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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Naraspflanze - Nationalpartei
brachten. Am19.Mai1896brachensiewiederaufund '
trafen 18. Juni unvermutet auf die Iaäfonfche Er- ^
pcdition (f. Nordpolexpeditionen), auf deren Schiff !
Windward sie 13. Aug. in Vardö anlangten. Wenige ^
Tage darauf (20. Aug.) lief im Hafen von Skjarvö ^
lbeiTroinso) auch die Fram mit der wohlbehaltenen ^
Mannschaft ein. Das Schiff hatte mit 10 Mann unter z
KapitänSverdrup nördlich von Franz-Iofephs-Land >
16. Ott. 1895 feine höchste Breite <85" 57') erreicht,
war dann vier Monate im Eise festgehalten und erst
19. Juli 1896 wieder losgesprengt worden, worauf es
erst zu Andre'e nach der Däneninsel (f. Nordpolexpedi-
tioncn) und dann nach der norweg. Küste fuhr. N.
erfuhr in feiner Heimat einen begeisterten Empfang.
Abgefehen von dem allgemeinen Erfolge, daß
durch dicfe kühne Fahrt der Polarforfchung eine ganz
neue Basis gegeben wurde, sind die Errungenschaf-
ten auf fast allen Gebieten der Geographie und
Naturwissenschaften äußerst wertvolle, so die Ent- !
deckung zahlreicher Inseln, die Auflofung vonFranz-
Iosephs-Land in eine kleine Inselgruppe, der Nach-
wevs ehemaliger Vergletscherung der sibir. Ebene, der
des häufigen Vorkommens von Lebewesen in den
Tümpeln auf dem Eife, ferner die zahlreichen und fort-
währenden Beobachtungen über Erdmagnetismus
und Meteorolog. Daten, deren Wert durch die gleich-
zeitigen Beobachtungen von Jackson, Ekroll (s. Nord-
polerpeditionen) und der Fram noch erhöht wird.
Als tiefste Temperatur wurde - 52" C beobachtet.
'Nock wichtiger ist der Nachweis einer ausgedehnten
Tieffee (bis 3800 m) im Westen und Nordwesten der
Neusibirischen Inseln bis Franz-Iosephs-Land und
Spitzbergen, das in Verbindung mit den Tiefen des
Atlantischen Oceans steht und wo merkwürdigerweise
unter einer kalten (- 1^" (^.) Oberflächenschicht von
200 in bvs zum Grund warmes (^° (^.) Wasser sich
befindet. Die von N. vorausgesetzte Strömung
wurde ganz nach seiner Theorie gefunden, meist
nach Norden und Nordwesten, im Sommer zuweilen
auch entgegengesetzt gerichtet, über seine Reise ver-
öffentlichte N. ein in neun Sprackcn erschienenes
Werk, deutsch u. d. T. "In Nacht und Eis" (2 Bde.,
Lpz. 1897). - Vgl. Vrögger und Rolffen, Fridtjof
N. 1801-93 (deutfch, Verl. 1896).
Naraspflanze, f. ^cautKoLic^oF.
*Nätzir ed-dm, Schah von Pcrsien, wurde
1. Mai 1896 bei Teheran von einem Anhänger der
Sekte der Vabi ermordet (f. Pcrsien, Geschichte).
Nathusius, Martin von, lutb. Theolog, Sohn
von Philipp Engelhard von Nathusius (s.d., Bd. 12),
geb. 24. Sept. 1843 zu Althaldcnslebcn, studierte
in Heidelberg, Halle, Berlin und Tübingen, wurde
1869 HilfsPrediger in Wernigerode, 1873 Pastor in
Quedlinburg, 1885 in Barmen-Wupperfeld, 1888
ord. Professor für praktische Theologie in Greifs-
wald. Nach Stöckers Austritt aus dem Evangelisch-
socialen Kongreß (s. d.) begründete N. mit Stöcker
und Weber 1896 die kirchlich-sociale Gruppe,
die die Naumannsche Nichtung und die Zusammen-
arbeit mit den freier gerichteten Theologen ablcbnt
(s. Kirchlich-social). N. schrieb: "Unser Wandel ist im
Himmel. 5 Predigten" (Lpz. 1881), "Timotheus, ein
Ratgeber für junge Theologen in Bildern aus dem
Leben" (ebd. 1881; 2. Aufl. 1884), "Katechismus-
Predigten nach der Ordnung des Kirchenjabres"
(2 Tle., ebd. 1883-84; 2. Aufl. 1889), "Das Wesen
der Wissenschaft und ihre Anwendung auf die Reli-
gion" (edd. 1885), "Die Mitarbeit der Kirche an der
Lösung der socialen Frage" (2 Bde., ebd. 1893-94),
"Was istchristl.Socialismus?" (Berl.1896). Inden
"Zeitfragen des christl. Volkslebens" (Heilbronn) ver-
öffentlichte N.: "Naturwissenschaft und Philofophie"
(Heft 55,1883), "Wissenschaft und Kirche im Streite
um die theol. Fakultäten" (Heft 80,1886), "Die Ver-
fassung der evang. Kirche und die neuesten Versuche
zu ihrer Verbesserung in Preußen" (Heft 92,1888),
"Die Kernfrage im Kampf für das Apostolikum
gegen die Schule Ritschls" (Heft 131, 1893), "Die
Inspiration der heil. Schriften und die histor. Kri-
tik" (Heft 150, 1895). 1871 übernahm N. die Redak-
tion des "Volksblattes für ^tadt und Land", aus dem
die 1879-81 von ihm redigierte "Allgemeine kon-
servative Monatsschrift" entstand. Ferner veröffent-
lichte er das von seinem Vater verfaßte Leben sei-
ner Mutter Marie von N., geborenen Scheele (1875),
und in Verbindung mit Fürstin Eleonore Reuß die
Biographie seines Vaters: "Philipp vonN.'Iugend-
jabre" (Berl. 1896).
^NationalbankfürDeutfchland. Das Aktien-
kapital wurde 1895 um 9 Mill. M. erhöht, beträgt
alfo jetzt 45 Mill. M. Die neuen Aktien wurden zu
127^/2 an ein Konsortium begeben und 6 Mill. da-
von den Aktionären zu gleichem Kurse angeboten.
Der feste Reservefonds beträgt jetzt 7 085140 M.,
weitere Refervcn 1283 740 M. Kurs der Aktien in
Berlin ultimo 1894 und 1895: 129,80,137,50 Proz.
! Dividende in diefcr Zeit: 6^/2, 8^/2 Proz.
Nationalitätsprincip, die sich aus dem Streben
! nach Macht erklärende praktisch-polit. Forderung,
> daß die durch gemeinsame Abstammung verbundene
Gesamtbeit von Familien, und nur sie, einen Ein-
heits- oder wenigstens einen Gesamtstaat bilden
solle. Auf dem N. beruht heute noch der Irredentis-
- mus (f. Irredentisten, Bd. 9) in Italien, das Vöh-
! mische Staatsrccht (s. d.), der Panslawismus, Anti-
i semitismusu.s.w. Ihre größten Erfolge hat die Idee
^ in Italien erzielt, wo sie zur Einigung des Landes
^ führte. Wissenschaftlich ist das N. nicht ein Rechts-,
! sondern ein polit. Grundsatz: Nationalstaaten ge-
währen die Garantie größerer innerer Festigkeit.
* Nationalliberale Partei. Die N. P. nahm
i auf einem 30. Sept. 1894 in Frankfurt a. M. ab-
i gehaltenen Delegicrtentage fünf Resolutionen an,
worin von der Regierung gefordert wurde: 1) Ab-
wehr der Umsturz bestrcbungen; 2) Zurückweisung
, der nationalpoln. Ansprüche; 3) Herstellung eines
^ gesicherten finanziellen Verhältnisfes zwifchen dem
Reich und den Einzelstaaten; 4) Maßregeln für die
Erhaltung eines gefunden Mittelstandes in Stadt
! und Land; 5) zielbewußtere Kolonialpolitik. Der
^ sog. Umsturzvorlage des 1.1894 gegenüber zeigte
^ sich die N. P. anfangs durchaus geneigt, lehnte sie
! aber 1895 in der vom Centrum umgestalteten Form
entschieden ab. Auf dem Parteitage, der vom 3. bis
> 5. Okt. 1896 in Berlin stattfand, wurde namentlich mit
Rücksicht auf den Antrag Kanitz beschlossen, allen
Bestrebungen entgegenzutreten, welche in einseitiger
Berücksichtigung der Interessen eines Berufsstandes
! andere zu schädigen geeignet seien. Ferner erklärte
! sich der Parteitag gegen Zwangsinnungen und Be-
fähigungsnachweis in der Handwcrksorganifation
! und befchloß, für eine durchgreifende Reform der
! Arbeitcrversicherungsgesetze, für ein Neichsvereins-
^ gefetz und die Abwehr rückschrittlicher Bestrebungen
auf dem Gebiet von Kirche und Schule einzutreten.
^ Nationalpartei, Ungarische, die unter Füh-
> rung des Grafen Albert Apponyi stehende Partei,
! die den 1867 mit Österreich geschlossenen Ausgleich
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