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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sibirjakow - Sicherheitssprengstoffe

den, von denen 1521 km in China liegen; die Abkürzung beträgt 548 km. Der Bau erfolgt durch die "Gesellschaft der chines. Ostbahn" unter Leitung des Erbauers der S. E. Die Statuten der Gesellschaft sind 4./16. Dez. 1896 durch die russ. Regierung bestätigt. Das Aktienkapital beträgt 5 Mill. Rubel; weiter erforderliche Geldmittel sollen durch Ausgabe von Obligationen beschafft werden. Der Präsident der Gesellschaft wird von der chines. Regierung ernannt. Besitzer der Aktien können nur Russen und Chinesen sein. Darüber, ob von einem Punkte der chines. Ostbahn eine Zweiglinie in südöstl. Richtung nach einem chines. Hafen gebaut werden soll, enthält der Vertrag, soweit er einstweilen veröffentlicht ist, keine Bestimmungen.

Nach Eröffnung der ganzen S. E. wird die auf der Eisenbahn zurückzulegende Strecke von Ostende nach Wladiwostok rund 12000 km betragen und in etwa 243 Stunden oder 10 1/6 Tag zurückgelegt werden können. Nimmt man für den belg.-preuß. Überlandszug eine Fahrgeschwindigkeit von 80 km, für die westliche europ.-russ. Strecke von Warschau bis Batraki 60 Werst (= 64 km), für die östliche europ.-russische von Batraki bis Tscheljabinsk 50 Werst (53 1/3 km) und für die S. E., welche zunächst mit nur mäßiger Geschwindigkeit befahren werden darf, 40 Werst (42 km) pro Stunde an, so zerfällt die ganze Strecke folgendermaßen:

Einzelstrecken Länge km Fahrgeschwindigkeit pro Stunde km Dauer der Fahrt in Stunden

Ostende-Warschau 1562 80 19,5

Praga (Warschau)-Batraki 2219 64 34,6

Batraki-Tscheljabinsk 1127 53 1/3 21,1

Tscheljabinsk-Wladiwostok 7061 <sup>1</sup> 42 168,1

^[Additionslinie]

Zusammen 11969 243,3

^[Fußnote]<sup>1</sup> Unter Berücksichtigung der durch die mandschurische Strecke eintretenden Abkürzung von 548 km.

Von London nach Wladiwostok beträgt die Fahrzeit demnach rund 10 Tage, wovon noch etwa 8 bis 9 Stunden abzuziehen sind, die der Zug bei seiner Fahrt der aufgehenden Sonne entgegen bis Wladiwostok gegen die westeurop. Zeit gewinnt. Spätestens 14 Tage nach der Abfahrt aus London würde auf diesem Wege Japan bez. China erreicht gegen 38 Tage via Sueskanal und 28 Tage via Canadische Pacific-Eisenbahn. Sehr bedeutend ist die Verringerung der Reisekosten. Rußland hat für seine Bahnen von Warschau nach Sibirien den billigen Zonentarif festgesetzt, ein Billet bis dahin würde kaum mehr als 120 Rubel in I. Klasse kosten; London-Warschau kostet 150 M., so daß das Gesamtbillet wenig mehr als 500 M., in II. Klasse entsprechend billiger, kosten wird. Eine Fahrkarte I. Klasse von London via Brindisi nach Japan kostet aber rund 1800 M., und wenn man auch bei der Überlandreise 11 Tage Verpflegung und 11 Schlafwagenbillete und die Überfahrt von Wladiwostok nach Japan in Ansatz zu bringen hat, so ist die Differenz zu Gunsten des Landweges immer noch sehr bedeutend. - Vgl. Centralblatt der Bauverwaltung (Berl. 1896).

Sibirjaków, Alex. Michajlowitsch, sibir. Industrieller, besuchte das Gymnasium in Irkutsk, hörte dann Vorlesungen am Technologischen Institut in Petersburg, ferner in München und am Polytechnikum in Zürich und besuchte zu seiner Ausbildung auch noch Amerika. Nach dem Tode seines Vaters, Michael Alexandrowitsch S., eines bekannten Goldwäschers, kam S. aus Sibirien nach Petersburg, interessierte sich für die Erforschung eines Seewegs aus Europa nach Sibirien, trat zu diesem Zweck in Beziehungen zu Nordenskiöld, Wiggins und Sidorow, und rüstete mehrere Expeditionen aus. Er selbst fuhr zur See an die Mündung des Ob, und von da zu Lande nach Tobolsk. Darauf suchte er die Petschora mit dem Ob mittels der Soswa durch einen Kanal zu verbinden und legte zu dem Zweck eine Straße über den Ural an, die seinen Namen trägt. Gleichzeitig setzte er seine industriellen Unternehmungen in Sibirien fort; namentlich ist er und sein Bruder Innokentij S. an den großen Industriegesellschaften beteiligt, die sich an den Ufern des Witim im Kreis Olekminsk des Gebietes Jakutsk befinden. In den letzten Jahren beschäftigte sich S. besonders mit der Einrichtung der Dampfschiffahrt auf dem Amur und gründete die dortige Gesellschaft für Dampfschiffahrt und Handel. Zur Begründung der Universität Tomsk stiftete S. 100000 Rubel. Ferner baute er aus seinen Mitteln in Irkutsk eine Kirche und legte daselbst eine Elementarschule an. Nach ihm benannt ist die Sibirjakowinsel am Ausgange der Mündungsbucht des Jenissei ins Nördliche Eismeer.

Sein Bruder Innokentij Michajlowitsch S., geb. 1860 in Irkutsk, besuchte das Gymnasium in Petersburg und hörte dort jurist. Vorlesungen. Er hat sich durch zahlreiche und reiche Spenden zu gemeinnützigen Zwecken (Bibliotheken, Museen, Stipendien u. a.) verdient gemacht; so spendete er 200000 Rubel und ein Haus im Werte von 150000 Rubel für ein biolog. Museum in Petersburg; 420000 Rubel zur Begründung eines Unterstützungsfonds für die Arbeiter in den Goldwäschereien im Gouvernement Jakutsk (vgl. W. Semewskij, Eine große Spende zum Nutzen der Arbeiter, Petersb. 1894; in russ. Sprache); gegen 60000 Rubel 1891 und 1892 zur Zeit der Cholera und der Hungersnot in Ostrußland u. a. Auch gab er auf seine Kosten heraus Werke von Jadrinzew und Meshow, unter anderm des letztern "Sibir. Bibliographie" (3 Bde., 1891-92).

Sicherheitssprengstoffe, solche Sprengstoffe, deren Zusammensetzung und Fabrikationsweise eine gewisse Gewähr bietet gegen unbeabsichtigte Zersetzung bei der Handhabung und Benutzung, besonders aber beim Transport durch die gewöhnlichen Verkehrsmittel. Von solchen S. sind zum Transport auf den deutschen Eisenbahnen unter bestimmten gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen neuerdings (Febr. 1896) folgende zugelassen worden:

Dahemit, Gemenge von salpetersaurem Ammonium, salpetersaurem Kalium und Naphthalin; Dahemit A., Gemenge von salpetersaurem Antimon, doppeltchromsaurem Kalium und Naphthalin; Faviers Sprengmittel, Gemenge von Ammoniumnitrat und Mono- oder Dinitronaphthalin (s. Explosivstoffe 2, Bd. 6); Progressit, Gemenge von Ammoniumnitrat und salzsaurem Anilin, mit oder ohne Zusatz von schwefelsaurem Ammonium; Roburit (s. d., Bd. 13), Gemenge von Ammoniumnitrat, Chlordinitrobenzol und Chlordinitronaphthalin; Roburit I. (Ammoniumnitrat, Binitrobenzol und übermangansaures Kalium); Securit (Ammoniumnitrat, Kalisalpeter und Dinitrobenzol); Sicherheitssprengpulver der vereinigten Köln-Rottweiler Pulverfabriken, Gemenge von einer neu-^[folgende Seite]