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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Deutsches Heerwesen
stärke, ein Teil 4, ein anderer 6 bespannte Geschütze;
eine Anzahl hat anch noch je 2 bespannte Munitions-
wagen. Im ganzen sind im Frieden 2542 Geschütze
und 97 Munitionswagen bespannt.
Jeder Feldartilleriebrigade ist 1 Trainbataillon
von 3 Compagnien zugeteilt (das 12. hat 4, das 25.
2 Compagnien, im ganzen 63 Traincompagnien,
durchschnittlich je 108 Mann und 118 Pferde stark).
Dem Train ist bei einem Bataillon eine Bespan-
nungsabteilung für Fuftartillerie beigegeben.
Die gesamte Fusiartillerie (mit Ausscbluß von
Bayern) ist jetzt in 2 Inspektionen eingeteilt, deren
Wirkungsbereich dem der Divisionen entsprickt; die-
sen beiden Inspektionen sind je 2 Brigaden unter-
stellt, die je 3-4 Regimenter befehligen. Im gan-
zen bestehen 17 Fußartillerieregimenter zu je 2 Ba-
taillonen (das Regiment Nr. 2 und das 2. bayr.
haben 3) mit je 4 Compagnien (das 2. Bataillon
des Regiments Nr. 12 hat 5) und das einzelne (könig-
lich württemb.) Bataillon Nr. 13, das, in Abände-
rung der Militärkonvention mit Württemberg vom
21./25. Nov. 1870, Art. 12, wonach Württemberg
sein Armeekorps selbständig verwaltet, auf Grund
des Reichsgesetzes vom 3. Äng. 1893 durch Verein-
barung zwischen den württemb. und preich. Kriegs-
ministerien vom 2./18. Sept. 1893 in den preuft.
Etat übergegangen ist, zusammen 37 Fuftartillerie-
bataillone mit 149 Compagnien von durchschnittlich
125 Mann. Baden stellt jetzt als Militärkontingent
1 Regiment Fußartillerie zu 2 Vataillouen.
Das Ingenieurkorps zerfällt jetzt in 3 Ingenieur-
und 3 Pionierinspektionen; erstern sind 5 Festnngs-
inspektionen unterstellt, letztern die Pionierbataillone.
Die 23 Pionierbataillone haben je 4 (das Garde- und
die beiden bayr. Pionierbataillone je 5, das sächsische
6) Compagnien,im ganzen 97Compagnien von durch-
schnittlich 120 Mann. Die preuß. Eisenbahnbrigade
hat 3 Regimenter von je 2 Bataillonen zu 4 Com-
pagnien, im ganzen 24 Compagnien; das 1. und
3. Regiment sind vollständig königlich preußisch, beim
2. Regiment ist die 4. Compagnie königlich württem-
bergisch, die 7.und 8. Compagnie königlich sächsisck;
außerdem untersteht der Eisenbabnbrigade die selb-
ständige Luftschifferabteilung. In Bayern besteht ein
Eisenbahnbataillon mit 1 Luftfchifferdetachement.
Die Friedensstärke des Reichsheers belief sich
1895/96: auf 21956 Offiziere, 536 646 Mann-
schaften (einschließlich Unteroffiziere, Spielleute,
Gefreite und Genieine, aber ohne Otonomiehand-
werker) und auf 96193 Dienstpferde. Der Friedens-
stand verteilte sich auf die einzelnen Waffengattuu-
gen folgendermaßen:
Waffengattungen
Offiziere
Mannschaft
Dienstpferde
Nichtregimentierte Offiziere und be-



sondere Formationen.....
2636
2 848

Infanterie und Jäger......
12056
363 774

Kavallerie...........
2 338
64019
63481
Feldartillerie..........
2 623
56 469
28 538
Fußartillerie..........
361
22 271
16
Pioniere und Eisenbahntruppen .
5.59
14567
-
Train.............
307
7 487
4153
278 Bezirtskommandos.....
57"
5211

Znsammen ! 21956 j 536 646 < 96193
Die Nichtkombattanten, z. V. Okonomichandwerker, sind
außer Berechnung geblieben.
Im I.1896 bestanden im ganzen 173 Infanterie-
regimenter zu 4 Bataillonen, das Lehrinfanterie-
bataillon, 19 Iägerbataillone, 93 Kavallerieregimen-
ter zu 5 Schwadronen, 43 Feldartillerieregimenter
mit 494 Batterien, darunter 47 reitende, 17 Regi-
menter und 1 selbständiges Bataillon Fußartillerie,
23 Bataillone Pioniere, 3 Eisenbahnregimenter ein-
schließlich Luftschifferabteilung, 1 bayr. Eisenbabn-
bataillon, 21 Trainbataillone mit 63 Compagnien.
Die Verteilung sämtlicher Truppenteile auf die
vier selbständigen Militärverwaltungen vom 1. Okt.
1893 bis 31. März 1897 zeigt die folgende Tabelle:
Truppen




reu

ach

O
532
80
48
14
2
3
10


2
2
26


18
-
2
19
2
2
346
48
30
38
6
3
33
5
3
30
5
2
14
2
1
19
3
1
5'/2
1
'/4
50
6
4
17
2
2
1
ZV
23
5
Bataillone Infanterie . . .
" Jäger.....
Regimenter Kürassiere . . .
" schwere Reiter .
" Dragoner . . .
" Husaren ....
" Ulanen ....
" Chevaulcgers
Feldbatterien, fahrende . .
" reitende. . .
Regimenter Feldartillerie
Bataillone Fußartillerie . .
Regimenter " . .
Bataillone Pioniere ....
" Eisenbahntruppen
Traincompagnicn.....
Trainbataillonc......
Sanitätscompagnien ....
Die Etatsstärke beträgt vom 1. April 1897 ab
23088 Offiziere, 78 217 Unteroffiziere, 479 229
Gemeine, 2107 Militärärzte, 1078 Zahlmeister
u. s. w., 583 Roßärzte, 1045 Büchsenmacher und
Waffenmeister, 93 Sattler sowie 97 850 Dienstpferde.
Durch Gesetz vom 1. Juli 1892 ist die Unter-
stützung von Familien der zu Friedensübungen ein-
berufenen Mannschaften eingeführt. Nach dem-
selben erhalten die Familien der aus der Reserve,
Landwehr oder Seewehr zu Friedensübungen ein-
berufenen Mannschaften auf Verlangen aus öffent-
lichen Mitteln Unterstützungen. Das Gleiche gilt
bezüglich der Familien der aus der Ersatzreserve für
die zweite oder dritte Übung einberufenen Mann-
schaften. Ausgeschlossen sind solche Reichs-, Staats-
oder Kommunalbeamte, die während einer Ein-
ziehung ihr persönliches Diensteinkommen weiter
beziehen. Der Anspruch auf Unterstützung wird bei
der betreffenden Gemeindebehörde angebracht uud
erlischt, wenn vier Wochen nach Beendigung der
Übungen ohne Geltendmachung verstrichen sind.
Die täglichen Unterstützungen sollen betragen für
die Ehefrau 30 Proz. des ortsüblicken Tagelotms
erwachsener männlicher Arbeiter am Aufenthalt des
Einberufenen, und für jede der sonst unterstützungs-
berechtigten Personen 10 Proz. dieses Tagelohns,
doch darf der Gesamtbetrag 60 Proz. nicht über-
steigen; die Unterstützungsbeträge sind von einer
Pfändung ausgeschlossen.
In der Belastung des Infanteristen mit Aus-
rüstungsstücken und Gepäck sind wesentliche Erleich-
terungen (Verringerung des Schanzzeugs, der Ta-
schenmunition u. dgl., sowie Veränderung des Tor-
nistergepäcks) teilweise durchgeführt.
Zur Erinnerung an die Feier des hundertjährigen
Geburtstages Kaiser Wilhelms I. (22. März 1897)
trägt die gesamte deutsche Armee seitdem neben der
Landeskolarde die Kokarde in den deutschen Farben.
Über die Schutztruppe s. d.
Litteratur. G.Krickel und Lange, Das deutsche
Reichsheer in seiner neuesten Bekleidung und Aus-
rüstung (Berl. 1888-92); Erner, Katechismus des
T. ö.'(2. Aufl., Lpz. 1896). Von militär. Zeit-