Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

185
Bismarck - Blaine
Stadtteil liegt an dem Nordufer des Einfahrt-
kanals. Das Material zum Hafenbau babcn die
aroßen Steinbrüche am Ufer des Bisertasees gelie-
fert. B. wird auch als klimatischer Kurort Bedeutung
gewinnen. Nach franz. Fachstimmen ist B. nickt be-
festigt, um Italien zu bedroben, sondern um dem
dauernden Einfluß Englands im Mittelmeer zu be-
gegnen. Zum Schaden Italiens und Englands
wird V. in Zukunft den .Handel von Malta und
Tripolis auf die Linie Biserta-Marseille ablenken.
Am 3. Juni 1895 ankerten zum erstenmal die
Kreuzer des franz. Mittelmeergeschwaders im innern
Hafen von B., und 14. Mai 1896 liefen die 8 ni
tief gehenden Panzerschiffe Brennus und Redou-
table im Binnensee von B. ein.
Die Reede von B. mit Wassertiefen von 14 m ist
von Nord bis Ost offen und daber nur als Anter-
p^cvv. iuv Sommer bei günstiger Witterung geeignet.
B. hat jetzt etwa 8000 E., darunter 500 Franzosen.
^Bismarck, Adelsgescklccht. Graf Friedricb
von B. igeb. 19. Aug. 1809) starb 17. April 1893
in Schierstein. Jetziges Haupt der Linie Bismarck-
Sckicrstein ist sein Sohn Graf Franz von B.,
geb. 9. Febr. 1854. - Bernhard von B., älterer
Bruder des Fürsten von B. (geb. 1810), starb
5. Mm 1893.
^Bismarck, Otto Eduard Leopold, Fürst von.
Die Verehrung, die B. auch nach dem Rücktritt von
allen seinen Muntern (20. März 1890) im deutschen
Volke genoß, zeigte sich am deutlichsten in den vielen
Huldigungen, die ihm bei jeder Gelegenheit dar-
gebracht wurden, so vor allem 1892 auf der zur Hock-
zeit seines Sobnes Herbert unternommenen Neise
nach Wien, bei der ihm durch die Reichsregierung
mannigfache Schwierigkeiten, sogar in der Pflege
seiner gesellschaftlichen Beziehungen, bereitet worden
waren; fodann hauptsächlich bei der Feier seines
acktzigsten Geburtstags (1. April 1895", an der sich
zahlreiche stände, Körperschaften und Gemeinden
durch Huldigungsbcsuche in Friedricksrub, durch
Geschenke und sonstige Ehrungen beteiligten. Aber
auch sein Verhältnis zum Kaiser hatte sich inzwischen
erheblich gebessert. Als B. im Sommer 1893 in
Kissingen schwer erkrankte, nahm der Kaiser Ver-
anlassung, sich von Güns in Ungarn aus, wo er zur
Jagd weilte, telegraphisch nach dem Befinden des
Fürsten zu erkundigen und ihm eins der kaiserl.
Schlosser als Wohnung anzubieten. Als der Kaiser
dann 27. Jan. 1894 sein 25jahriges Militärjubiläum
feierte, folgte V. einer Einladung desselben nack
Berlin und wurde hiermit größten Ehren empfangen,
auch zum Chef des Kürassierregiments Nr. 7 ernannt.
Bald darauf (19. Febr.) besuchte ibn der Kaiser selbst
in Friedrichsruh. Bei den 25jährigen Jubelfeiern
des Deutschen Reichs und des Deutscken Reichstags
in Berlin (18. Jan. und 21. März 1890) sowie des
Friedens mit Frankreich in Frankfurt a. M. (M. Mai
1896), an denen er persönlich nickt teilnehmen konnte,
wurde seiner auf das ehrenvollste gedacht.
Obgleich der Fürst als Abgeordneter niemals an
den Sitzungen des Reichstags teilgenommen, auch
eine Wiederwahl 1893 abgelehnt hatte, verfolgte er
doch mit lebhaftem Interesse die polit. Vorgänge im
Reiche un5 nahm zu den wichtigsten Fragen ener-
gische Stellung, meist in scharfem Gegensatz zu der
Politik seines Nachfolgers Grafen von Caprivi.
Nach dessen Entlassung und der Ernennung des
^ürlten zu Hohenlohe-Schillingsfürst zum Reichs-
kanzler (1894), der ihn wiederholt besuchte, gestaltete
sich sein Verhältnis zu den Regierungskreisen wieder
frcundlicker.
Ein schwerer Schlag für den Fürsten war der
27. Nov. 1894 erfolgte Tod seiner Gemahlin. Am
20. Mai 1890 wurde ihm der erste Enkel seines Na-
mens als Sohn des Grafen Wilhelm von Vismarck-
Sckönhausen geboren.
Von den zahlreichen Denkmälern, die ihm errichtet
wurden, sind noch das in Düren von Uphues
(25. Sept. 1892 enthüllt), das in Bochum (10. Mai
1890). das auf der Rudclsburg bei Kosen von
Pfretzsckner (23. Mai 1890) und das von Lehnert
und Magr (18. Okt. 1897) in Leipzig zu nennen.
Litteratur. H. von Sybel, Die Begründung
des Deutschen Reichs durch Wilhelm I. (Bd. 1-7,
Münch. 1889-94); Fürst B. als Redner, hg. von
Böhm und Dove (16 Bde., Stuttg., Kollektion Spe-
mann); Fürst B.s polit. Reden. Histor.-kritische Ge-
samtausgabe von H. Kohl (12 Bde., Stuttg. 1892
'-94"; Fürst B.s gesammelte Reden, hg. von Wal-
den (3 Bde., Bcrl. 1892); Fürst V.s Reden, hg. von
PH. Stein (in Neclams "Universalbibliothek");
Fürst B.s Ansprachen 1848 - 94, hg. von H. von
Posckinger "Stuttg. 1894); vonPoschi'nger, FürstB.
und die Parlamentarier (3 Bde., Vresl.1894-96);
B.s Briefe an den General Leopold von Gerlach.
Neu hg. von H. Kohl (Berl. 1890); Kohl, Fürst-
Bismarck-Gcdenkbuch (2. Aufl., Chemn. 1890);
dcrs., Fürst B. Regcsten zu einer wissenschaftlichen
Biograpbie (2 Bde., Lpz. 1891-92); Löwe, Fürst
B. (deutsch von Witte, ebd. 1894); Blum, Fürst
B. und seine Zeit (0 Bde., Münch. 1894-95),'
Bismarck-Iabrbuck, hg. von H. Kohl (Bd. 1-4,
Lpz. 1894-97); Bismarck-Album, hg. zum 80. Ge-
burtstage (ebd. 1895); Allers, Fürst von B. in
Friedrichsruh (70 Zeichnungen, 1. bis 5. Aufl.,
Stuttg. 1892); Allers und Kraemer, Unser B.
<2. Aufl., ebd. 1890); Strecker, Das Bismarck-Mu-
seum in Bild und Wort iHeft 1 u. 2, Verl. 1890);
Bismarck - Litteratur. Bibliogr. Zusammenstellung
von P. Schulze und O. Koller (Lpz. 1895).
^Bismarck-Vohlen, Friedr. Alexander, Graf
von, starb 9. Mai 1894 zu Karlsburg in Vor-
pommern.
^Vismarck-Tchönhausen, Herbert Nikolaus,
Graf von, vertrat von 1881 bis 1880 den Wahlkreis
Lauenburg als Mitglied der Reichspartei im Deut-
scken Reickstag. In: Mai 1880 mußte er wegen der
mit seiner Ernennung zum Staatssekretär verbun-
denen Mitgliedschaft des Bundesrats sein Mandat
niederlegen. Von neuem wurde er im Juni 1893
für den Wahlkreis Ierichow in den Reichstag ge-
wäblt, wo er zwar keiner Partei bcitrat, sich jedoch
meistens zu den Teutschkouservativen hielt und ge-
gen den russ. Handelsvertrag stimmte. Aus seiner
Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor.
*Bic<ularck-Tchöllhausen, Wilhelm Albrecht
Otto, Graf von, wurde im März 1895 zum Ober-
präsidenten der Provinz Ostpreußen ernannt. Aus
seiner Ehe gingen drei Töchter und ein Sohn hervor.
* VlaaS, Karl, Ritter von, starb 19. März 1894
in Wien.
*Blackie, John Stuart, starb 2. März 1895 in
Edinburgh. - Vgl. Anna M. Stoddart, ^. 8. K.
^ I.io^i^ (2 Bde., Lond. 1895).
*Blaine, James Gillespie, trat 4. Juni 1892
von seinem Posten als Staatssekretär lMinister des
Auswärtigen) zurück, um als republikanischer Prä-
sidentschaftskandidat aufzutreten; doch wurde auf der