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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ergograph - Erlangen
liche Schulden (mit Ausnahme der Haushaltungs-
schulden) und der Kapitalwert periodischer Lasten
des Steuerpflichtigen werden abgezogen.
Steuerfrei bleiben 1) Personen, deren steuerbares
Vermögen 6000 M. nicht übersteigt; 2) Personen
bis zu 20000 M. Vermögen, wenn ihr Einkommen
nicht mehr als 900 M. jährlich beträgt; 3) weiblicke
Personen, welche minderjährige Familienangehörige
zu unterhalten haben, und vaterlose minderjährige
Waisen und Erwerbsunfähige, alle diese, wenn sie
nicht mehr als 20000 M. Vermögen und nickt mebr
als 1200 M. Jahreseinkommen haben.
Die Veranlagung erfolgt gleichzeitig mit der Ver-
anlagung zur Einkommensteuer durch die Einkom-
mensteuer - Veranlagungskommissionen. Die zur
Veranlagung nötige Wertermittelung wird durch
einen Schützungsausschuß vorgenommen, der in
jedem VeranlagungsbeZirk aus dem Vorsitzenden
der Veranlagungskommission und mindestens vier
Mitgliedern gebildet wird. Zwei Mitglieder werden
von der Negierung ernannt, zwei von der Veran-
lagungskommission aus der Zahl ihrer gewählten
Mitglieder abgeordnet. Deklarationspflicht besteht
nicht, wohl aber ein Deklarationsreckt unter Be-
strafung unrichtiger oder unvollständiger thatsäch-
licher Angaben. Die regelmäßige Veranlagungs-
periode umfaßt drei Jahre. Die Erhebung der E.
erfolgt gleichzeitig mit der Einkommensteuer.
Das steuerbare Vermögen wird in Stufen einge-
teilt, die 'ms zu 24000 M. Vermögen je 2000 M.,
von da bis 60000 M. Vermögen je 4000 M., als-
dann bis 200000 M. Vermögen je 10000 M. und
bei noch größerm Vermögen je 20000 M. umfassen.
In jeder Stufe wird ^ Promille des Anfangs-
satzes der Stufe als Steuer erhoben. Der Ertrag
der E. war 1895/96: 31045836 M.
Vgl. die Kommentare zu dem preuß. Ergänzungs-
steuergesetz von Höinghaus (Berl. 1893) und Gauß
(ebd. 1894); ferner Schaffte, Die steuern, beson-
derer Teil, im "Hand-und Lehrbuch der Staats-
wissenschaften", hg. von Frankenstein (Lpz. 1896);
Schultze, Die Ergebnisse der preuß. Einkommen -
und Ergänzungssteuer seit 1892/93 (in den "Jahr-
büchern sür Nationalökonomie und Statistik",
3. Folge, Bd. 12, Jena 1896).
Grgograph (grch.), ein von dem Phvfiologen
A. Mosso in Turin konstruierter Apparat, der die
Arbeit der Fingermuskeln verzeichnet. Vorderarm
und Hand der Versuchsperson ruhen auf einer pas-
send geformten Stütze und sind dort fixiert, so daß
nur der Mittelfinger frei bleibt, dessen Bewegungen
(Beugungen) aufgeschrieben werden. Gewöbnlick
werden Ermüdungsreihen geschrieben, d. h. der
Finger hebt nach dem Takte des Metronoms ein
größeres Gewicht (2-5kss), das mittels Leder-
schlinge und Schnur an ihm befestigt ist. Die Schnur
läuft über eine Rolle und führt mit sicb dcn Sckrcib-
apparat, der die Zahl und die Höhe der Hebungen
auf eines der gebräuchlichen Registrierubrworke ver-
zeichnet. Erfolgen die Hebungen jede Sekunde oder
jede zweite Sekunde, so tritt sebr bald Ermüdung
ein, die Hubhöben werden kleiner und sckließlick
Null. Der Verlauf der Ermüdung ist individuell
sehr verschieden und erfolgt in einer für jede Ver-
suchsperson charakteristischen Weise. Anstatt die
Muskeln willkürlich zu bewegen, kann man sie auck
künstlich (elektrisch) reizen, direkt oder von ihren
Nerven aus. Solche Reizungsreihen verlaufen in
anderer Weise als die Arbeitsreihen der willkür-
lichen Bewegung, so daß die periphere Ermüdung
von der der nervösen Centralorgane unterschieden
werden kann. Der E. hat sich nicht nur in der Phy-
siologie, sondern auch in der Pharmakologie und
Psyckologie als ein wertvolles Hilfsmittel erwiesen,
durch das die Wirkung der Lebensweise, der Nah-
rungs- und Genußmittel, der Arzneimittel, der gei-
stigen Thätigkeit auf die körperliche Leistungsfähig-
keit in überraschender Weise sichtbar wird. - Vgl.
A. Mosso, Die Ermüdung (Lpz. 1892).
Erhartt, Luise, Schauspielerin, geb. 22. Febr.
1844 zu Wien, trat schon 1859 als Käthchen von
Heilbronn und Preciosa in Cassel auf, blieb hier bis
1860, spielte 1861 am Dessauer Hoftheater, bis Ende
1862 am Hoftheater zu Hannover, gehörte dann der
Hofbübne Wiesbadens an und wurde von hier 1863
nach Berlin ans königl. Schauspielhaus berufen,
dem sie bis zu ihrem 31. Mai 1878 erfolgten Rück-
tritt von der Bühne angehörte. Sie lebt jetzt mit
ihrem Gemahl, dem Grafen Karl von der Goltz,
Oberst und Kommandeur des 7. bad. Infanterie-
regiments Nr. 142, in Mülhausen im Elsaß. Als
ibre Glanzleistungen galten Ophelia, Gretchen,
Klärchen, dann Lady Milford, Eboli, Iphigenie,
ferner Tante Tberese, Gräfin Autreval u. a.
Griksson, Kristian, schwed. Bildhauer, geb.
1858, studierte in Paris an der Schule der dekora-
tiven Künste und an der Schule der schönen Künste.
Er ist besonders hervorragend in der Kleinskulptur,
die er mit feinem Stilgefühl und graziöser Anmut
behandelt. Die Vasen Zauber (Bronze, 1889; Na-
tionalmuseum in Stockdolm) und Aus der Kinder-
welt (Bronze, 1889; Galerie Fürstenberg, Göte-
burg), besonders aber der Teller Das Leben (Silber,
1894) sind Proben seiner Kunst. Auch größere Werke
hat er geschaffen: die Statue Der Märtyrer (1888)
und das große Neliefbild Linnös in Marmor
! (Nationalmuseum).
* Erkel, Franz, starb 15. Juni 1893 in Budapest.
Erkner, Dorf im Kreis Niederbarnim des preuß.
Reg.-Bez. Potsdam, am schiffbaren Kanal zwi-
schen Flatcn- und Dümeritzsee, an der Linie Berlin-
Kohlfurt-Breslau der Preuß. Staatsbahnen, mit
Vorortverkehr nach Berlin und Fürstenwalde und
Dampferverkehr, hat (1895) 2690 E., Post, Tele-
graph, Fernsprechanschluß, Genezarethkirche (1897);
Fabrikation von Teerprodukten und Kohlensäure
sowie Kaltbrennerei.
Grkrath, Dorf im preuß. Reg.-Bez. und Land-
kreis Düsseldorf, an der Dussel und der Linie M.-
! Gladback-Schwerte der Preuft. Staatsbahnen, hat
(1895) 5165 E., Post, Telegraph, kath. und evang.
Kirche; mechan. Weberei, Hochofen, Gerberei, Paä-
papierfabrikation und Ziegelei.
* Erlangen bat (1895) 20892 (11238 männl.,
! 9654 weibl.) E., darunter 5377 Katholiken, 14713
Evangelische, 567 andere Christen und 235 Israe-
litcn, ferner 1520 bewohnte Wohnhäuser, 3982
Haushaltungen und 5 Anstalten. Die Zahl der
Geburten betrug 1895: 729, der Eheschließungen
187, dcr Sterbefülle (einschließlich Totgeburten)
597. In Garnison liegt das ganze 19. Infanterie-
regiment. E. ist ferner Sitz einer staatlichen Unter-
suchungsanstalt für Nahrungs- und Genußmittel,
eines Bezirksgremiums und Bezirkskommandos.
1890 wurde ein Kriegerdenkmal (von Wanderer)
und 1897 ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal (von
Schwabe) enthüllt. Die Industrie erstreckt sich fer-
^ ner auf Fabrikation von elektrifchen und mediz. Ap-