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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bienenzucht
poröser eine Holzart ist, desto besser eignet sie sich;
denn die in den Poren unbeweglich eingeschlossene
Luft hält die Wärme fest. Stroh ist ebenfalls warm-
haltig, billig und läßt sich in allerlei Formen ver-
arbeiten. Die älteste Art der von Menschen ange-
fertigten Bienenwohnungen ist die Klotzb eure, eine
Nachahmung des hohlen Baumstammes. Sie ist ein
Baumstamm von 1^/2 bis 2 m Länge und etwa 60 cm
Durchmesser. Das Innere des Stammes wird back-
trogähnlich ausgehöhlt und die Höhlung mit einem
Brettchen verschlossen, in das Fluglöcher eingeschnit-
ten sind. Entweder stellt man die Beute senkrecht auf
(Ständerbeute) oder legt sie auf eine Unterlage (Lager-
beute). Die ursprüngliche Form des Strohkorbes
war der allbekannte Stülp korb. Neben ihm tra-
ten die wunderlichsten Korbformen auf, die sich je-
doch ihrer Unzweckmäßigkeit wegen nicht erhielten.
Der sog. Magazin korb, aus 4 bis 5 Ringen
(Untersätzen) zusammengesetzt, spielte im vorigen
Jahrhundert eine Rolle. Auch Lagerstöcke von Stroh,
sog. Walzen, hatte man. Eine der zweckmäßigsten
Wohnungen älterer Zeit ist der aus Stroh gefloch-
tene Thorstock, der unten durch einen Holzrahmen
zusammengehalten wird. 1845 trat Pfarrer Dzierzon
zu Carlsmarkt in Schlesien mit seinem Stocke be-
weglicher Waben in die Öffentlichkeit, und fast mit
Blitzesschnelle verbreitete sich seine Theorie und sein
Stock nicht bloß in Deutschland, sondern in ganz
Europa und weit über dessen Grenzen hinaus. Dzier-
zon nahm Holzstäbchcn von 25 mm Breite und so
lang wie die Breite seines Stockes; an diese klebte
er mit flüssigem Wachs schmale Wabenstreifen (Nicht-
waben) und legte sie in seinen Stock auf Leisten oder
in Nuten. Die Bienen bauten das Richtwachs zu
Waben aus. Löst man die Wabe von den Seiten-
wänden los, so kann man den Wabenträger mit der
Wabe herausheben und entweder in dieselbe oder
eine andere gleich breite Wohnung unbeschädigt wie-
der einhängen. Um ein Verschieben der Waben-
träger zu verhindern, brachte Baron von Bcrlepsch
an deren Enden Vorsprünge oder sog. Ohren an.
Allein die Ohren sprangen leicht ab, weshalb man
sie wegließ und statt derselben Drahtstifte einschlug,
welche die Entfernung der Träger voneinander regu-
lieren. Um das Herausheben der Waben aus den
Stöcken noch mehr zu erleichtern, erfand Baron von
Verlepsch das Rähmchen; dies umschließt die Wabe
auf allen vier Seiten, weshalb ein Anbauen derselben
an die Stockwände nicht möglich ist. Gegenwärtig
imkert die Mehrzahl der Bienenwirte mit Rähmchen.
Der Dzierzonstock existiert in zwei Hauptformen:
als Ständer- und als Lagerstock. Bei dem
Ständer geht die größte Ausdehnung in die Höhe,
bei dem Lager dagegen in die Länge. Vorder- und
Seitenwände des Ständers sind 5-6 cm starke
Bohlen; zu Boden und Decke genügt ein 2,6 cm
starkes Brett. Das Flugloch bringt man in der
Vorderwand unmittelbar über dem Boden an. Für
die Überwinterung ist es vorteilhaft, Front und
Seitenwände doppelwandig anzufertigen und den
Zwischenraum mit warmhaltig^m Material auszu-
füllen. Baut man drei Ständer zusammenhängend
(Dreibeute), so fliegen die Bienen nach drei ver-
schiedenen Gegenden hin aus. Errichtet man zwei
Dreibeuten übereinander, so hat man die Sechs-
beute. In den beiden untern Rähmchenlagern
(Etagen) soll das Volk brüten, Wintervorräte an-
sammeln und überwintern. Der Stock muß aber
noch einen dritten Raum haben, der dazu bestimmt
ist, die Honigvorräte bis zur Ernte hin aufzunehmen:
es ist dies der sog. Honigraum oder Honig -
sp eich er. Weil die Bienen instinktmäßig den Honig
stets im Haupte des Stockes aufsammeln, so gehört
der Honigraum ganz naturgemäß über den Brut-
raum. Es müssen darum die Arbeitsbienen einen
bequemen Durchgang (Vogelschen Kanal) aus dem
Vrut- in den Honigraum haben, den aber die Köni-
gin nicht passieren soll. Der Kanal befindet sich in
der innern Seite der Vorderwand, ist 30 cm (senk-
recht) lang, 1,9 cm tief, flacht sich aber nach oben
und unten etwas ab. In der Mitte feiner Länge
ist ein etwa 15 cm breites und 5 mm dickes Brett-
chen angebracht, so daß für den Kanal selbst 1,4 cm
Tiefe bleibt. Selbstverständlich ist der Kanal so an-
gebracht, daß er mit der obern Hälfte in denHonig-
und mit der untern in den Vrutraum reicht. Sollen
die Bienen den Kanal nicht benutzen, so wird er im
Honigraume geschlossen. Die Beute hat in jeder
Etage eine Tiefe für 12 Rähmchen, so daß sie, wenn
sie vollständig ausgebaut ist, 36 Rähmchen beher-
bergt, von denen 24 im Vrut- und 12 im Honig-
raume stehen. An der hintern Seite hat die Beute
einen Falz für die Thür.
Weniger Verbreitung fand von Berlepschs L ager -
beute. Vorderwand und Seitenwände sind ent-
weder aus Bohlen gearbeitet oder sind warmhaltig
ausgestopfte Doppelwände. Zum Boden genügt
ein einfaches Brett. Das Flugloch befindet sich in
der Stirnwand. Der Innenraum ist 41 cm hoch,
74,8 cm tief und 23,5 cm breit. Die Rähmchen hän-
gen in zwei Etagen übereinander und stehen mit
ihren Unterteilen etwa 1,6 cm über dem Boden.
Die obere Rühmchenlage ist mit 0,65 cm dicken sog.
Deckbrettchen quer belegt. Als Honigraum wird
das hintere Drittel der Beute benutzt. Dieser Raum
wird dann durch ein dünnes Scheidebrettchen vom
Vrutraum abgesperrt; der Vogelsche Kanal ist hier
im Vodenbrett unter dem Scheidebrett angebracht.
Die Thür nimmt ein Falz auf. Steht der Stock frei
im Garten, so bedarf er eines schützenden Daches.
Für Stöcke mit unbeweglichen Waben, Körbe,
Walzen, Thorstöcke u. s. w. baut man in der Regel ein
Bienenhaus (Vienenschauer u.s. w.), dessen Front
nach Südost gerichtet ist. Höchstens d^rs em Bie-
nenhaus eine Höhe für drei Reihen übereinander
stehender Stöcke haben. Die Traufe muß hinter das
Häuschen fallen; vorn muh das Dach weit über-
stehen. Klotzbeuten und Dzierzonstöcke stellt man im
Freien auf. Eine Zierde jedes Gartens sind die von
Baron von Verlepsch konstruierten Vienenpavillons.
Betricbsmethoden. In der V. unterscheidet man
zwei Vetriebsmethodcn. Die Schwärmmethode
besteht darin, daß man die Bienen in kleinen Stöcken
pflegt, damit sie frühzeitig und viel Schwärme lie-
fern. Um im Herbst Honig und Wachs zu gewinnen,
kassiert man die honigreichsten und die honigarmen
Völker. Diese Methode ist aber nur in honigreichen
Trachtgegeuden ausführbar. DieZeidelmethode
besteht darin, daß man die Völker in geräumigen
Stöcken hält, damit sie nicht schwärmen, sondern
bloß Zellen bauen und Honig eintragen. Im Früh-
jahr scheidet (zeidelt) man dann Waben und den
überschüssigen Honig aus. Da aber der Winter
Völker hinrafft, einige auch in: Sommer zu Grunde
gehen, so muß bei Befolgung derZeidelmethode, da
Ersatz nicht eintritt, der Bienenstand bald aus-
sterben. Man half sich damit, daß man einen Teil
der Völker zum Erwärmen, den andern zum Honig-