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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Algrăphie; Alibunár; Alin; Aliwal North; Alkan; Alkoholismus

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Algraphie - Alkoholismus

Kriegsfalle Teile der alger. Truppen nach Europa ziehen zu können, ist die Formierung einer neuen Truppe im Werke, von der ein Bataillon Tirailleurs Sahariens und eine Schwadron Spahis Sahariens seit 1894 bestehen.

Bildungswesen. Die Akademie (jetzt Universität) zu Algier wurde 1894 von 463 Studenten besucht; die 3 Lyceen (zu Algier, Oran und Constantine) hatten 1893: 1900, die 7 städtischen Collèges 1120 und 1 Collège für Mädchen 174 Schüler; 1891 bestanden 1355 Primärschulen (darunter 133 private, meist klerikale) mit 91292 Schülern und 146 Kinderschulen mit 25558 Kindern.

Geschichte. Die ruhige Entwicklung der Kolonie A. ist zwar in den letzten Jahren durch kriegerische Ereignisse im Lande selbst nicht gestört worden, aber das franz. Kapital hat sich auch in dieser Zeit wenig an der wirtschaftlichen Erschließung des Landes beteiligt, so daß die natürlichen Hilfsquellen und die Industrie des Landes immer noch der Entwicklung harren. Der Bau der Transsaharischen Bahn ist aus dem Stadium des Projekts nicht herausgetreten, aber die Erweiterung der Kolonie nach Süden hat gewaltige Fortschritte gemacht. Theoretisch hat Frankreich das Gebiet der Sahara zwischen A. und Tunis und dem Sudan als das Hinterland A.s und Tunis’ und daher zu seiner Interessensphäre gehörend erklärt und dadurch die Möglichkeit einer territorialen Verbindung zwischen seinen Besitzungen am Mittelmeer und im Sudan geschaffen; in Wirklichkeit hat es nur alle Oasen südlich von A. bis einschließlich Ain Salah besetzt und mit franz. Besatzungen versehen. Außer durch diese militär. Expeditionen ist unsere Kenntnis dieses Teils der Sahara durch die wissenschaftlichen Expeditionen gefördert, die Foureau in jedem Jahre mit der Absicht unternommen hat, in das große Tuaregplateau einzudringen; bisher ist die Verwirklichung dieses Planes aber stets an der Wildheit der Tuareg gescheitert.

Litteratur. Prax, Études sur la question algérienne (Bona 1892); Cambon, Le pays du mouton. Des conditions d’existence des troupeaux sur les hauts-plateaux et dans le sud de l’Algérie (Algier 1893); Chatrieux, Études algériennes (Par. 1893); Vignon, La France en Algérie (ebd. 1893); Dessoliers, Organisation politique de l’Algérie (ebd. 1894); Nugent, A Land of Mosques and Marabouts (Lond. 1894); Pensa, L’Algérie (Par. 1894); Estoublon, Collection complète de la Jurisprudence algérienne depuis la conquête jusqu’à 1895 (24 Bde., Algier); Guide Joanne: Algérie et Tunisie (Par. 1896).

Algrăphie (von al, chem. Zeichen für Aluminium, und graphein, grch., schreiben), ein von Joseph Scholz in Mainz erfundenes Verfahren, anstatt der Solnhofener Lithographiesteine Aluminiumplatten zum Druck auf der Steindruckpresse zu verwenden, welche sehr gute und haltbare Umdrucke liefern. Kosten- und Raumersparnis sowie das geringe Gewicht der Platten bieten hierbei wesentliche Vorteile.

Alibunár (d. i. die Quelle oder der Brunnen des Ali), Groß-Gemeinde im ungar. Komitat Torontál, hat (1890) 4322 zur Hälfte rumän., zur Hälfte serb. und deutsche E. Die nahen Moräste liefern zahlreiche Blutegel und Schildkröten, mit denen lebhafter Handel getrieben wird. Der Alibunárer Morast, durch das schwache Gefäll der Temes, Berzawa und von deren Nebenflüssen entstanden, war früher viel größer und stand mit den Morästen von Illancs und Versecz in Verbindung, ist aber jetzt durch Kanäle fast trocken gelegt. Südlich von ihm die Alibunárer Sandsteppe, auch Bielo Berdo genannt.

Alin, Oscar, schwed. Historiker und Politiker, geb. 22. Dez. 1846 in Falun, studierte in Upsala, wo er 1872 Docent der Staatswissenschaft, 1882 Professor wurde. Seit 1889 ist A. Mitglied des Herrenhauses und nimmt als Politiker in konservativ-protektionistischer Richtung eine hervorragende Stellung ein, wie er auch eifriger Gegner der Ansprüche Norwegens ist. Die wichtigsten seiner Schriften sind: «Bidrag till svenska rådets historia under medeltiden», I (Upsala 1872), «Om svenska rådets sammansättning under medeltiden» (ebd. 1877), «Sveriges historia 1521‒1611» (in der «Illustrerad Sveriges historia», Stockh. 1878), «Bidrag till svenska statsskickets historia», Ⅰ-Ⅳ (in der «Historisk Tidskrift», 1884‒87), «Den svensk-norska unionen» (Stockh. 1889‒91). A. hat auch B. von Schinkels «Minnen ur Sveriges nyaste historia», Tl. 12 (1828‒44), bearbeitet (Stockh. 1881‒93). Ferner hat er sich als Herausgeber der «Svenska riksdagsakter 1521‒44» (mit E. Hildebrand, Stockh. 1887) u. a. und als Übersetzer hervorgethan.

Aliwal North, Bezirk im nordl. Teil der Kapkolonie, an der Südgrenze des Oranje-Freistaates, zwischen dem Oranjefluß und den Strombergen hoch gelegen, hat 3380 qkm und (1891) 9960 E., darunter 4460 Weiße. Die Hauptstadt A. N. ist der Endpunkt der von East-London ausgehenden Ostbahn, hat heiße Quellen für Rheumatismusleidende und zählt 2057 E.

Alkan *, Charles Henri Valentin, starb 29. März 1888 zu Paris.

Alkoholismus *. Außer den mannigfachen Schädigungen einzelner Organe bewirkt der chronische A. auch eine allgemeine Schwächung des Körpers, die sich in geringer Leistungsfähigkeit und verminderter Resistenz gegenüber akuten Krankheiten kundgiebt. Sehr deutlich geht dies aus dem Prozentsatz hervor, in dem Trinker bei Epidemien hingerafft werden; so erkrankten z. B. 1832 in Glasgow an der Cholera von den Trinkern 91 Proz., von den Temperenzlern nur 19 Proz. Die schädigenden Wirkungen des Alkohols treten um so rascher und intensiver ein, in je konzentrierterm Zustande die Alkoholika genossen wurden; ganz besonders schädlich ist also der Schnapsgenuß, wobei häufig zur Wirkung des Alkohols die Giftwirkung der Fuselöle hinzukommt. Aber auch geistige Getränke von geringem Alkoholgehalt können bei andauerndem übermäßigem Genuß A. erzeugen; insbesondere gilt dies, wie Strümpell auf der Naturforscherversammlung in Nürnberg betonte, von dem unmäßigen Biergenuß, bei dem neben dem Alkohol die schädliche mechan. Wirkung der übergroßen aufgenommenen Flüssigkeitsmenge auf Herz und Gefäßsystem zur Geltung kommt. Die Heilung des A. kann mit Aussicht auf Erfolg nur in einer wohlgeordneten Anstalt in Angriff genommen werden, in welcher absolute Abstinenz von allen alkoholischen Getränken herrscht; die im Anfang der Kur infolge der vollständigen Entziehung des gewohnten Reiz- und Betäubungsmittels etwa auftretenden krankhaften Erscheinungen (Aufregungszustände u. dgl.) werden symptomatisch, eventuell unter zeitweiliger medikamentöser Darreichung von Alkohol behandelt. Neuerdings werden mehrfach gute Erfolge von Strychninbehandlung ge- ^[folgende Seite]