Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Buddhismus'
allen Kreaturen; er ist «Arhant». Ein vollendeter Ardant hat aller Illusion und allem Schmerz ein Ende gemacht, sein Karman wird nicht mehr Basis zu
Wiedergeburten. Der spätere B. giebt den Arhants Wunderkräfte (iddhi und ânubhâva, wie sie
der vollendete Buddha besitzt), insbesondere die Kraft sich zu verwandeln und Wunder zu wirken, die Fähigkeit alles zu sehen und zu hören, selbst die Gedanken und
Wiedergeburtsreihen aller Kreaturen und die Erinnerung an die eigene frühere Existenz. Die höchste Stufe der Heiligkeit ist die
samâdhi, welche Ablösung von allem Irdischen bezweckt, so daß ein Verwehen von allen Leidenschaften eintritt
(nirvâṇa). Bildlich werden diese Meditationsstufen durch die höchsten Himmel repräsentiert. Die südl. Kirche nennt diejenigen,
welche nicht bloß die Arhantstufe erreicht, sondern für sich die volle Erkenntnis (samyaksambodhi) erlangten, also das
nirvâṇa (bei dem Tode tritt das parinirvâṇa [Abbildung von Gautamas Nirvâṇa s. Taf.
III, Fig. 6] ein) genossen, pratyekabuddhas.
Diese sind aber nicht im stande, das Heil (dharma) andern mitzuteilen, wie der wirkliche vollendete Buddha, welcher in einem
Weltalter nur einmal erscheint und diese letzte Geburt freiwillig auf sich nimmt, um den Kreaturen das Heil zu bringen und dann ins
parinirvâṇa einzugehen.
Buddhas Bodhisatva, d.h. eines zum Erkennen (bodhi) die Wesenheit
(satva) Besitzenden, ist Maitreya (Pali: Metteyya); die südl. Kirche erkennt ihn an, die
kanonischen Schriften aber erwähnen ihn nicht. Die im Norden entstandene Mahâyânaschule aber wendet sich mit besonderm Eifer
dem Maitreya-Kult und noch andern Bodhisatvas zu; sie betrachtet die alte Schule, in welcher jeder Heilige nur seine eigene Erlösung anstrebt, als die kleine
Carriere (hinayâna) und strebt die große (mahâyâna) an, d.h. die Wiedergeburt als
Bodhisatva. Geltend gemacht wurde dabei, Buddha habe nicht nur in der Sprache aller Länder gepredigt (in Wirklichkeit bediente er sich der Volkssprache, nicht des
Sanskrit), sondern auch je nach dem Fassungsvermögen der einzelnen Wesen, was bis zu einem gewissen Grade, wie die Sûtras zeigen, auch zutrifft. Das Mahâyâna ist
also in den Augen seiner Vertreter die Carriere der geistig Bevorzugten gewesen. Außer Maitreya werden zur Zeit des chines. Pilgers Fab-hian zwei Bodhisatvas
erwähnt, Mañjuçri und Padmapâni (Avalokiteçvara). Als die Phantasie die Himmelsräume immer mehr bevölkerte, wurde auch dort das Buddha- und Bodhisatvasystem
durchgeführt. So entstand die Anschauung, daß, während ein Buddha auf Erden (manushi-buddha) das gute Gesetz predigt, er sich
in den transcendentalen Welten in einem meditativen Buddha (dhyâni-buddha) abspiegelt. Der Theorie nach sind diese Buddhas
ebenso unzählig wie die Welten und die irdischen Buddhas, faktisch aber werden fünf anerkannt mit fünf entsprechenden Dhyânibodhisatvas. Der dem Gautama Buddha
entsprechende ist Amitâbha und sein Bodhisatva Avalokiteçvara. So ist in das Mahâyânasystem eine Vorstellung eingegliedert, welche wohl auf pers. Einflüsse
zurückzuführen ist, ebenso wie die Theorie der Dhyânibuddhas der entsprechenden persischen von den Fravashis (s. Zoroaster, Bd. 16) entlehnt
sein dürfte. In Wirklichkeit ist Amitâbhas Paradies Sukhâvatî (tibetan. bDe-ba-can) weiter nichts als ein Himmel für die Laien, welche dort als reine Wesen aus
Lotusblumenknospen wiedergeboren werden. Überall, wo die Mahâyânaschule die ↔ maßgebende Religion geblieben ist (China und Japan), ist
namo Amida (japan.) das allgemeine Gebet und dieser Dhyânibuddha mehr bekannt als der Religionsstifter. Im 6. Jahrh. wußte ein
einflußreicher Mönch aus Peschaur, Asañga (Âryâsañga), das brahmanische Pantheon, das sich als Reaktion gegen die Buddhalehre
entwickelt hatte, in den B. aufzunehmen. Die çivaitischen Götter werden verpflichtet, als Verteidiger der Kirche aufzutreten, sie geben das Gelübde, Unholde ihrer
Machtsphäre von den Gläubigen fern zu halten. (Abbildung s. Taf. II, Fig. 1 u. 12.)
In Zusammenhang damit kam die Lehre auf, daß es möglich sei, durch Bannformeln (dhâraṇî) und Opfer an Bodhisatvas (jeder hat
seine dhâraṇî) dieselben zu vermögen, dem nach hoher Carriere strebenden Mönche übernatürliche Kräfte, Belehrung durch die
Bodhisatvas selbst über in andern Regionen von Buddhas gelehrte dharmas u.s.w. zu verschaffen: die
Tantraschule. Gleichzeitig kam auch die Lehre von den Energien der Götter (çakti, s.
Indische Religionen) in den entarteten B. Zahllose Ḍâkinîs (tibetan. mkha-hgro-ma, d.h. Feen oder Hexen; s. Taf.
II, Fig. 3) bilden die weiblichen Konsorten der Bodhisatvas, fremde unind. Namen
(z. B. Kurukulle) erscheinen. Es wurde, wie angedeutet, angenommen, daß andere Wesen (Nâga, Ḍâkinî,
Râkshasa) eigene Predigten eines Buddha besäßen, welche durch Bannung (man nahm dabei möglichst die Gestalt, Kleider, Attribute u.s.w. des zu
Bannenden an) erreicht werden könnten. Als Hauptvertreter der Tantraschule muß der in Kabul im 8. Jahrh. geborene Padmasambhava (tibetan. U-rgyan; s. Taf.
II, Fig. 9), eine Emanation des Amitâbha, betrachtet werden. Er ist zugleich Begründer des
Lamaismus (s. d., Bd. 10).
Während die Mahâyânaschule auf China, Korea und Japan beschränkt blieb und von Tibet ausgeschlossen wurde, drangen in Tibet Kâshmiri- und
Bañgâli-Paṇḍits ein; sie lassen aber im Kampfe gegen die bösen Gewalten des Schneereiches den Padmasambhava kommen, der die Hindernisse, welche offenbar die einheimischen
Schamanen verursachten, zu überwinden wußte; das älteste Kloster (Sam-ye) wird gegründet und die ersten Bücher ins Tibetische übersetzt. Gegen die in der Folge durch die
beweibten, rotmützigen Tantriker verursachten Verschlechterungen der Religion (die Hierarchie hatte sich unter der Yuandynastie in Tibet entwickelt und die polit. Macht errungen)
trat in der Mitte des 15. Jahrh. der gefeierte Tsoñ-kha-pa (s. Taf.
II, Fig. 11 in der Mitte) auf. Er gilt als Emanation Maitreyas (s. Taf.
II, Fig. 11 über Tsoñ-kha-pa) und wurde insofern für die Religion ein Reformator,
als er die alte Zucht (Cölibat) wiederherstellte, Magie und Bannerei verwarf, die Meditation betonte und auch äußerlich die alten Formen als Abzeichen seiner
Sekte (gelbe Robe, gelbe Mütze) wieder einführte. Da aber die Klöster vielleicht aus ökonomischen Gründen der Magie nicht ganz entraten konnten, wurde in jedem
Kloster ein Gesetzeshüter (tibetan. chos-skyoñ, welcher rotmützig ist und heiraten darf, zu den notwendigen astrol. Ceremonien angestellt. Auf Tson-kha-pa oder
vielmehr auf seine zwei Hauptschüler rGyal-tsah-rje und mKhas-grb-rse (s. Taf. II,
Fig. 11 rechts und links neben der Mittelfigur vor Tson-kha-pa) geht jenes merkwürdige System der Wiedergeburten zurück, welches in Tibet der Hierarchie zu Grunde
liegt, die sog. chubilganische Erb-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 230.