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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Orientalisches Extrakt - Ornament
Noten aller Großmächte, die 2. März in Athen und
Konstantinopel übergeben wurden, forderten die
Zurückziehung der griech. Truppen und völlige
Autonomie für Kreta unter türk. Oberhoheit, die
von der Pforte auch zugestanden und 18. März von
den Admiralen der vor Kreta versammelten Flotte
proklamiert wurde.
Litteratur. Wurm, Geschichte der O. F. (Lpz.
1858); Fadejew, Neueste Schriften. I. Entwicklung
der O. F. (Tefchen 1871 >; Stambul und das mo-
derne Türkentum. Von einem Osmanen (Lpz. 1877;
Neue Folge, ebd. 1878); Th. E.Holland, 'Hie Nuro-
p6lln concsrt in tde ^aLtsrn ynLLtion (Orf. 1855);
F. Vamberg, Geschichte der orient. Angelegenheit
im Zeitraum des Pariser und des Berliner Friedens
<Verl. 1892). ^. Geheimmittel.
Orientalisches Extrakt von W. Kraus in Köln,
* Orientbahnen. Der erste Abschnitt Saloniki-
Dorjan (70 km) der von der Ottomanischen Eisen-
bahngesellschaft erbauten Bahn Saloniki-Dede-
aghatsch (442 km) wurde 10. Nov. 1894, die Rest-
strecke 1. April 1896, die Zweigbahn von Kilindir
nach Kara-Suli (27 km) 24. Dez. 1894 und die Ab-
zweigung Vadoma-Feredschik (39 km) 2. Febr. 1890
eröffnet. Den Vetrieb führt die Vetriebsgesellschaft
der Orientalischen Eisenbahnen (s. d.). Der Ausbau
des bulgar. Eisenbahnnetzes ist 1895 gesetzlich ge-
regelt; an normalspurigen Bahnen sind genehmigt:
a. die Hauptbahn (Sosia-)Roman-Plevna-Tirnova-
Echumla (1896 bereits im Vau), d. (Eofia-)Pernik-
Köstendil-Türk. Grenze zum Anschluß an die Vabn
Saloniki-Vranja, c. Belova-Cirpan-Nova-Zagora-
Iamboli. Die Fortsetzung der 8. Dez. 1893 eröff-
neten Strecke Sofia-Pernik durch das Etrumathal
zum Anschluß an Saloniti-Tcdeaghatsch ist einst-
weilen aufgegeben.
Orientkomitee, eine von Freunden der orient.
Wissenschaften 26. Febr. 1888 in Berlin zu dem
Zwecke gegründete Vereinigung, um Altertümer
orient. Herkunft ausgraben zu lassen oder zu er-
werben und sie deutschen Museen zum Selbstkosten-
preise anzubieten. Hierzu ist ein von den Stiftern
zur Verfügung gestellter Betriebsfonds bestimmt, der
aus der Verwertung der Fundergebnisse möglichst
wieder ersetzt werden soll. An der Spitze des O.
steht ein Ausschuß unter dem Vorsitz des Professors
von Kaufmann. Das O. besitzt seit 14. Juli 1889
ein Leipziger Zwcigkomitee.
Die bisherigen Unternehmungen des O. waren von
bedeutenden Erfolgen begleitet. Außer einer Ver-
suchsausgrabung in Tralles am Mäander (im Sept.
und Okt. 1888), die von Dörpfeld, Direktor Hu-
mann und Professor von Kaufmann geleitet wurde
(vgl. Ausgrabungen in Tralles 1888, in den "Mit-
teilungen des kaiserl. Deutschen Archäologischen In-
stituts", Bd. 18, Athen 1893), wurden bicher vom
O. 1888 - 91 drei große Erpeditionen nach Scn-
dschirli (s. d., Bd. 14) in Nordsyrien entsandt. Um
die Arbeiten daselbst zu einem gewissen Abschluß zu
bringen, wurde ein vom Deutschen Kaiser gespen-
detes Gnadengeschenk nebst andern Mitteln im I.
1894 zu einer vierten Erpedition verwendet.
Die vom O. bei seinen Ausgrabungen gemachten
Funde sind, soweit sie nicht an das kaiscrl. Antiken-
nmseum in Konstantinopel abgegeben werden muß-
ten, von den konigl. Museen in Berlin übernommen.
*Orlöans, Fürstengcschlecht. Der Chef des
Hauses, Hi^Fg Philipp von O., der franz. Kron-
prätendent, vermählte sich 5. Nov. 1896 mit Erzher-
zogin Maria Dorothea, geb. 14. Juni 1867, ältesten
Tochter des Erzherzogs Joseph von Österreich.
Orlöans (spr.-ang), Prinz Henri von, For-
schungsreisender, geb. 16. Okt. 1867 zu Ham-Cam-
mons bei Nichmond als Sohn des Prinzen Robert
von O., Herzogs von Chartres, unternahm vom Juli
1889 bis Nov. 1890 mit Bonvalot (s. d., Bd. 3) eine
Neise zu Land von Paris (über Omsk, Taschkent,
Kuldsckaund durch Tibet) bis Tongking. 1892 führte
er in Hinterindien von Ha-noi über Luang-prapang
nach Bangkok eine kleinere Neise aus und durchkreuzte
später auch auf einer zweimonatigen Reise die Insel
Madagaskar von Mabambo bis zur Westküste.
Eine neue glänzende Leistung war die Reise, die er
mit Rour vom Golf von Tongking bis zum Golf
von Bengalen 1895 ausführtet Nachdem die Rei-
senden im Febr. 1895 von Mong-tse in Iün-nan
aufgebrochen waren und Mitte Mai Ta-li-fu er-
reicht hatten, zogen sie 16. Juni von hier mit ihrer
Karawane nach Westen, erreichten Anfang Septem-
ber Tseku am obern Me-kong, Mitte November
das Kamptiland am obern Irawadi und 24. Dez.
Sadija am Lohit in Assam, bis wohin die engl.
Eisenbahn führt. Dadurch hat Prinz Henri den
wirklicken Beweis geliefert, daß der Irawadi nicht
in Tibet seinen Ursprung hat; ebenso hat er auch
die Hypothese von General Walker beseitigt, der
den Lu-kiang nicht, wie bisher angenommen wurde,
mit dem Saluen, sondern mit dem wasserreichen
Irawadi identifizieren wollte. Die Pariser Geo-
graphische Gesellschaft hat ihre große goldene Me-
daille für 1896 dem Prinzen Henri verliehen. Er
veröffentlichte: "1)6 karis au I'oniliii H ti-avers 1s
1id6t mconini" (Par. 1892), "^.utour äu ^onlciu"
(ebd. 1894), "^ Nacla^cai'" (ebd. 1895).
Oerlikon, Torf im Kanton und Amtsbezirk
Zürich, 4 km nördlich von Zürich, an den Linien
Vülach-gürich, Wettingen-O. (21 km), Romans-
horn-Zürich der Schweiz. Nordostbahn und Zürich-
Rapperswil-Cbur der Verein. Schweizerbahnen, hat
(1888) 1642 E., darunter 371 Katholiken, Post,
Telegraph; Fabrikation von Maschinen, Werkzeug
und Zündwaren, Brauerei und Dampfsägewerk.
^Ornament. Wie die Bildung des architek-
tonischen O. an die bauliche Konstruktion gebunden
ist, so hat auch das kunstgewerbliche O. auf Stoff,
Zweck und Stil des zu verzierenden Gegenstandes
Rücksicht zu nehmen. (Hierzu die Tafeln: Poly-
chrome Ornamente I u. II.)
Das Streben, Gegenstände zu verzieren, findet
sich seit urdcnklichen Zeiten bei allen Völkern. Solche
auf niedriger Kulturstufe begnügen sich natürlich
mit den einfachsten Verzierungen: Punkten, Kreisen,
Strichen, geraden, gewellten, gezackten, spiralförmi-
gen Linien und Bändern. Derartige einfache O.
finden sich insbesondere auf den prähistor. Gefäßen
und Sckmuckgegcnständen aus Thon, Bronze u.dgl.
der Kulturvölker, dann bei den Wilden (s. Taf. I,
Fig. 1). Tann folgte die Zuhilfenahme pflanzlicher
und tierischer Formen in phantastischer Umbildung
(entweder stilisiert oder naturalistisch), bis das O.
mit derartig geläutertem Geschmack zur Anwendung
gelangte, daß sich verschiedene Stilarten nach Zeit,
Ursprung und Idee unterscheiden lassen.
Das ägyptische O. (s. Taf. I, Fig, 9) entbehrt
zwar des Reizes phantasievoller Gestaltung, bietet
aber das älteste Beispiel bewußter formaler Aus-
bildung der der Natur enüchnlm VvM^n, ihrer
Hauptsormen und Einzelheiten, z.B. derLotosblumc,
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