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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Petzold - Phänologie
eine kleine Handpumpe; bei andern wird das Petro-
leum durch Erwärmung des Behälters empor-
getrieben; eine andere Konstruktion bedient sich zu
diesem Zweck eines elastischen Gefäsibodens, dessen
Spannung dem Bedarf entsprechend reguliert wer-
den kann. Außer zu Kochzwecken im Haushalt ist
dieses Princip der Petroleumheizung auch für tech-
nische Zwecke (zum Schmelzen von Blei oder Lot,
zum Erhitzen der Lötkolben) in Anwendung.
Petzold, Eduard, Landschaftsgärtncr, geb. 14.
Jan. 1815 zu Königswalde, lernte 1831-35 in
Fürst Pücklers Gärtnerei zu Muskau, bereiste
Mittel- und Westeuropa, wurde 1844 Hofgärtncr
in Ettersburg bei Weimar, 1848 in Weimar selbst,
trat 1852 in die Dienste des Prinzen Friedrich der
Niederlande, des damaligen Besitzers der Standes-
herrschaft Muskau. 1872 wurde P. zum Park- und
Gartendirektor zu Muskau ernannt; 1889 trat er in
den Ruhestand und starb 10. Aug. 1891 zu Blasewitz
bei Dresden. P. schrieb: "Beiträge zur Landschafts-
gärtnerei" (Weim.1849), "ZurFarbenlehre der Land-
schaft" (Jena 1853), "DieLanoschastsgärtncrci" (Lpz.
1862; 2. Aufl. 1888), "Fürst Hermann von Pücklcr-
Mustau in seinem Wirken in Muskau und Branitz"
(ebd. 1874), "Die Anpflanzung und Behandlung
von Alleebäumen" (Berl. 1878).
* Pfandrecht. Im Interesse der Erhaltung der
Vctriebsfähigkcit und Erhöhung der Kreditfähigkeit
von Privateisenbahnen und Kleinbahnen sind in
Preußen durch Gesetz vom 19. Aug. )895 alle dem
Bahnunternehmen gewidmeten Vermögenswerte als
ein einheitliches unbewegliches Unternehmen (B a h n-
einheit) erklärt. (E. Kleinbahnen.) Es sind da-
durch alle Vermögcnsbestandtcile einer den Be-
trieb störenden Zwangsvollstreckung entzogen, denn
das Reichsgesctz vom 3. Mai 1886 crllärt nur die
Fahrbetriebsmittel der Eisenbahnen für unpfändbar.
Veräußerungen oder Belastungen einer Aahncinhcit
können erst nach Eintrag derselben in ein Bahngrund-
buch (s.Eisenbahnbüchcr) erfolgen. AufErwero, Um-
fang, Wirkung, Übertragung und Aufhebung ding-
licher Rechte an der Vahneinhcit findet Grundbuch-
recht Anwendung. Die Eintragung einer Grund-
schuld an einer Privateisenbahn bedarf der Geneh-
migung des Ministers der öffentlichen Arbeiten.
Die Frage der Zulässigkeit der Pfändung von
einem öffentlichen Zwecke dienenden Sachen, die hier
gesetzlich für genannte Bahnen entschieden ist, ist
von nicht geringerer Bedeutung für das gemeind-
liche und staatliche Verwaltungsvermögen.
Die Verschuldung mancher Gemeinden hat schon
Veranlassung gegeben, zu untersuchen, ob solches
Vermögen (z. B. Wasserversorgungswerke, Gas-
oder Badeanstalten) wegen Gemeindeschulden ge-
pfändet werden kann. Es ist hier zu fagen, daß bei
solchen Anlagen, welche der Befriedigung eines un-
entbehrlichen Bedürfnisses der Allgemeinheit ge-
nügen, wie dies eben bei Wasserversorgung/)- und
Veleuchtungsanstalten der Fall ist, der Pfändung
nur das Reineinkommen aus diesen Anstalten, nicht
die einzelnen Bestandteile derselben unterliegen. -
Vgl. Regelsberger, Pandekten I, 8-112 (Lpz. 1893.)
. Pfeiffer, Ludwig, Mediziner, geb. 31. März 1842
inEisenach,studierteinIena,Würzburg, Berlin, Prag
und Wien, war dann Assistent der chirurg. Klinik in
Jena und ließ sich 1867 in Weimar als Arzt nieder.
Er wurde 1871 Leibarzt der Großherzogin Sophie,
1885 Vezirksarzt. P. schrieb: "Die Choleraverhält-
nisse Thüringens" (Münch. 1867), "Die Cholera in
Sachsen und Thüringen" (Jena 1872), "Beiträge
zur mediz. Topographie von Thüringen" (ebd. 1873),
die Abschnitte über Kindersterblichkeit und Impfung
in Gerhards "Handbuch der Kinderkrankheiten" (Tüb.
1876), "Thüringens Bade- und Kurorte" (Wien
1875; dazu "Litteraturgeschichte der Mineralquellen
und Badeorte Thüringens" in den "Korrespondenz-
blättern des Allgemeinen ärztlichen Vereins von Thü-
ringen", 1882), "Hcbammenkalender" (Wcim.1877-
93), "Taschenbuch für Krankenpflege" (ebd. 1883;
2. Aufl. 1888), "^68ti1entia in nuniuii"" (mit Ru-
land, Tüb. 1882), "Die Vaccination und ihre Tech-
nik" (ebd. 1884), "Die Protozoen als Krankheits-
erreger" (Jena 1890; 2. Aufl. 1891), "Untersuchun-
gen über den Krebs" (ebd. 1893), Artikel "Variola"
im "Handbuch der Therapie" von Penzoldt und
Etintzing (ebd. 1894). Seit 1872 redigiert er die
"Korrcspondcnzblättcr des Allgemeinen ärztlichen
Vereins von Thüringen" (Jena).
^ Pflüssers Zuckungsgesetz, das von Pflüger
(s. d., Bd. 13) gefundene Gesetz über die Reizung
der Nerven vermittelst konstanter Ströme. Legt
man an einen Nerven in gewisser Entfernung von-
einander den positiven (Anode) und negativen
(Kathode) Pol eines konstanten Stroms an, so
werden die durchströmten Nerventeile in einen Zu-
stand von Erregung versetzt, den man am negativen
Pol als Katelektrotonus, am positiven als Anelek-
trotonus bezeichnet. Pflüger bat weiter festgestellt,
daß die Nerven durch das Entstehen des Katelektro-
tonus und das Aufhören des Anelektrotonus gereizt
werden und daß die reizende oder erregende Wirkung
des Katelektrotonus größer ist als die des Anelektro-
tonus. Unter pathol. Zuständen (Neuritis u. s. w.)
kann diese Formel umgekehrt oder in anderer Weise
umgeändert sein.
"'Phänologie. Die Beobachtungsstatistik der
periodischen Erscheinungen des Pflanzcnlcbens in
den verschiedenen Klimaten der Erde wird eingehend
bisher nur in den mit ausgesprochenem Wechsel von
kalter und warmer Jahreszeit ausgerüsteten Ländern
betrieben, am meisten in Mittel- und Nordeuropa.
Hier liegt den Beobachtungen die Absicht zu Grunde,
aus phänologischen Mittelwerten Zahlen zu gewin?
nen, welche das Klima eines Landes in seinenWirkun-
gen auf die Pflanzenwelt ausdrücken und mithin ein
Urteil über die Art seiner Kulturfähigkeit erlauben.
Die letztere hängt in den kühl gemäßigten Ländern
hauptfächlich von der Länge der Vegetationsperiode
ab, d. h. von der der gesamten Pflanzenwelt dafelbst
zum Austreiben, Blühen und Reifen dargebotenen
Zeit, die man nach der Belaubungszeit der Aäume zu
beurteilen pflegt. Wenn in einem in sich abgeschlosse- ,
nen Gebiete ein dort charakteristischer Baum, z. B.
Birke, Buche, Esche, an vielen Orten in den Terminen
seiner Betäubung und Entlaubung beobachtet wird
und vieljährige Mittel für die Velaubungsdauer oder
mittlere Termine für den Eintritt der Frühlings-
belaubung hergeleitet werden, fo erlauben diese Zah-
len noch bessere direkte Vergleiche für das Bedürfnis
der Land- und Forstwirtschaft als die von den meteo-
rolog. Stationen gelieferten Mittelwerte der Tem-
peratur. Da aber die Betäubungen der Bäume lang-
sam und unregelmäßig vor sich gehen, so hält man
sich lieber an das Offnen der ersten Blüten gut aus-
gewählter Pflanzen, in Deutschland z. B. von dem
Schneeglöckchen, der Johannisbeere, der Kirsche,
Birne und Traubenkirsche, Apfel und Flieder, Gold-
regen und Roßkastanie, und sucht auch besonders