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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Strafschärfungsgründe - Straßenbahnen
sachen. Auch abgesehen vom Betretungsfalle sollte
vor den Schöffengerichten bei allen Delikten sofort
verhandelt werden dürfen, wenn der Beschuldigte
sich stellt, vorgeführt wird oder nur Übertretung
vorliegt. Ohne Zuziehung von Schöffen sollte der
Amtsrichter allein verhandeln dürfen, wenn der Be-
schuldigte vorgeführt wird und gesteht. Ferner follte
dem summarischen Strafverfahren, dem Strafbefehl,
größere Ausdehnung gegeben werden (Zuläfsigkeit
auch bei dem einfach erschwerten Hausfriedensbruch
und bei Bedrohung). Endlich sollte der Staatsan-
walt auch nach Eröffnung des Hauptverfahrens bis
zur Hauptverhandlung die Klage noch zurückzieben
tonnen. Um die in der Session 1895/96 über die
Novelle gepflogenen langwierigen Veratungen nicht
unnütz werden zu lassen, wurde der Reichstag im Juli
1890 nicht geschlossen, sondern nur vertagt. Allein
auch noch in der zweiten und dritten Lesung (Nov.
und Dez. 1896) zeigten sich wesentliche Differenzen
Mischen Bundesrat und Reichstag. In zwei Punk-
ten (s. Berufung und Entschädigung unschuldig Ver-
urteilter) erklärte der Bundesrat, nicht nachgeben zu
können. So scheiterte die Vorlage im Dez. 1896.
Strafschärfungsgründe, s. Erschwerende Um-
stände.
*Straits Settlements. Mit den 4 Staaten
Perak, Salanaor, Pahang und Negri Sembilan,
welch letzterer selbst wieder aus 7 (früher 6) kleinen
Bundesstaaten besteht, schloß die brir. Regierung
1895 einen Vertrag, wonach diese Reiche sich zu
einer unter der höchsten Autorität eines brit. Ge-
neralresidenten stehenden Konföderation ("Die ma-
laiischen Schutzstaaten") vereinigen. Dschohor blieb
unter einem besondern Residenten.
Strälen (Straelen), Flecken im Kreis Geldern
des preuß. Reg.-Vez. Düsseldorf, an der niederländ.
Grenze und der Linie Haltern - Venlo der Preuß.
Staatsbahncn, hat (1895) 5896 E., Post, Telegraph,
Bürgermeisterei, kath. Kirche, Volksbank und Ge-
meindesparkasse; Sammet- und Seidenweberei und
Ölmühlen.
"StralstMd, Stadt, hat (1895) 30097 (14548
männl., 15549 weibl.) E., darunter 28800 Evange-
lische, 1074 Katholiken, 114 andere Christen und
109 Israeliten, ferner 1852 bewohnte Wohn-
häuser, 7802 Haushaltungen und 31 Anstalten,
d. i. eine Zunahme seit 1890 um 2275 Personen
oder 8,24 Proz. Die Zahl der Geburten betrug
1895: 879, der Eheschließungen 240, der Sterbefälle
(einschließlich Totgeburten) 661.
Einwohnerzahl des Regierungsbezirks und
seiner Kreise:
Kreise
Ortsanwesende Bevölkerung
Zunahme von 1890-95
1895
1890
in Proz.
Rügen........
Stralsund (Stadtkreis) . Franzburg ..... Greisswald...... Grimmen.......
46 723 30 097 41041
61278 35266
45185 27 814 40 860 59 868 34 576
3,40 8,21 0,44 2,35 1,99
Rl'g.-Bez. Stralsund l 214405 I 208 303 j 2,93
S. war Anfang 1895 Heimathafen von 102
Segelschiffen mit 8427 Registertons Nettoraum und
408 Mann Besatzung und 5 Dampfern mit 495
Negistertons Nettoraum und 33 Mann Besatzung.
Es liefen 1894 ein 777 Schiffe mit 104706 Register-
tons, darunter 358 Dampfer mit 85 363 Register-
Brockhaus' Konversations-Lcxikon. 14. Aufl.. XVII.
tons; es liefen aus 638 Schiffe mit 101816 Register-
tons, darunter 369 Dampfer mit 87 373 Registertons.
Der Hafen im Westen von der Stadt am Stral-
sunder Fahrwasser oder Strelasund, von dem er
durch Spundwände (Balkenwände) und Quaimauern
getrennt ist, ist durch sechs Einfahrten zugänglich
und bat im nordl. Teile durchschnittlich 5 in, im
südl. Teile durchschnittlich 3 ni Wassertiefe. Die
Quaianlagen und Bollwerke sind 600 in lang.
^Straßburg im Elfaß, ist Sitz der 4. Fuß-
artilleriebrigade und hat (1895) 135608 (71214
männl., 64394 weibl.) E., darunter 67 690 Katho-
liken, 63 277 Evangelische, 543 andere Christen
und 4098 Israeliten, ferner 7507 bewohnte Wohn-
bäufer, 28 360 Haushaltungen und 259 Anstalten,
d. i. eine Zunahme seit 1890 um 12108 Personen
oder 9,8i Proz. Die Zahl der Geburten betrug 1895:
4027, der Eheschließungen 1103, der Sterbefälle
(einschließlich Totgeburten) 3134. In Garnison liegt
serner das Meldereiterdetachement des 15. Armee-
korps (seit 1. Okt. 1896 dem hier garnisonierenden
Husarenrcgiment Nr. 9 zugeteilt).
Verkehrswesen. Der Wasscrverkehr ist in
starkem Aufschwünge begriffen, was teils der Ver-
mehrung der Hafen- und Quaianlagen, teils der
wieder lebhaft mit Antwerpen, Rotterdam, Ruhrort-
Duisburg, Köln, Mannheim-Ludwigshafen u. s. w.
betriebenen Rheinschiffahrt zu danken ist. 1895
kamen an 705 Kanalschiffe mit 60452 und 304
Rheinschisfe mit 153 940 t, während abgingen 334
beladene Kanalschiffe mit 48 051 und 86 beladene
Rheinfchiffe mit 3706 t Gütern. Außerdem ver-
kehrten im Spitalthorhafen 191 Schiffe mit 27951t
und im innern Stadtgebiet 764 Schiffe mit 81791 t
Gütern. Gegen 1894 ist eine Zunahme des Wasser-
vcrkehrs von 88,7 Proz. erfolgt; eine weitere steht
zu erwarten, denn bis MitteIuli 1896 sind allein
auf dem Rhein 294 Schiffe mit 194000 t Ladung
angekommen. - Vgl. Urkunden und Akten der Stadt
S., Bd. 1-5) (Strahb. 1880-95); Hausmann,
Die kaiscrl. Universitäts- und Landcsbibliothek in
S. (ebd. 1895); Ch. Schmidt, I^srtoii-O didlio-
ssi'apkihU6 8ti-Ä88doui'A60i8 M8HU6 V6r8 1530,
Teil 1-7 (ebd. 1894-95); Cahn, Münz- und Geld-
geschichte der Stadt S. (ebd. 1895).
"'Straßen, Melchior Anton zur, starb 27. Febr.
1896 in Leipzig.
^Straßenbahnen. IndenletztenJahrenisteine
große Anzabl neuer Konstruktionen elektrischer S.
für unterirdische Stromzuführung erfonnen worden,
ohne daß dieselben jedoch praktische Verwendung
gefunden haben. Die neueste Anordnung der Accu-
mulatorcn geschieht in der Weise, daß eine Batterie
von 200 Elementen fest in den Wagen eingebaut
und während der Fahrt außerhalb der Hauptstraßen
der Stadt, wo oberirdische Zuleitung leicht ausführ-
bar und aus ästhetischen Rücksichten zulässig er-
scheint, geladen wird; die Batterie ist während dieser
Zeit enifach zum Motor parallel geschaltet. Inner-
halb der Stadt, oder in den Hauptstraßen, über-
nimmt dann die Batterie die Stromlieferung. Dieses
System, ausgebildet von der Accumulatorenfabrik,
Aktiengesellschaft Hagen, soll sich in Hannover, wo
die Einführung zuerst erfolgte, gut bewährt haben
und wird neuerdings in Dresden und Paris ver-
sucht. Gegenwärtig ist diese Lösung der Frage des
elektriscken Betriebes innerhalb der Städte, wo ober-
irdische Leitung nicht statthaft ist, die vollkommenste.
Die zuerst verwendeten Batterien hatten eine Kapa-
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