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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Italienische Rente - Italienisches Festungssystem
ihren Romanen Orazio Grandi ("Diana."), Matiloe
Serao, Girolamo Rovetta ("I^a. Laraonäa,", eine
bittere Satire auf den Niedergang des ital. Geistes)
und der fruchtbare Barrili, der feinen fünfzigsten
Roman publiziert hat. Neben ihnen find zu nennen
Colauti (II UFlio), Maruzzi (Naturalist) und als
Novellendichter Giacosa ("Novells Valäostans",
Schilderungen des mittelalterlichen Lebens in den
nordital. Alpenthälern) und Dino Mantovani("I'a3-
"Win MuLti-i"). Edmondo de Amicis ist offen zum
Socialismus übergetreten und stellt feine Kunst in
den Dienst der polit. Ideale, die er verfolgt.
Auf dem Gebiete des Dramas hat Italien in
den letzten Jahren wenig geleistet. Die dramat.
Kunst und die Schauspielkunst find im Niedergange
begriffen und üben aufeinander eine deprimierende
Wechfelwirkung. Der hervorragendste Dramatiker
ist wohl Giufeppe Giacofa, dessen letzte Schöpfung,
"I äiritti äoli' auima", auch feine reifste ist und die
"Iriäti amori", den "(^0nt6 roLLO", die "Ileäa a
äi8cr62ioii6" und die "^Hua,220ni in mont^na"
weit überragt. Einen zweifelhaften Erfolg hat Marco
Praga mit feinen "Ver^ini" und feiner "No^Iie
iäeale", die auch in Deutschland aufgeführt worden
sind, errungen. Neben ihnen sind Novetta mit feinen
socialistisch angehauchten "I äigonegti", LuigiIllica
("1^' aniina. ä' un' altro") und Giacomo Gallina
("I^ora äßi monäo", Dialektdrama von packender
Wirkung, das Leben der Armen schildernd) zu nennen.
Unter den Dialektdichtern hat der Römer
Cesare Pascarella mit seiner "Zcoperta äeU'^ins-
riea", die er selbst in allen größern Städten Italiens
meisterhaft vortrug, einen außerordentlichen Erfolg
errungen. Seine Sonette über den Kampf bei Villa
Glori (Okt. 1867) sind von Paul Heyse ins Deutsche
übertragen worden. Die "scoperta äsii'^Vinerica"
ist von unwiderstehlich komifcher Wirkung und spie-
gelt (eine der Hauptaufgaben der Dialektdichtung) den
Charakter des Romano äi Rom", meisterhaft wieder.
- Vgl. A. Rour, I^a. litteraturs conteinporaine 6n
Itali6, 1883-96 (Par. 1896).
* Italienische Rente, f. Italien (Finanzen).
^Italienisches Feftungssystem. Den wich-
tigsten Zugang der Front gegen Frankreich bildet
der Mont-Cenis, der auf der Straße vom Mont-
Genövre oder mittels der Eisenbahn überschritten
werden kann. Dieser Zugang wird geschützt durch
die Werke des Mont-Cenis, bestehend aus den Forts
la Cassa, Varisello, Noncia und Patta crusa, der
Defensivkaserne auf dem Malamot, dem alten Fort
Chat und dem befestigten Zofpiz; durch die Werke
von Sufa zur Beherrschung des gleichnamigen Passes
sowie der Eisenbahn der Aora Riparia; diese Werke
bestehen aus dem alten Fort Vrunctta, den Batterien
von Vosco-Nero, vonPraPiano und von Giaglione,
von Gravere und La Losa; ferner durch die Werke
von Fr^ius zur Veherrfchung des Ausganges des
Mont-Cenis-Tunncls, an beiden Ufern des Vardon-
nc-chebaches gelegen; sie bestehen aus den neuerdings
fertig gestellten Redouten von Millaurös und Vra-
mafan. Zur Verteidigung der Straße über den
Mont-Genövre und die Eifenbahn von Fröjus dienen
das Fort Erilles mit den Forts Fenile, de la Garde
und Sape; ferner die Festung Fenestrelle, die die
Zugänge von Cefane im Thal von Chisone beherrscht.
Fencstrelle besteht aus mehrern alten Forts, die
dis in die Neuzeit verstärkt und verbessert und
mit unterstützenden Werken umgeben sind. Im Zu-
sammenhange damit stehen die Befestigungen de
l'Afsietta mit den Batterien von Gran-Costa, Mot-
tas, Grand-Serin und Monfol. Die Befestigungen
von Vinadio sperren die Straße von Lärche direkt;
sie umfassen drei bastionierte Fronten, das Kastell
und die Opera bassa der alten Befestigung, denen
drei neuere Forts und verschiedene Batterien sowie
verteidigungsfähige Kafernen und Blockhäuser hin-
zugefügt worden find. Endlich wird die Route de
l'Ärgentiöre durch die drei Batterien von Viraysse,
von Becco della Signora und la Grange bestrichen,
denen sich weiter südlich die in neuester Zeit errich-
teten Batterien von Vecco Rosso und Murenz an-
schließen. Die nächstdem strategisch wichtige Straße
über den kleinen St. Bernhard in die Thäler von
Aosta sperrt Fort Vard an der Dora Baltea, mit
den Forts von Albard, drei kasemattierten Batterien
und den Werken de la Cou. Im Süden bilden die
Werke am Colle di Tenda eine sehr starke Position
zur Verteidigung der Straße über den Colle di
Tenda nach Nizza. Diese Werke bestehen von West
nach Ost aus: den Forts Giaura, Piernant, der
Batterie Piernant, den Forts Margheria, Colle-Alto
und Taborda, den Batterien Vecco Rosso und della
Perla und dem Fort Pepino; in Verbindung mit
dieser Gruppe stehen das Retranchement und die
Batterie von Vernasca. Zum Schutz dieser Anlagen
vor der Umgehung über den Col von Tanarello dienen
die Batterien du Mont-Bertrand, de la CimaMissoun,
de la Punta-Ventosa und du Mont-Saccarello sowie
die Defensivkasernen ä la Cima di Marta und bei
Briga. Mit diesen stehen dann weiter in Zusam-
menhang die Werke von Nava (Forts Cluse de
Nava, della Neve, Richclmo, Possanghi und Escia),
Zuccarello (Forts Cluse de Zuccarello, Areno, Fönte
Calda, Arnasco, Due Fratelli und Balestrino),
Melogno (Forts Tortagna, Central, Settepani,
Coppra Zoppa, die Batterien Meriggio und Ma-
donna della Neve), Altare (ein Fort und zwei Bat-
terien) und Vado-Savone (ein Fort und drei Bat-
terien) sowie die von Giovo und von Masone mit
mehrern Forts. Außerdem finden sich am Fuße der
Alpen noch andere kleine Befestigungen, welche für
besondere Zwecke noch durch mehrere Hundert ba-
rackenartige Unterkunftsräume ergänzt werden.
Hinter diefen Verteidigungslinien liegen als größere
Festungen zunächst Genua, zugleich Seefestung,
ferner Alessandria am rechten Ufer des Tanaro,
Casale am rechten Ufer des Po, eine ganz veraltete
Anlage, ferner Plaisance, Brückenkopf am linken
Ufer des Po zum Schutze der Eifenbahn und Straße
nach Mailand, endlich Pavia-Pizzighettone und
Cremona, letztere drei nur mit alten Befestigungen.
Gegen die Schweiz sind in neuerer Zeit an ver-
schiedenen Punkten (an den obern ital. Seeen) Be-
festigungsanlagen errichtet worden; so nördlich vom
Comer See ein Fort zur Sperrung des Splügenpasfes
und westlich von Pallanza am Lago Maggiore ein
solches zur Sperrung der Simplonstraße. Gegen
Osterreich hin bietet der Abschnitt zwischen Isonzo
und Etsch neben dem sumpfigen venet. Küstenlande
der Verteidigung große Vorteile und ist durch zahl-
reiche Forts und Batterien verstärkt. Zu nennen
sind hier: das Fort Edolo zum Abschluß des Camo-
nicathales und zur Sperrung der vom Tonalepaß
kommenden Straße im Etschthal; das Fort Rocca
d'Anfo am Westufer des Iorosees zur Verteidigung
des Chiesethals; dieses wurde erst neuerdings um-
gebaut, je cin Fort auf dem Monte-Pipalo und
dem Monte-Moscalo, im Zusammenhang mit den