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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ehestatistik
das Gesetz vom 4. Mai 1870 den Vorschriften des
Bürgert. Gesetzbuchs in dieser Richtnng entspre-
chend angepatzt. Gegenwärtig (1896) wird Zpecial-
auftrag erteilt für folgende Länder: Spaniensamt
Kolonien, Serbien, Griechenland, Portngal und Ko-
lonien, Nnmänien, Türkei, Ägypten, Tnnis, Bnlga-
rien, Bosnien, Brasilien, Centralamerika, Columbia,
Pern, Ecuador, Bolivia, Argentinische und Tomi-
nikanische Republik, China, Japan, Siam, Marokko,
Sansibar, Samoa, Tonga-Inseln. Indem offiziellen
Verzeichnis der deutschen Konsulate ist ausdrücklich
vermerkt, welchen Konsuln der Amtsauftrag für (5.
erteilt ist. Selbstverständlich können sich die Deut-
schen im Ausland auch der dort landesüblichen Ehe-
schliehungsform bedienen. In dem Übereinkommen
mit Italien (3. Dez. 1874), Belgien (8. Okt. 1875)
und der Schweiz (4. Juni 1886) ist dabei die Er-
leichterung getroffen, daß die Deutschen in diesen
Ländern, wenn sie eine Landcsangehörige beiraten,
in welchem Fall sie in dortiger Form die Ebe ein-
zugehen haben, von der Beibringung sog. Tran-
erlaubnisscheine befreit sind, d. h. davon^ das; sie
durch heimatsbehördliche Atteste darthun, das; diese
ihre Ehe für Frau und Kind deutsche Staatsange-
börigkcit und damit im Verarmnngsfalle die Pflicht
Tentschlands begründe, anch diese zu übernehmen.
* Ehestatistik. Ihrer einfachen Anfstellung hal-
ber ist die E. einer der am frühesten gepflegten Zweige
der Statistik überhaupt und gebt in einzelnen Staaten
bis zum Anfang des 18. Jahrh, zurück. Freilich ließ
man es meist mit der Feststellung der Zahl der Ehe-
schließenden bewenden und nahm anf die persön-
lichen Verhältnisse derselben keine Rücksicht. Von
diesen kommen für die E. nunmehr vor allen: in
Betracht das Alter und der Familienstand und
weiterhin die Konfession der Brautleute, wäbrend
die gleichfalls wichtige Ermittelung des Berufs der
eheschließenden Teile nur in geringem Umfange ge-
fchieht und statistifch verwertet wird.
Nach dem Familienstande befanden sich unter
100 Heiratenden:
Staaten
Im
Jahres-
durch-
schnitt
Männer
Frauen
Jung-
gesellen
Preußen . .
1887-91
Bayern . . .
1387-91
Sachsen. . ,
1887-91
Österreich , .
1887-91
Ungarn. . .
1887-91
Schweiz , .
1885-89
Holland , ,
1887-91
Schweden . .
1887-91
Norwegen. .
1836-90
Tänemark. .
1885-39
Portugal . .
1386-90
Italien . . .
1887-91
Frankreich .
1886-90
England . .
1887-91
Schottland .
1887-91
Irland . . .
1887-91
Witwer, ^
undGe-!^."."^
schiedenc!
frauen
Witwen
und Ge-
schiedene
87,8 !
86,0
36,2
82,6
79,6
85,1
87,5
89,7
88,1
89,0
89,4
87,9
89,5
88,3
88,8
89,1
12,2
14,0
13,8
17,4
20,4
14,9
12,5
10,3
11,9
11,0
10,6
12,1
10,5
11,7
11,2
10,9
92,0
92,4
91,2
89,6
86,1
91,0
92,2
95,6
94,9
94,1
92,9
93,3
92,7
91,8
94,3
94,9
8,0
7,6
8,8
10,4
13,9
9,0
7,8
4,4
5,1
5,9
7,1
6,7
7,3
8,2
5,7
5,1
Was den gegenseitigen Familienstand der ehe-
schließenden Teile betrifft, fo überwiegen überall die
Ehen zwifchen Junggesellen und Jungfrauen, denn
sie betragen in fast fämtlichen eben anfgeführten
Länden: 80-85 Proz. aller Ehen. Annähernd
gleich stark, doch mit ziemlich großen Unterschieden
in den einzelnen Ländern vertreten sind die Ehen
zwischen Junggesellen und Witwen und jene zwi-
schen Witwern und Witwen. Etwas mebr als diese
beiden Kategorien zusammen machen die Ehen zwi-
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl.. XVII.
schen Jungfrauen und Witwern aus. Ehen, in
welcken ein oder beide Teile geschieden sind, spieleil
eine sehr untergeordnete Rolle und entfallen in rein
kath. Ländern (Frankreich, wo die Ehescheidung ge-
stattet ist, ausgenommen) ganz.
Zeigt der Familienstand der sich Verheiratenden
fast überall ein ähnliches Bild, fo weist das Alter
derfelben umgekehrt länderweise große Verschieden-
heiten auf. Vor allem spielt hier das frühere oder
spätere Eintreten der Geschlechtsreife eine große
Rolle, dergestalt, daß die südl. Länder eine viel höhere
Ziffer von frühzeitigen Ehen aufweisen als die nörd-
lichen. Innerhalb der Staaten üben die wirtschaft-
lichen Znstände, Preis- und Lohnverhältnisse einen
starken Einflnß auf. Die folgende Zusammenstellnng
giebt für einige Länder das Alter der Ebeschließen-
den. Danach heirateten von 100 im Alter von:
Staaten
Im
Jahres- Ge-
durch- ! schlecht
schnitt !
Italien . . . .
Frankreich . . .
Preußen. . . .
Schweden . . .
Norwegen . . .
Provinz Buenos-
Aircs . , . .
I 1888-91
^Männer
l /Frauen
i oo<' n<> > Männer
1886-90 z^uen
1887-91 !
Männer
! /Frauen

1^
^> "

2,6
65,8
23,4
60,5
1,9
66,9
20,5
62,8
0,06
69,54
8,1
73,6
0,15
62,75
6,4
67,4
1,8
60,6
7,9
67,7
2,8
64,7
45,6
44,3
"5 ! " ^
25,0
13,0
22,4
6,6
3,1
8,8
12,0 4,7
21,8! 3,<"
13,6! 4,7
26.0 11,1
20.1 6,1
11,8
18,3
24,8
7,2
6,1
7,7
2,9
Eine bemerkenswerte Erscheinung ist, daß die Zahl
der in jugendlichem Alter sich verheiratenden Männer
trotz der immer allgemeiner werdenden Militärpflicht
relativ fast allenthalben gewachfen ist.
über die Häufigkeit der Ehen geben die Heirats-
ziffern Aufschluß, welche man in allgemeine und
besondere trennt. Jene setzt die Zahl der Ehen
in Beziebnng zur Gesamtbevölkerung, diese zur hei-
ratsfälügen (über 15 Jahre alten unverheirateten)
Bevölkerung. Was zunächst die erstere betrifft, so
entfielen auf 1000 Einwohner Eheschließungen:
Staaten
1887-91
1892
1893
1894
Deutsches Reich Frankreich . . Irland .... Italien ....

7,9 7,3 4,4 7,7 7,0 7,1 7,7 8,6 7,2
7,9 7,6 4,6 7,5 7,2 7,4 7,8 9,2 7,7
7,9
7,5 4,7 7,4 7,3 7,4 8,0 9,3 7,6
7,9 7,5
4,7 7,5 7,2 7,6
Schweiz . . . Österreich . . .


Belgien.......
__
Genauer ist die besondere Heiratsziffer. Nimmt
man den Jahresdurchschnitt der Eheschließungen in
der Periode 1874-91 und bezieht diesen auf die
im 1.1880 oder 1881 ermittelte heiratsfähige, aber
unverheiratete Bevölkerung, fo ergiebt sich:
Heiratsfähige
Jahres-
Ehe-
Staaten
(über 15 I. alte unverheiratete)
durchschnitt
der Ehe-
schließungen
auf 1000
Bevölkerung
schließungen
Heiratsfähige
Deutsches Reich
13 841331
732 393
53,0
Frankreich . . .
12 366158
566 628
45,8 -
Irland ...
1951058
44 789
23,0
Italien ....
8 940 374
448 233
50,1
Niederlande . .
1258 904
61 782
49,0
Schweiz ....
1018 697
41527
40,8
Österreich . . .
6 904 348
354 391
51,3
Unqarn ....
2965 879
271600
91,6
Belgien ....
1916 882
80 270
41,9
23