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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gleispach - Glogau
Gleispach, Johann Nepomuk, Graf, österr.
Staatsmann, geb. 29. Sept. 1840 zu Görz, studierte
von 1857 bis 1861 in Wien Rechts- und Staats-
wissenschaften, war seit 1801 als Rechtspraktitant
tmd Auskultant thätig bei den Landesgerichten zn
Innsbrnck, Venedig und Graz und dann ebenfalls
in Graz als Staatsanwaltssubstitnt, Staatsanwalt,
Oberstaatsanwalt und endlich als Landesgerichts-
präsident. Als solcher führte er die Reform der
Landtafel dnrch und regelte sämtliche Bezirksgerichte
des Sprengels. 1892 znm Oberlaudesgerichtspräsi-
denten für Steiermark, Kärnten und Krain ernannt,
wurde er 1894 dnrch die Erteilung der Würde eines
Geheimrats und 1895 dnrch die Nernfung in das
Herrenhaus des österr. Reichsrats ausgezeichnet.
Von 1875 bis 1885 gehorte er dem steiermark.
Landtag an, wo er als Mitglied der Verfassungs-
partei eine führende Stellung einnahm und haupt-
sächlich in den Landeskultur- und Schulausschüssen
wirkte. Im Sept. 1895 wurde er in: Ministerium
Badeni zum Iustizminister ernannt. Schriftstellerisch
ist G. mehrfach in jurist. Fachzeitschriften und polit.
Blättern thätig gewesen.
Gleitende Lohnskala (engl. nliäiuss sc^ie),
ein Lohnvertrag, nach dem der Lohn je nach den
Preisschwankungen des Rohprodukts fällt und
steigt. Unternehmer und Arbeiter einigen sich auf
einen bestimmten Normal-(Standard-) Lohn uud
einen bestimmten Normal-(Standard-) Preis des
Produkts, und je nachdem wie der letztere schwankt,
Hndert sich auch der erstere. Das System ist neuer-
dings ausgekommen, namentlich in der Eisen- und
Kohlenindustrie Großbritanniens und Nordamerikas
und zeigt im einzelnen mannigfaltig verschiedene
Formen. Begünstigt wurde es dnrch die Entwicklnng
der Gewertvereine, die eine strammere Organisation
der Arbeiter gegenüber den Unternehmerverbänden
bewirken. Man wünfchte die langwierigen und
mitunter auch kostspieligen Verhandlungen, wie sie
in den Einigungsämtern zur Festsetzung der Arbeits-
bedingungen sich abspielten, zu vermeiden und ver-
einbarte solche Skalen, die aber natürlich auch von
Zeit zu Zeit geändert werden können. In diesem
letztern Umstände liegt die Schwäche des Systems,
das man nicht als eine Gewinnbeteiligung ansehen
kann. Die Hauptsache bleibt stets die Festsetzung
der Basis, d. h. des zum Ausgangspunkte gewähl-
ten Normallohns und Normalpreises. Dasür aber
wird doch die jeweilige Machtstellung des Unter-
nehmers maßgebend. Als Vorzüge der G. L. werden
gerühmt für den Unternehmer, daß sie ihm auf dem
Weltmarkte Vorteile gewähren und die Arbeitsein-
stellungen verringern. Der Arbeiter wiederum fühlt
sich gefördert, weil bei dem frühern Verfahren die
Löhne größern Schwankungen ausgesetzt waren als
unter der Herrschaft der Skala, und ihm die Er-
höhung seines Lohns zuteil wird, die bei vermehrter
Nachfrage und damit verbundenem Gewinn des
Geschäfts ihm zugestanden werden kann. ^ Vgl.
B. I. C. Munro, 81iäin^ 8c^i68 in tllo coal indu-
8tr^ (1885); Schriften des Vereins für Eocialpoli-
tik, Bd. 45 (Leipz. 1890); Sartorius von Waltcrs-
hausen, Die noroamerik. Gewerkschaften (Berl. 1886);
R. Nasse und I. Krümmer, Die Bergarbeiterverhält-
nisse in Großbritannien (Saarbr. 1891).
Glenardsche Krankheit, vom franz. Kliniker
Glenaro ispr. -nähr) zuerst beschriebene Krankheit, die
sich besonders durch nervöse Beschwerden kenntlich
macht und ätiologisch auf eine Senkung der Einge-
weide zu beziehen ist. Nach Schwangerschaften oder
nach starker Abmagernng, häufig auch ohne nach-
weisbare Ursache, tritt ein Herabsinken einzelner oder
mehrerer Eingeweide, wie z. B. des Magens, des
Querdarms, der Nieren, der Leber u. s. w. auf; die
direkten Folgen der Verlagerung: abnorme Zer-
rnng verschiedener Bauchfellfalten, Abknickungen
einzelner Darmabschnitte oder der Harnleiter u. s.'w.,
rufen entweder an und für sich Störungen der Ver-
dauung, der Harnabsonderung u. dgl. mehr her-
vor, oder sie verursachen durch fortoanernoe Reizung
des centralcn Nervensystems (Gehirn und Rücken-
mark) eine mehr oder weniger ausgesprochene Neu-
rose. Der Verlauf der Krankheit ist meist langwierig;
den herabgesunkenen Organen ist dnrch Tragen einer
gut sitzenden Leibbinde eine Stütze zu verleihen,
dann muß die Diät streng individuell vorgeschrieben
werden. Auch Mastkuren bringen büufigÄefreiung
von den quälenden Erscheinungen. Sckließlich kom-
men elektrische und hydriatische Kuren in Frage.
Gletscherforschung. Mit der Erforschung der
Physik. Eigenschaften der Gletfcher, insbesondere der
Bcwegungsvorgänge in denselben, haben sich seit
lange viele Forscher befaßt, und die Litteratur über <
die G. ist eine sehr umfangreiche geworden. Bekannt ?
sind die langjährigen Untersuchungen am Rhöne- X
gletscher, die von der Schweizer Eidgenossenschaft, ^
dem Schweizer Alpenklnb und der Schweizer natur-
forschenden Gesellschaft angestellt oder unterstützt ^
und deren Ergebnisse im Jahrbuch des Schweizer <
Alpenklubs veröffentlicht werden. Ahnliche Unter-
suchnngen an der Pasterze und anderwärts veröffent-
licht die Zeitschrift des Deutschen und Österreich^chen
Alpenvereins, welch letzterer seit Jahren recht an-
sehnliche Mittel für Zwecke der G. ausgegeben und
wertvolle einschlägige Arbeiten angeregt hat. Um
nun die G. nicht allznsehr zu zersplittern, bildete sich
auf dem internationalen Geologenkongreß zu Zürich
(1894) eiue internationale Gletscherkom-
mission zu dem Zweäe, alle die G. betreffenden ^
Arbeiten einheitlich zu veröffentlichen. Die Kosten 5
dieser Veröffentlichungen hat Prinz Roland Bona- >
parte übernommen. Präsident der Kommission ist V
Professor Forel in Morges (Lausanne), Sekretär
Professor Dr. Pasquier in Neuchatel, Obmann für
Deutschland Professor Finsterwalder in München.
Ein schönes Bild eines typischen Gletschers bietet
der Aletsch gletscher (s. die hierher gehörige Karte:
Aletschglctschcr).
Glienicke, Dorf, s. Altglienicke.
Glindow, Dorf im Kreis Zauch-Belzigdes preuß.
Reg.-Bez. Potsdam, am Glindower l^ee, dermit
der Havel in Verbindung steht, hat (1895) 25W E.,
Postagentur, Fernsprechverbindung, evang. Kirche:
Ziegelei und bedeutenden Obstbau.
Glöersen, Ole Christian, norweg. Dichter, geb.
7. April 1838 zu Kristiauia, war (^chuldirektor, zu-
letzt (bis 1882) Direktor einer Töchterschule zu Kra-
gerö, machte dann eine Reise nach Italien und lebt
jetzt in seiner Vaterstadt. Man hat von ihm die
Romane und Novellensammlungen "Sigurd" (1877),
"En Fremmed" (1880), "Fra mit Friluftsliv" (1881),
stien" (1892).
* Glogau, Gustav, starb infolge eines Unfalls
22. März 1895 auf einer Reise dnrch Griechenland
zu Laurion. Von ihm erschien noch: "Die Haupt-