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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Glasgower Centralbahn - Gleichstrommaschinen
tons. Der Handel in Roheisen, von dem in Schott-
land durchschnittlich 74 Hochöfen 1,090 Mill. t pro-
duzierten, war infolge der Preissteigerung sehr leb-
haft. Zucker wurden 187 000 t gegen 134000 im
1.1894 importiert und 172 000 t geliefert. Von
der Gesamtkohlenaussuhr Schottlands von 7,479
Mill. t gingen 3,44 aus den Clydehäfen fort, und
zwar 1,96 Mill. über G., 0,478 über Ayr, 0,i5 über
Grcenock, 0,346 über Troon, 0,309 über Ardrossan.
Auf dem Gebiete der Metall- und Textilindustrie
sind wichtige Ereignisse nicht zu verzeichnen. Was
speciell den direkten Handel Deutschlands mit G.
anlangt, so importierte G. für 446 200 Pfd. St.,
darunter für 424 000 Pfd. Rohzucker; nach Deutsch-
land gingen Waren für 142 000 Pfd. St., darunter
20550 t Kohlen für 7385 Pfd. St.
Glasgower Centralbahn, fast gänzlich unter
irdifch geführte Vahn (11,2 km) vonRutherglen bis
nach Maryhill; sie wurde nach sechsjähriger Bau-
zeit am 10. Aug. 1896 für den Personen- und
Güterverkehr eröffnet.
Gwsinac (spr. -nah), Dorf im Bezirk Rogatica
des bosn. Kreises Scrajewo, auf einem nach G. be-
nannten Hochplateau gelegen, an der Straße von
Scrajcwo nach Rogatica, hat (1885) 1966 griech.-
orient. und mohammed. E. und ist bekannt als
reicher Fundort prähistor. und röm. Waffen und
fonstiger Gegenstände.
Die Funde aus der Bronze- und Hallstattzeit ent-
stammen flachen Steinhügelgräbern, die in dichten
Gruppen das Land bedecken; man schützt ihre Zahl
auf 20000. Formell stellen die Beigaben aus Bronze,
Eisen und Thon einen südl. Ausläufer der Hallstatt-
kultur vor und sind deshalb von Wichtigkeit, weil
manche Fundstücke (ein altgriech. Visierhelm, Bein-
schienen, Fibeln, eine Vronzekanne mit kleeblatt-
förmiger Mündung u. a. m.) die Verbindung zwi-
schen dieser und der altgriech. Formenwelt herstellen.
Noch wichtiger sind die Ausgrabungen auf dem G.
als erste Etappe zur Erforfchung der nördl. Balkan-
länder, wo man die Frage nach dem ältesten Ge-
brauche von Eiscngeräten zu lösen hofft. Derfelben
Zeit wie die Gräber gehören 30 Wallburgen an.
*Glaßbrenner, Adolf. Seine Witwe Adele,
geborene Peroni, starb 31. Juli 1895 in Berlin.
Glaubenseid, im prozessualen Sinne (^ui-a-
M6iiwin äs ci'oäulitatk) der Eid, inhaltlich dessen
jemand schwört: "ich glaube, daß die Thatsache wahr
oder nicht wahr ist". Den Gegensatz bilden der
Wahrheits- oder Wissenseid (.jinanisuwm ä"
V6liwt6: "ich weiß, daß" oder "ich schwöre, daß die
Thatsache wahr oder nicht wahr ist") und der Nicht-
wissens- oder Ignoranzeid (^ii'amsnwm 66
i^noi'Hutia: "ich weiß nicht, daß"). Die Deutsche
Civilprozeßordnung kennt den G. nur in der ver-
schärften Form des Überzeugungseides ("ich
habe nach sorgfältiger Prüfung und Erkundigung
die Überzeugung erlangt oder nicht erlangt").
Glaubenswechsel, f. Austritt aus der Kirche.
Gleichgewichtssinn, statischer Sinn, sech-
ster Sinn ist in neuester Zeit ein Organ genannt
worden, das im Labyrinth des Ohrs mit sensiblen
Nerven (Ausläufern des ^6rvu8 veätidulai-ig) ver-
sorgt wird, die Bogengänge und der Vorhof (s. Ge-
hör, Bd. 7). Während Frühere diesem Teil des
innern Ohrs die Funktion Geräusche zu percipicren
zuschrieben, haben wir nach Mach und Brcuer darin
ein Hilfsmittel, um Bewegungen des eigenen Kör-
pers erkennen zu können, namentlich die Beschleuni-
gung passiver Progressiv- oder Rotationsbewegun-
gen. Nach Ewald dagegen gehen von diesem Organ
regulierende Erregungen aus, die das Gleichgewicht
des Körpers durch beständige Muskelreizung erhal-
ten. Die gesamte Körpermuskulatur verdankt den
Reizungen dieses Organs einen Tonus (s. d., Bd. 15),
daher wird es von Ewald auch Tonuslabyrinth
genannt. Ein ausreichendes empirisches Beweis-
material stützt die Ansicht, nach der die Bogengänge
für die natürliche und zweckmäßige Körperhaltung
bedeutungsvoll sind. Exstirpiert man Hunden oder
Tauben das Labyrinth, fo treten eigentümliche
Störungen in ihren Bewegungen und in der Hal-
tung einzelner Teile des Körpers, besonders des
Kopfes, ein. Diese Störungen zeigen sich davon
abhängig, ob die Exstirpation eine einseitige oder
beiderseitige war, ob dabei nur gewisse Teile der
Bogengänge verletzt wurden u. s. w. Auch bei einem
gewissen Prozentsatz von Taubstummen hat man
eine analoge Unfähigkeit gefunden, bei Ausschluß
optischer Regulierung das Gleichgewicht und die
körperlichen Bewegungen in normaler Weise zu
regeln. Ein ähnlicher Prozentsatz der Taubstummen
ist nun zugleich des peripherischen Organs des
^6i-vu8 vOZtidnIai-iZ beraubt gefunden worden.
Alle diefe Thatsachen sprechen jedoch lediglich für
die Existenz eines Reflermechanismus. Ob zugleich
besondere Empfindungen durch den G. vermittelt
werden, muß noch dahingestellt bleiben. Alle die
eigentümlichen Störungen, die bei Entfernung oder
Reizung oder Verletzung der Bogengänge auftreten,
stellen sich nach Beseitigung des Großhirns, des
Organs für Empfindungen, mit gleicher oder größerer
Regelmäßigkeit ein als bei intakter Beschaffenheit
dieses Centrums. Besondere Empfindungen des
Gleichgewichts oder der Bewegung unsers Körpers
neben den bekannten Sehnen-, Gelenk- und Haut-
cmpfindungen sind auch nicht beobachtet worden. Das
einzige psychische Phänomen, das auf die Leistung
der Bogengänge bezogen werden kann, ist der
Sckwindel. Bemerkenswert ist, daß viele Taub-
stumme die Empfindung des Drehschwindels und
ähnliches nicht kennen. Doch ist es bei den mannig-
faltigen Ursachen des Schwindels zweifelhaft, ob er
in einer eindeutigen Beziehung zum Labyrinth steht.
Möglicherweise sind die Bogengänge auch an der
Entstehung der Seekrankheit wesentlich beteiligt.
Über die Art der peripherischen Erregung des G.
bestehen verschiedene Ansichten. Einige denken sich
dieselbe durch die mit jeder Kopfbewegung erfolgende
Bewegung des Labyrinthwassers, der Endolymphe,
andere durch bloße Änderungen im Drucke derselben,
noch andere dadurch zu stände kommend, daß die
Haarzellen, die wahrscheinlichen Endausläufer des
Nerven, aktive Flimmerbewegungen ausführen, die je
nach der Bewegung oder Haltung des Kopfes ver-
schiedenen Widerstand von der Labyrinthflüssigkeit
erfahren. Jedenfalls kann jede Änderung der Lage
des Kopfes bei dem eigentümlichen Bau der Bogen-
gänge eine Änderung in deren Erregungszustand
bewirken. - Vgl. E. Mach, Grundlinien der Lehre
von den Vcwegungsempfindungen (Lpz. 1875);
Delage-Aubert, Physiol. Studien über die Orien-
tierung (Tüb. 1888); Ewald, Physiol. Unter-
suchungen über das Endorgan des KervuZ "cwvus
(Wiesb. 1892). Die vollständigste Litteraturübcr-
sicht (mit 248 Nummern) hat L. W. Stern im Archiv
für Ohrenheilkunde, Bd. 39 (1895), gegeben.
Gleichstrommaschinen, s. Dynamomaschinen.