncr
Fabrik A. gebaut, die eine einstündige Entladung
mit entsprechend größerer Stromstärke zulassen.
Die Elektricitütsgefellfchaft Gelnhausen stellt die
aktive Masse aus Vleistaub her, der auf mechan.
Wcgc erzeugt wird; als Füllmasse für die negative
Elektrode hat sich der Vleistaub gut bewährt, dagegen
konnte er ohne weiteres für die positive Elektrode
nicht gebraucht werden, weil mit seiner Überführung
in Vleisuperoxyd <bei der Formierung und Ladung)
eine starke Ausdehnung verbunden war, die eine
Deformierung des aus Blei hergestellten Elcktroden-
trägers und dementsprechend ein.herausfallen der
aktiven Masse herbeiführte. Nachdem es nun der
Elektricitätsgescllschaft Gelnhausen gelungen ist,
dem Bleistaub eine poröse und nachgiebige Masse
beizumengen, die sich bei der Arbeit des Accumu-
lators neutral verhält, findet die aktive Masse ge-
nügenden Naum für ihre Ausdehnung und übt
keinen nachteiligen Druck auf die Wände des Elek-
trodenträgers (s. den Querschnitt, Fig. 3) aus. In
dieser Ausführung ist der Vleistaubaccumulator
vielfach in der Praxis verwendet und soll sich gut
bewährt haben. In Paris sind sog. Chlorid-
accumulatoren für elektrifche Straßenbahnen und
^traßenfuhrwerke verwendet worden; ähnliche A.
werden auch in Deutschland angefertigt; es erscheint
aber fraglich, ob sie mit den vorher beschriebenen
reinen Bleiaccumulatoren konkurrieren können.
* Acetylen. Das A. wird inneuesterZeit technisch
dargestellt und in Stahlcylindern in flüssigem Zu-
stand in den Handel gebracht. Es wird aus Calcium-
carbid (s.d.) durch Zersetzung mit Wasser gewonnen:
caC.2 ^- 2"^ - 6li(0lli2 ^ 0.2II2.
Da das A. mit außerordentlich stark leuchtender,
blendend weißer Flamme verbrennt, so hat man
eine Zeit lang die übertriebensten Hoffnungen auf
den Ersatz des Leuchtgases durch A. oder wenigstens
Erhöhung der Leuchtkraft des Gases durch Zusatz
von A. gesetzt, Hoffnungen, die in Amerika ge-
radezu zu einem Acetylcnsieber gesteigert waren.
Außer der hohen Leuchtkraft besitzt das A. den
Vorzug, daß das Gas in jedem Gascntwicklungs-
apparat im kleinen zu fofortigem Verbrauch aus
Calciumcarbid durch Zufatz von Wasser entwickelt
werden kann, so daß an jeder Lampe die Gas-
anstalt im kleinen angebracht werden kann. Weitere
Vorzüge sind seine Transportfähigkeit und die ge-
ringe Entwicklung von Wärme und Verbrcnnungs-
produkten (das starke Ruhen der Flamme kann durch
besonders konstruierte Lampen vermieden werden).
Diesen Vorteilen steht aber der Nachteil entgegen,
daß das Gas die Neigung hat, mit Kupfer eine
explosible Verbindung zu bilden. Die Giftigkeit, die
man bisher dem Gafe zuschrieb, scheint nach neuern
Untersuchungen nicht übermäßig groß zu sein; auch
verringert sich die Gefahr einer Vergiftung durch A.
dadurch, daß sich das Gas schon in geringen Men-
gen durch seinen Geruch verrät. Vor allen Dingen
sind es jedenfalls die Herstellungskosten, die zur
Zeit die Konkurrenz des A. mit dem Leuchtgas un-
möglich machen. Nach Angaben der Wilson-Com-
pagnie stellt sich der Preis von 1000 kg Calcium-
carbid auf etwa 60 M., von 1000 kg A. auf 160 M.
Die Neuhausener Fabrik verkauft 7prozentia.es Cal-
ciumcarbid zu 400 M. per 1000 kF. Danach würde
sich der Preis von 1000 K3 A. auf 1250 M. stellen.
(S. auch die Tabelle beim Artikel Beleuchtung.)
Selbst der Verwendung des A. als Carburierungs-
mittel für Leuchtgas steht der Umstand entgegen,
daß das A. durch Vermischung mit andern Gasen
bedeutend an Leuchtkraft einbüßt. Immerhin dürfte
das aus Calciumcarbid hergestellte A. bei weiterer
Verbesserung der Darstellungsmethodcn als Leucht-
gas, wenigstens für bestimmte Zwecke, sowie als
Ausgangsmaterial für die Bereitung organischer
Verbindungen von Bedeutung sein. Die Hoffnung,
aus A. Alkobol (Mincralspiritus) und Cyankalium
in größerm Maßstab herstellen zu können, scheint
sich nicht zu verwirklichen.
Acharnä, griech. Dorf, s. Menidi.
Achenwall, Gottfr., Statistiker, geb. 20. Okt'
1719 zu Elbing, studierte 1738-43 in Jena, Halle
und Leipzig, wurde 1748 Professor der Philosophie,
später der Rechte in Göttingen, wo er 1. Mai 1772
starb. A. war der erste, der die Statistik, als "Staats-
kunde" aufgefaßt, in eine bestimmte Form brachte