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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Adolf (Georg, Fürst zu Schaumburg-Lippe) - Afrika
* Adolf, Georg, Fürst zu Schaumburg-
Lippe,starb 8.Mai1893zuVückeburg. Ihm folgte
sein Sohn Georg. Seine Tochter Ida, Fürstin von
Reuß älterer Linie, starb 28. Sept. 1891; der jüngste
Sohn Adolf ist seit 1895 Regent von Lippe (s.d.).
^Adony, Gros;-Gemeinde und Hauptort de^
Stuhlbezirks A. (32 291 (5.), an der Linie Budapest-
Dombovär-Agram (Station A.-Szabolcs) der
Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 4426 magyar.
und deutsche E.
Adoral und Ab oral (lat.), in der Nahe des
Mundes und am entgegengesetzten Körpcrpol be-
findlich; so spricht man bei Infusorien, z. V. bei
8t6ntor 1loL86iii ^/"-e,lb. (s. Urtiere, Bd. 16), von
einer adoralen Wimperzone und sagt, der Stiel der
Glockentierchen (^rcliosium poivpiunni ^/ii'e??^.) !
liegt aboralwärts. >
^Adrar-Tmarr wurde 1892, trotzdem es das !
Hinterland von span. Gebiet ist, durch einen Echutz-
vertrag zwischen der franz. Regierung und den:
Scheich zum franz. Schutzgebiet erklärt.
^Adua wurde bekannt durch die schwere Nieder-
lage des Generals Varatieri (s. d.), der in der Nacht
zum 1. März 1896 gegen das abessin. Heer von etwa
80000 Mann, das Negus Menilck bei A. in starker !
Stelluug vereinigt hatte, vorging. Die drei Kolon- !
nen, iir denen die Italiener marschierten, waren in !
dem gebirgigen Gelände voneinander getrennt wor- !
den. Von ihnen stich zuerst der linke Flügel unter
Albcrtone bei Abba Garima auf die Abefsinicr und
wurde von der feindlichen Übermacht zum Rückzug
gezwungen. Zwar konnten noch das Centrum unter
Arimondi und der rechte Flügel unter Dabormida
mit Erfolg eingreifen, doch war die Übermacht der
Abcfsinier so erdrückend, dasi sie beide Flügel der
Italiener zu umgehen vermochten und diese so zuerst
zum Rückzug, dann zur Flucht nötigten, wobei über
250 Offiziere und reichlich 7000 Mann sowie die
ganze Artillerie verloren gingen. Diese vernichtende
Niederlage hatte den Sturz des Kabinetts Crispi
und die Abberufung Varatieris zur Folge.
Aeria, der 369. Planetoid.
Aerotonometer(grch), ein 1872 von E. Pflüger !
konstruierter Apparat zur Messung der Spannung, ^
worunter Sauerstoff und Kohlensäure im Blute gelost
sind. Das aus der Arterie kommende Blut sickerte
an der Wand einer langen Glasröhre herab, die mit
Luft oder einem andern Gasgemisch gefüllt war; aus
der Linderung des Gasgemisches in der Röhre ergaben
sich die Spannungen der, Vlutgase. Später fand
Bohr, daß der Ausgleich der Spannungen auf diefem
Wege nicht erreicht wird, und er verwendete auf
Anregung Ludwigs 1887 einen Hämataerometer
genannten Apparat, der in den Kreislauf des Blutes
eiugcschaltet wird und den Ausgleich der Spannungen
abzuwarten gestattet. Die Versuche mit demselben
haben sehr merkwürdige Ergebnisse geliefert.
^Afghanistan. Die Engländer fetzten die Be-
mühungen, ihren Einfluß in Ä. zum entscheidenden
zu machen, sort. So bauten sie, um die Quettababn
bis Kandahar fortzuführen, einen Tunnel durch die
(5bodscha-Amrun-Berge und eine Station in Ncu-
tschaman. Andererseits wurde Abd ur-Rahman von
den Russen aufgefordert, die Pamirlandschaften auf
der rechten Seite des Pändsch zu verlassen; da er
dies aber nicht that, sah sich Oberst Vanow im Juni
1892 gezwungen, die afghan. Truppen bei Soma-
tafch mit Waffengewalt zurückzudrängen. Dies
machte Abd ur-Rahmün unzufrieden mit der ind.
Regierung, und zur Beseitigung dieser Mißverständ-
nisse wurde Sir Mortimcr Durano abgeschickt, der
im Nov. 1893 nach sechswöchigen Unterhandlungen
eine Lösung der schwebenden Fragen erzielte. Außer
einigen geheimgehaltenen Artikeln waren die wich-
tigsten Puukte dieses sog. Oui-anä ^Fr66iu6nt fol-
gende: Der Emir verpflichtet sich, nicht in die An-
gelegenheiten der Swat-, Vedschur- und Tschitral-
landschasten einzugreifen, erkennt die Befetzung von
Tsckaman durch die ind. Regierung an und ist da-
mit einverstanden, daß die auf der rechten Seite
des Pandscb liegenden Teile von Schugnan und
Roschan (s. Pamir nebst Textplan) an Ruhland ab-
getreten werden, wofür er Wachan, einen schmalen
Streifen Landes zwifchcn dem obersten Pändsch und
dem Hindukusck, bis zu der noch zu bestimmenden
Grenze des chines. Turkestan erhält. Die jährliche
dem Emir von der ind. Regierung bewilligte Rente
wird auf 18 Lakh Rupien (3 464152 M.) erhöht.
Außerdem verzichtete die iud. Negierung zu Gunsten
von A. auf ihre Ansprüche auf Kafiristan, in das
deshalb 1895 die Truppen des Emir eindrangen,
wodei sie das Land dieser tapfern Bergbewohner
vollständig verwüsteten und diefe dem Untergänge
nahe brackten. Abd ur-Rahmän verstand es, durch
geschickte Politik und entschiedene Maßregeln alle
Empörungsversucbc der verschiedenen Stämme zu
unterdrücken und seine Macht zu verstärken.
Vgl. Harnisch, A. in seiner Beziehung für den
Völkcrverkehr (in der "Zeitschrift für wissenschaftliche
Geographie", V111,1891); Stephen Wheeler, Illo
hinsei'^ddur Raliinan (Lond.1895); Jounghus-
band, '1'k6 doin-t of a <üontili6nt (ebd. 1896).
^lrioa.Q3t02.lN3liip vo., Reedereifirma Elder
Dcmpster & Co. in Liverpool, Glasgow und Ham-
burg, unterhält in wöchentlichen Erpcdierungen unter
Berührung von Antwerpen, Rotterdam, Havre, Bor-
deaur, Lissabon und event. Madeira Dampferver-
bindung zwifchcn Hamburg, resp. Liverpool und
allen Plätzen Westafrikas bis zum Kongo und event,
der Walfischbai und befördert Passagiere wie Fracht-
guter. Die Linie ist im Besitz von 27 Dampsschisfen
meistens mittlerer Größe, zusammen 71343 Brutto-
registertons. Der größte Dampfer, der Mobile,
dült 5780 r, der kleinste, die an der Küste verwew
dcte Kwarra, 812 t. Die Linie arbeitet in Gemein-
schaft mit der I^i iti^ii nnä ^friclln ZtLHingkip Aavi-
^Htion (.'omMU)' in Glasgow.
* Afrika. Gewässer. Seen. Südlich von Abes-
sinien liegen, außer dem Rudolf- und Stefaniesee,
der Varing-, Naiwascha-, Natron-, Manjara- und
Ejassisee. Zum System des Kongo gehört nördlich
vom Tanganikasee auch der von Graf Götzen 1894
entdeckte >Uvusee und westlich vom Moerosee der
Kabele- und Kassalisee. Der Landschisee existiert
nicht, nur eine Verbreiterung des obern Lualaba
an dieser Stelle. Eine ausgedehnte Seenregion
wurde 1895 westlich von Timbuktu entdeckt.
Bevölkerung. Wagner und Supan berechnen die
Bewobnerzab! (1891) auf 164Mill. Die Dichtigkeit
beträgt im allgemeinen 5 auf 1 hkni; den höchsten
Grad errcickt sie in Unterägypten: 241 auf 1 hkm.
Zu den Misch Völkern an den Grenzen des Su-
dan- und Bantuneger- und des Hamitengebietes ge-
hören die Reschiat, Euk und Turkana.
Religion. Das Christentum bricht sich nur müh-
sam Bahn. In Südafrika zählte man 1888 bei
einer eingeborenen Bevölkerung von 4^ Mill. un-
gefähr 346 000 Getaufte. Am raschesten bat es Ver-