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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Anholt - Anker
fabriken verarbeiteten 1894/95: 843795tMben und
gewannen 96936 t Rohzucker und 20180 t Melasse.
Die 70 Brauereien gewannen aus 7402 t Getreide
und 90 t Surrogaten 391000 Kl Bier.
Finanzen. Der ßauptsinanzetat 1896/97 zeigt in
eigenerEinnahme 13009000M. (ordentliche Ein-
nahme 11318774 M., außerordentliche Einnahme
1690 226 M.), darunter Domanialverwaltung
3041350 M., Steuerverwaltung 2964564 M., von
Bergwerken 4192111 M., Sporteln und Neben-
cinnahmen 1213535 M.; in eigener Ausgabe
13009000 M. (ordentliche Ausgabe 11466752 M.,
außerordentliche Ausgabe 1542248 M.), darunter
allgemeine Staatsverwaltung 2 446 086 M.,Staats-
schuldenverwaltung 166000 M., Justizverwaltung
807105 M., Verwaltung des Innern 3303277 M.,
Finanzverwaltung 3229636 M., Kultus 164933 M.,
Bauwesen 390572 M., Pensionen 580264 M. An
die Reichshauptkasse werden abgeführt 9 956 600 M.,
darunter Zölle 1317 700 M., Rübenzuckersteuer
689200 M., Branntweinsteuer 409100 M., Vrau-
steuer 306850 M., Salzsteuer 885000 M.
Unterrichtswesen. 1895 hatte A. 290 Schulen
mit 896 Lehrern, 339 Lehrerinnen, 25565 Schülern
und 24720 Schülerinnen. Es bestanden 4 Gym-
nasien, 2 Realgymnasien, 1 Realprogymnasium,
1 Realschule, 1 staatlich subventioniertes privates
Progymnasium mit Realklassen, 4 Vorschulen,
4 staatliche und 2 private höhere Mädchenschulen,
13 Mittel-, 17 Bürger-, 229 Volks-, 6 kath. Schulen;
außerdem ein Lehrerseminar (Cöthen), ein Lehre-
rinnenseminar (Dessau), ein-e Bauschule (Zerbst),
eine Zandwerkerschule (Dessau), zahlreiche Fort-
bildungs-, Innungs- und Fachschulen, 1 höheres
technisches und 1 Haushaltungsinstitut. Der Staats-
zuschuß für Unterricht betrug 1896/97:2075547 M.,
für den evang. Kultus 118085 M., für den katho-
lifchen 9941 M., für den israelitischen 4345 M.
Verfassung. Nach der Landschaftsordnung vom
19. Mai 1895 erfolgen alle Wahlen in geheimer Ab-
stimmung durch Stimmzettel und nacb absoluter
Mehrheit der abgegebenen Stimmzettel. Zum Zwecke
der Wahlen von Abgeordneten für die Städte und
das platte Land wühlen die Wahlberechtigten aus
ihrer Mitte Wahlmanner dergestalt, daß auf eine
Zahl von 25 bis 30 Wahlberechtigten ein Wahl-
niallli entfällt. Die Abgeordneten werden von den
Wahlmännern gewählt. Die Urwahlbezirke sind
möglichst fo abzugrenzen, daß ihre Grenzen mit den-
jenigen der Gemeinde- und selbständigen Guts-
bezirke zusammenfallen; es darf jedoch kein Urwahl-
bezirt mehr als 120 Wahlberechtigte haben. Ge-
meinden von mehr als 120 Wahlberechtigten sind
daher in mehrere Nrwahlbezirke einzuteilen; Ge-
meinden, welche weniger als 25 Wahlberechtigte
haben, sind mit benachbarten Gemeinden behufs Bil-
dung gemeinschaftlicher Urwahlbezirke zu vereinigen.
Verkehrswesen. Reederei und Wasjerverkehr sind
in letzter Zeit bedeutend gestiegen. A. besaß Ende
1895: 169 Schiffe mit 40261t Tragfähigkeit. In
Wallwitzhafen kamen 1896 an 742 Dampfer und
1041 Segelschiffe mit 176441 t Gütern zu Berg,
12 Dampfer und 60Segelschiffe mit 2639 t zu Thal.
Abgegangen sind zu Berg 590 Dampfer und 594
Segelschiffe mit 1304 t, zu Thal 162 Dampfer und
686 Segelschiffe mit 63565 t Gütern.
Anholt, Stadt im Kreis Borken des preuß.
Reg.-Bez. Münster, an der niederländ. Grenze, an der
alten Yssel, hat (1895) 1857 E., Post, Telegraph,
kath. und evang. Kirche, Schloß des Fürsten zu Salm-
In der Nähe die Eisenhütte zu Isselburg.
Animalkulisten (vom lat. aniiuaicüluiu, Sa-
mentierchen), diejenigen Forscher und Theoretiker des
17. und 18. Jahrh., die in den ^amenfädchen des
männlichen Zeugungsstofss ihrer Gestalt und selb-
ständigen Bewegung halber die wahren Tierkeime
erkennen wollten. Hierzu gehörten Leeuwenhoek, der
Freiherr von Gleichen-Ruhwurm u. a. m.
* Anker. In neuester Zeit werden auf Seeschiffen,
insbesondere auf Dampfern, die ein mit Dampf ge-
triebenes Spill haben, A. verschiedener, vereinfachter
Form gebraucht, die meist ohne Ankerstock sind und
daher das Einhieven des Schaftes in die Ankerklüse
hinein gestatten. Damit erspart man die Anbringung
eines Kranbalkens für das Katten und Fischen des
A. Zu diefen A., die ähnlich wie der ältere Martin-
anker mit beweglichen Armen versehen sind, gehört
der Barteranker, Tyzackanker, Vyer- und ^toreyanker
und (Hmithanker, sowie der in der franz. Marine
sehr gebräuchliche A. von Risbec-Marrel (s. nach-
stehende Abbildung; Fig. 1 Seitenansicht, Fig. 2
Vorderansicht), der sich vorzüglich bewährt haben soll.
Dieser A. fällt zw
nächst platt auf den ^ ^ ss>)
Boden, wenn er
ausgeworfen wird;
sobald das Schiff
ihn dann an der
Kette mitzuschlep-
pen beginnt, richtet
sich der Schaft et-
was auf. Der An-
satz H am Kopfstück
der drehbaren Arme
(Fig. 1) findet auf Fig. i.
dem Boden Wider-
stand und zwingt so die Spitzen der beiden flachliegen-
den Pflüge (Flüe oder Flügel), in den Grund einzu-
greifen. Nun braucht das Schiff nur noch wenig
zu treiben, bis beide Arme des A. fest im Grunde
sitzen und das Schiff viel fester halten als ein gleich
schwerer gewöhnlicher A., der ja stets nur mit einem
Pflug in den Boden eingreifen kann. Wird das ver-
ankerte Schiff später infolge Änderung der Gezeiten-
ströme oder des Windes gedreht (geschwoit), so bleibt
die Kette stets vom A. klar, d. h. sie kann sich nicht
mit dem A. verwickeln, wie bei dem Admiralitäts-
ankcr. In Bezug auf die richtige Größe dieses A.
rechnet man auf jede Tonne des Schiffsdeplacements
1 KZ Ankergewicht; das Maß kann für große Schiffe
etwas vermindert und muß für kleine etwas ver-
mehrt werden.
Bei der deutschen Marine werden die A. (man
verwendet Normalanker in der gewöhnlichen Anker-
form mit viereckigem Schaft und Armen und Ingle-
ficldanker mit beweglichen Armen) einer Festigkeits-
probe auf der Kettenprobiermaschine der kaiserl.
Werften unterzogen, ehe sie zum Gebrauch der Schiffe
gegeben werden. Die zur Anwendung kommende
Probebelastung beträgt 6235 kz bei einem Anker-
gewicht von 100 Kz; 29 000 k^ für 1000 kF Anker-
gewicht; 53 389 kF für 2500 k^ Ankergewicht;
848961(F für 5000 kx Ankergewicht und 95729 kx
für 6000 KZ Ankergewicht. Bei Admiralitätsankern
wird erst der eine, dann der andere Arm geprüft, bei
Inglefieldankern die beiden beweglichen Arme zusam-
men erst von der einen, dann von der andern Seite.
Fig. 2.