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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Goldaktie
ragender Bergingenieure, wie die des Amerikaners
M. Hamilton Smith, und namentlich des Deutschen
Schmeißer, die beide ziemlich gleich den ertrahier-
baren Goldvorrat eines Teils des Witwatersrand
auf 7'/5 Milliarden M. Gold bewerten, lenkten
die Aufmerksamkeit weitester Kreise auf die rasch ent-
wickelten Fortschritte und die glänzenden Aussichten
der südafrik. Goldminenindustrie. Die damals vor-
bandene Geldfülle und der Umstand, daß fast sämt-
liche Staatspapicre außerordentlich boch notierten,
begünstigten einen neuen dooin, d.h. ein Hinauf-
setzen der Kurse von G., die zu Preisen, in denen
die Zukunft der Minen bereits stark eskomptiert
waren, nicht nur in London und Paris, woselbst in
G. ein börsenmäßiger Handel stattfindet, sondern
durch die Vermittelung von speciell den Handel in
G. betreibenden Bankiers und Bankagenturen auch
in Deutschland, Belgien, Österreich, ja sogar in der
Türkei viel getauft wurden. Ende 1895 erinnerten
sehr höbe Neportsütze an die Gefahren der übertrie-
benen Spekulation; Schwierigkeiten in der Prolon-
gc^n der Engagements führten zum Zusammen-
bruch des doom, der in seinen Folgen nur durch
das Eingreifen der Trustgesellschaften (s. Industrie-
papiere) für den Handel in G., wie z. B. durch das
der Nodinson Nanking ^ompan^, u. s. w. gemildert
wurde. Welchen Schwankungen der Minenmarkt
auch noch 1896 ausgesetzt ist, geht aus einer Zu-
sammenstellung des Londoner "Nconomist" vom
10. Okt. 1890 hervor: die Aktien von 23 der bekann-
testen afrik. Minen mit einem Nominalkapital von
17 Mill. Pfd. St. erreichten 1896 den Höchstwert von
74,6 Mill. Pfd. St. und fielen bis zur zweiten Ok-
toberwoche wieder auf 49,5 Mill., also in wenigen
Monaten um 25 Mill. Pfd. St. oder 30 Proz.
Eine Richtschnur für die Bewertung einer G.
bietet die Aufstellung folgender Fragen: 1> Wie
groß ist die Anzahl der Claims der Gesellschaft, und
in welchem Verhältnis steht dieselbe zum Aktien-
kapital. 2) Sind diese Claims nur im Ausgehenden
oder auch im Einfallenden der Neefs belegen? Im
letztern Falle sind nämlich die Aufschlußarbeiten
kostfpieliger. 3) Wie weit ist die Mine bereits aus-
gearbeitet, und welches ist ihre Lebensdauer, d. h.
wie lange wird es noch dauern, ebe ibre abbau-
würdigen Goldlagerstätten erschöpft sind? Angaben
über neue Unternehmungen, denen selbstverständlich
erst umfassende Versuchsarbeiten vorangegangen
sein müssen, sind ganz besonders vorsichtig zu prü-
fen. 4) Wie steht es mit dem Pochwerk und sonsti-
gen Extraktionsvorrichtungen? 5) Wie hoch ist der
Durchschnittsgehalt an Gold per Tonne des zur
Verarbeitung gelangenden Erzes, und wie hoch stellen
sich die Betriebskosten? 6) Ist ein regulärer Be-
trieb und genügendes Betriebskapital vorhanden?
7) Welches ist der Betrag der bisher gezahlten Divi-
denden? 8) Hat die Gesellschaft noch andere Ein-
künfte, Pachten, Licenzen u. s. w.? Für die Prcis-
bemesfting sollte man eine Verzinsung von un-
gefähr 8 Proz. zu Grunde legen. - Die gut ge-
leiteten und foliden Minen pflegen neben ihren
Semester- und Jahresberichten auch noch die monat-
licheil Betriebsausweise an die Aktionäre zu ver-
senden, die für die Beantwortung der obigen
Fragen hinreichende Angaben enthalten. Indessen
muß man außerdem auch über das geschäftliche Ge-
baren der an dem Bergwerk beteiligten Finanz-
firmen unterrichtet sein. Je nach dem Übergewicht,
das die eine oder andere Firma in der Geschäfts-
leitung der Bergwerke hat, teilt man letztere in
Barnato-, Eckstein-, Robinson-, Farrar-, Campbel ck
Evans-, Goldsields- u. s. w. Gruppen ein, und man
bat besonders bei finanziellen Transaktionen des
Bergwerks darauf zu achten, ob nicht die Firma ihr
Übergewicht in einer den andern Aktionären schäd-
lichen Weise mißbraucht. VemerkensweN vft es, das;
unter diesen Gruppcnbezeichnungen nur eine einzige
deutsche vorhanden ist, die Gocrzgruppe, so genannt
nach Adolf Goerz, dem Leiter der in Berlin,
London und Johannesburg ansässigen Firma Ad.
Goerz & Co., der für die Vertretung deutscher In-
teressen in Johannesburg Hervorragendes geleistet
hat. Die Goldausbeute sämtlicher Bergwerke in
jedem Monat geben die Berichte der Olianibei- ol
Nin68 und der ^880ci3.5i0ii of Nin68. Der No-
minalbetrag der G. ist in den meisten Fällen auf
1 Pfd. St. ausgestellt. Die Aktie ist fast ausschließ-
lich eine Namensaktie. Der Verkäufer hat einen
tran8f6r, d. i. einen Antrag auf Umschreibung des
Aktienbesitzes auf den Namen des Käufers auszu-
stellen, der an das Bureau der Gesellschaft in Lon-
don eingesandt wird, worauf letzteres dem Käufer
ein certiticÄts, d. i. eine Bescheinigung zugehen
läßt des Inhalts, daß er als Besitzer einer be-
stimmten Anzahl Aktien, deren Nummern in dem
Certifikat angegeben find, in den Büchern 'der Ge-
sellschaft vermerkt steht. Da ein nach Millionen
zählender Betrag von G. sich in deutschem Besitz
befindet, so haben sich eine Reihe von Gesellschaften
veranlaßt gesehen, der Bequemlichkeit ihrer deutschen
Aktionäre insoweit Rechnung zu tragen, daß sie bei
der Deutschen Treuhand-Gesellschaft in Berlin eine
Umschreibungsstelle für ihre Aktien errichtet haben.
Auck stellen eine Anzahl von Minengesellschaften
auf Wunfch ibre Aktien auf den Inhaber.
Seit dem I. 1894 haben auch die Aktien der
westaustralischen Goldbergwerke einen größern
Markt in London gefunden. Das Gesamtgold-
ssebiet Westaustraliens, das sich im ganzen mittlern
Teile der Kolonie, fast von der Süd- bis zur Nord-
küste erstreckt, ist in 12 Felder eingeteilt, von denen
Coolgardie, Murchison, Pilbarra am bekanntesten
sind. Der Gesamtflächenraum der Goldfelder ist fast
anderthalbmal so groß als das Deutsche Reich. Die
Produktion betrug:
Jahre
Unzen
Im Worte von M.
1891 1892 1893 1894 1895
30 311 59 558 110 891 207 131 231512
2 303 640 4 505 660 8 423 660 15 741 980
17 594 960
Im I. 1894 gab es 65 Gesellschaften mit einem
Nominalkapital von zusammen 117 000000 M.;
1895 traten mehr als 200 Gesellschaften mit einem
Nominalkapital von 560 Mill. M. hinzu. Was den
Goldgehalt anbetrifft, so verteilt sich die Ausbeute
auf die einzelnen Bergwerke sehr ungleich und zwar
von 6 ä>vt8 bis 16 Unzen (1 Unze ^ 20 äwt8)
auf 1 t Erz. Für 1 Unze Gold erbält man einen
Preis von 72 bis 76 8li. Die Selbstkosten be-
tragen ausschließlich Amortisation und Verzinsung
des Anlagekapitals 30-50 8li. Der Bergbau hat
in Wcstaustralien noch keine beträchtliche Tiefen-
erstrcckung erreicht. Über die Nachhaltigkeit des
Bergbaus in größerer Tiefe ist zur Zeit noch keine
Beurteilung möglich; denn nur in wenigen Berg-