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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Berlin-Hamburger Eisenbahn - Bern
auf den demnächst von Preußen bewirkten Erwerb der Weimar Geraer Eisenbahn verzichtet hatte.
*Berlin-Hamburger Eisenbahn. Die Linien der B. E. sind bis auf die seit 1. April 1895 zum Eisenbahndirektionsbezirk Berlin gehörende Vorortstrecke Berlin-Nauen der Eisenbahndirektion zu Altona unterstellt.
*Berlin Potsdam-Magdeburger Eisenbahn. Am 1. April 1895 kam die Vorortstrecke Berlin-Werder zum Eisenbahndirektionsbezirk Berlin.
*Berlin-Stettiner Eisenbahn. Seit 1. April 1895 sind die vorpommerschen Linien und die Strecken Bernau-Stettin-Stargard-Belgard-Stolp mit Belgard-Kolberg der Eisenbahndirektion Stettin, die Vorortstrecke Berlin-Bernau der Eisenbahndirektion Berlin und die Strecke Stolp-Danzig der Eisenbahndirektion Danzig unterstellt.
*Bern. 1) Kanton, hat (1888) eine Wohnbevölkerung von 536679 E. (85319 Franzosen, 1234 Italiener, 56 Romanen), darunter 67087 Katholiken und 1195 Israeliten. Einwohnerzahl des Kantons und seiner Bezirke:
Bezirke Einwohner Evangelische Katholiken Israeliten Andere
Aarberg 16788 16688 60 32 8
Aarwangen 26757 26457 225 60 15
Bern 71697 67617 3340 348 392
Biel 18493 15672 2484 213 124
Büren 9712 9568 134 3 7
Burgdorf 29498 29085 297 99 17
Courtelary 27003 23871 2689 V4 349
Delsberg 13935 1863 11823 88 161
Erlach 6534 6472 59 1 2
Fraubrunnen 12973 12873 80 12 8
Freibergen 10750 680 10040 10 20
Frutigen 10801 10780 17 4
Interlaken 24120 23809 301 5 5
Konolfingen 25783 25682 48 2 51
Laufen 5985 427 5532 25 1
Laupen 8958 8892 53 4 9
Münster 15933 10386 5381 19 147
Neuenstadt 4473 4225 231 15 2
Nidau 14892 14433 437 1 21
Oberhasle 7160 707" 82 2
Pruntrut 25419 2182 23022 135 80
Saanen 5101 5064 16 21
Schwarzenburg 11023 11004 16 - 3
Seftigen 19417 19363 37 - 17
Signau 24313 24733 4? 3 30
Nieder-Simmenthal 9991 9951 20 20
Ober-Simmenthal 7278 7244 33 1
Thun 30198 29776 386 4 32
Trachselwald 24017 23920 47 1 49
Wangen 17177 16992 150 21 14
Kanton 536679 466785 67087 1195 1612
Bebaut waren 1895: 46081 ha mit Getreide, darunter 13870 Dinkel, 11357 Weizen, 7608 Roggen, 2359 Gerste und 10886 Hafer, ferner 26208 ha mit Hackfrüchten, darunter 21214 Kartoffeln, 58933 ha mit Kunstfutter, 3286 Gemüse und Hülsenfrüchte, 815 kg. Handelspflanzen (Raps, Hanf, Flachs, Cichorie und Tabak). Geerntet wurden im Durchschnitt der Jahre 1880-94: 81555 t Getreide, 135239 Stroh, 261961 Kartoffeln, 338591 Futter (ohne Wiesen, Weiden und Alpen). Die Obsternte betrug 1894: 60773 t Apfel, 14885 Birnen, 10816 Kirschen, 4293 Zwetschen und 720 t Baumnüsse im Gesamtwert von 10337218 Frs. Das Rebland umfaßte 665 ha, Ertrag 24978 hl im Wert von 966970 Frs. Die Käsebereitung hat sich zu einem Haupterwerbszweig des Kantons entwickelt. 1894 verarbeiteten 637 Käsereien 1467284 hl Milch für 17596061 Frs. und lieferten 11772 t Käse zu 513081 Frs. An Butter wurden 1671 t im Wert von 3788626 Frs. erzeugt. Zur Förderung der Viehzucht tragen die in den letzten Jahren überall gegründeten Viehzuchtgenossenschaften, 87 an der Zahl, sehr viel bei; außerdem besteht im Kanton B. ein Verband von 70 Genossenschaften zu landwirtschaftlichen Betriebszwecken. Am 31. Dez. 1895 waren eingetragen 4244 Einzelfirmen, 685 Kollektiv- und Kommanditgesellschaften, 981 Aktiengesellschaften, Kommandit-Aktiengesellschaften und Genossenschaften, 43 Vereine und 84 Zweigniederlassungen. Die neue Berner Verfassung von: 4. Juni 1893 (mit 56000 gegen 15000 Stimmen angenommen) bildete die demokratischen Rechte des Referendums und der Initiative mehr aus. Die Vertretung des Volks im großen Rate wurde reduziert lauf 3000 statt wie bisher auf 2000 Seelen ein Mitglied); neuer und alter Kantonsteil wurden im Rechtswesen, Armenwesen, Niederlassungs- und Steuerwesen gesetzlich gleichgestellt; Partialrevision wurde ermöglicht lauf Begehren von 15000 Stimmberechtigten), Steuerwesen und Armenwesen neu geordnet, letzteres im Sinne der Beteiligung auch des Staates. Der Antrag auf proportionales Wahlverfahren zu den gesetzgebenden Körperschaften wurde 3. Mai 1896 bei der Volksabstimmung im Kanton B. mit 32000 gegen 28000 stimmen abgelehnt. Die röm.-kath. Kirche steht unmittelbar unter der kantonalen Kirchendirektion, der seit 1896 eine vom Volk gewählte Kirchenkommission (12 Mitglieder) als vorberatende Behörde beigegeben ist. Die Staatseinnahmen betrugen 1894: 26,352 Mill. Frs., darunter 4,418 Mill. Frs. direkte Steuern, die Ausgaben 26,229, das reine Staatsvermögen 51,317 Mill. Frs. - 2) Stadt, ist Sitz mehrerer Internationaler Bureaus (s. d.) und hat (1888) eine Wohnbevölkerung von 46009 E. (1950 Franzosen, 154 Italiener, 33 Romanen), darunter 3178 Katholiken und 346 Israeliten, 2800 bewohnte Häuser und 9931 Haushaltungen. Das Kornhaus ist 1895 zu einem Gewerbemuseum umgebaut. Eine Dampfstraßenbahn führt nach den westl. Stadtteilen. Die 700jährige Jubelfeier der Gründung der Stadt wurde 1891 großartig begangen. Die Stadtgemeinde B. führte im Dez. 1895 für Gemeindewahlen das Proportionalwahlsystem ein. - Vgl. W. von Mülinen, B.s Geschichte 1191-1891 (Bern 1891).
Bern, Maximilian, Schriftsteller, geb. 13. Nov. 1849 in Cherson in Südrußland als Sohn eines russ. Hofrats, kam 1862 nach Wien und widmete sich auf der dortigen Universität seit 1869 philos. und litterarhistor. Studien, mußte diese aber, da er plötzlich sein großes Vermögen verlor, 1873 aufgeben und schloß sich nun einer Kunstreitergesellschaft als Wanderlehrer an, widmete sich jedoch später ganz der schriftstellerischen Thätigkeit; nach einem längern Aufenthalte in Berlin und Hamburg weilte er vorübergehend in Leipzig, Dresden, Frankfurt a. M., München und andern Orten, kehrte dann nach Wien zurück, siedelte 1886 nach Paris über, wo er sich mit der Schauspielerin Olga Wohlbrück vermählte, und lebt jetzt in Berlin. B. hat sich namentlich auf dem Gebiete der Novelle und Lyrik sowie als feinsinniger Kenner der neuern Poesie bewährt. Von ihm erschienen in Reclams "Universalbibliothek": "Auf schwankem Grunde" (Lpz. 1875), "Gestrüpp" (ebd. 1876), "Deutsche Lyrik seit Goethes Tode" (14. Aufl., ebd. 1893), die an vielen großen Bühnen mit Erfolg gegebene Plauderei "Meine geschiedene