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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Levetzow - Libau
turgeschichte wurde. 1894 erhielt er den Auftrag,
litteraturgeschichtliche Vorlesungen an der Hochschule
in Stockholm zu halten. Er veröffentlichte: "5'i-Hn
Rivißi-Hii. 8ki2X6r" (Stockh. 1883), "8inllM)nt",
Novellen (ebd. 1883), "XontUktLi'", neue Novellen
(ebd. 1885). Viel Beifall fanden seine tiefempfun-
denen, schwermütig angehauchten Gedichte "I^e^sn-
äer oeli vi80i-" (Stockh. 1891) und "X)H äilitLi'))
(ebd. 1894). L., der ursprünglich ein Parteigänger
der Naturalisten war, nimmt ihnen gegenüber in
seinen letzten Werken eine selbständige Stellung ein
in derselben Richtung wie Heidenftam (s. d.), mit
welchem er die litterar. Tendenzschrift "I^Mas
dlöllop" herausgab. Nach seinen ersten litterar-
geschichtlichen Abhandlungen "3wäi6r ötver t'ai-3
ocli ^801-61- i I'i'ÄiiIlri^L mallen renaiLs^noon ocli
Noiiöre" (Ilpsala 1888) und "^6Ät6r oc.Ii ärama
nnä6i- (^uztÄk III.v (Stockh. 1889) veröffentlichte er
1894 die gediegene und elegant geschriebene Studie
"Ou8t:it III. 80ni (IiÄMlitisic köi-lÄttlrre".
^Levetzow, Albert Erdmann Karl Gerhard von,
legte im Frühjahr 1895 sein Amt als erster Präsident
des Reichstags nieder, als die aus dem Centrum und
der radikalen Linken bestehende Mehrheit des Reicbs-
tags eine Ehrung des Fürsten Bismarck zu dessen
80. Geburtstag abgelehnt hatte. Im Frühjahr 1896
trat L. mit Rücksicht auf sein Alter auch von seinem
Amt als Landesdirektor der Provinz Brandenburg
zurück. Er behielt jedoch sein Reichstagsmandat bei.
Levi, Hermann, Musikdiria,ent, ged. 7. Nov.
1339 in Gießen, war 1852-55 Schüler von Vincenz
Lachner in Mannheim und studierte 1855-58 auf
dem Konservatorium in Leipzig bei Moritz Haupt-
mann und Julius Rictz. Er verweilte 1858-59 in
Paris, wurde 1859 Musikdirektor in Saarbrücken,
1861 Kapellmeister der Deutschen Oper in Amster-
dam, 1864 Hofkapellmeister in Karlsruhe und 1872
in München. Am 1. Okt. 1896 trat er in den Rube-
stand. L., einer der bedeutendsten Dirigenten der Ge-
genwart, stand zu Richard Wagner, der ihn 1882
nach Bayreuth berief und ihm die Aufführungen des
"Parsisal" übertrug, seit seiner Karlsruher Wirk-
samkeit in persönlicher Beziehung. Auch als Kom-
ponist hat L. starke Begabung bewiesen, namentlich
im Lied. Von größern Werken ist ein Klavierkon-
zert gedruckt. ! Berlin.
*LeWttt, Georg Rich., starb 2. Nov. 189"; in
^Lewinski, Eduard Julius Ludwig von, kom-
mandierender General des 6. Armeekorps, trat 1895
in den Ruhestand.
Liau-tung (Liao - tung), die zu der chinef. Pro-
vinz ^ching-ting gehörige Halbinsel, die den gleich-
namigen Meerbusen vom offenen Gelben Meere
trennt. Sie ist sehr gebirgig und besteht namentlich
aus Gneis und sinischen Gesteinen. Nach Eüdwesten
bildet sie eine auf eugl. Seekarten 1l6^6nt'8 3>vorä
genannte Landzunge, die mit dem Quarzitbcrge
Lau-tie-fchan endet. Als Gegenstand des Friedens-
vertrages von Simonoseki vom 8. Mai 1895 und des
besondern Vertrags von Peking vom 8. Nov. 1895
bezeichnet der Name das Gebiet südlich von Liau-jang.
Durch erstern Vertrag war L. an Japan abgetreten,
durchackern wurde es an China gegen 30 Mill.Taels
Entschädigung zurückerstattet (s. China, Geschichte).
Die Befestigungen der Kriegshäfen Ta-lien-wan
und Port-Arthur (Ku-lü-schun) wurden von den
Japanern geschleift.
* Libau (s. nachstehenden Situationsplan). Der
alte Hafen ist der Verbindungskanal des Libauischen
Sees mit der Ostsee; er ist durch zwei Molen ge-
schützt und mit Quaianlagen versehen. Innerhalb
der Nordmole dient eine Erweiterung des Hafen-
kanals als Winterhafen. Um der russ. Ostseeflotte
eine Operationsbasis zu schaffen, wird seit dem
1.1890 der Hafen von L. bedeutend erweitert und
^^"5
Libau (SituatiouZPlan).
zu einem großartigen Kriegshafen umgewandelt.
Da L. fast das ganze Jahr hindurch eisfrei und
nahe der deutschen Grenze ist, bietet es als Flotten-
station sür eine Angriffsflotte die beste Lage; die
Anlage des Hafens zeigt also das Bestreben Ruß-
lands, die unter Peter d. Gr. vorhandene Herrschaft
in der Ostsee wiederzugewinnen. Der neue Hafen
von L. soll gleichzeitig eine Panzerflotte von doppel-
ter Stärke der jetzigen rufs. Flotte aufnehmen. Der
Vorhafen ist aus Molen gebildet, die insgesamt
6050 in lang sind und ein Vorhafenbecken von 6 bis
7 c^ili einschließen; eine innere Mole von 1170 m
Länge trennt das Becken in den größern nördl.
Kriegsvorhafen und den kleinern südl. Handelsvor-
bafcn. Zwischen den Molen und Wellenbrechern
sind drei Ausfahrten von je 215 ni Breite mit 9 m
Wasfertiefe vorgesehen. Die Tiefen im Vorhafen
nehmen von 4 in (in 430 in vom Strande) auf 9 ui
zu. Die Molenbauten sind aus Stein und Beton
hergestellt; ihr Bau hat 30 Mill. M. gekostet. Im
Norden des Handelshafens wird außerdem ein inne-
rer Kriegshafen mit einem Liegebassin und einem
Ausrüstungsbassin angelegt, die durch einen 106 m
breiten Kanal mit dem Vorhafen verbunden werden.
Auch im Innenhafen follen die Wassertiefen auf 9 m
gebracht werden. Längsseit der Hafenbecken werden
Koblenmagazine, Proviantmagazinc, Werkstätten
aller Art, Trockendocks, eine Torpedobootshelling,
Kasernen, ein Marineklubhaus u. s. w. angelegt. Der
neue Hafen von L., auch Hafen Kaiser Alexan-
ders III. genannt, wird im ganzen etwa 74 Mill. M.
kosten; sem Bau soll 1904 vollständig beendigt sein.
L. wird stark befestigt werden. Näheres über die
Festungsanlagen ist noch nicht bekannt, da alle Ver-
öffentlichungen über den neuen Hafen in Ruß-
land zurückgehalten werden. Im Hafen von L.
liefen 1895 ein 1595 Schiffe, darunter 385 deutsche,
mit 325102 Lasten; es liefen aus 1528 Schiffe, dar-