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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Weende
kurve. Die Zahl, welche angiebt, wie oftmals der W.
in einer Sekunde seine Richtung umkehrt, nennt man
seine (Pol-) Wechselzahl oder Frequenz; die
Hälfte dieser Wechselzahl nennt man diePeriod en-
zahl des W. Die Wcchselzahl technischer Wechsel-
ströme beträgt meistens 100 pro Sekunde. Die Zeit-
Fig. 2.
dauer, welche verstreicht, bis der W. von einem Wert
in einem bestimmten Nichtungssinne bis zu demselben
Wert in demselben Nichtungssinne gelangt, wird die
Zeitdauer der Periode oder kurzwegP e ri od e (?.in
Fig. 4.
Fig. 3) des W. genannt; sie wird in Sekunden ge-
messen und beträgt z.B. bei 100 Polwechscl pro Se-
kunde ^/5o Sekunde. Die Periode wird iu 3^0 Teile
eingeteilt, die als Winkelgrade bezeichnet werden.
Fig. 5.
Der Marimalwert, den der W. im positiven wie im
negativen Sinne erreicht, wird auch Amplitude
(^.in Fig. 3) genannt.
^eil der Periode, der zu
einem bestimmten Momentanwcrt der Sinuskurve
Fig. 6.
gehört,bezeichnet man als die Phase dieses Momcn-
tanwertes, den Teil der Periode, der zwischen zwei
solchen Momcntanwerten liegt, als Phasendiffe-
renz. Man bezeichnet ferner diejenige Kurve, die den
Verlauf des Stroms darstellt, als Strom kurve,
diejenige, die den Verlauf der Spannung darstellt, als
Spannungskurve des W. Wenn der Stromkreis
induktionsfrei ist, z.V. beim Betrieb von Glühlampen,
so fallen Strom- und Spannungskurve zeitlich auf-
einander, d. h. sie gehen gleichzeitig durch Null. Ist
dagegen der Stromkreis induktiv belastet, z. V. beim
Betrieb von Asynchronmotoren, so gehen Strom- und
Spannungskurve nicht gleichzeitig durch Null, oder
mit audern Worten: ihre Pha-
sen sind um einen gewissen Be-
trag der Periode (ausgedrückt
in Winkelgraden) gegeneinan-
der verschoben. Vtan spricbt
dann von einer Phasenver-
schiebung zwischen Strom-
und Spannungskurvcn, die
zwischen 0 und 90" betragen
kann. Bei großen Asynchron-
motoren ist der Winkel c? der
Phasenverschiebung etwa 30"
(co3 c? ^ 0,85), bei kleinen Mo-
toren cp etwa 45° (cog <p-0,7).
In Fig.4 ist die Phasenv erschie-
bung? zwischen Stromkurve 8t und Spannungs-
kurve 8p schematisch dargestellt; ist eine Verschiebung
nicht vorhanden, so ist die elektrische Arbeit gleich dem
Produkt aus Strom und Spannung; bei Phasen-
verschiebung ist aber dieses Produkt noch mit
dem Kosinus des Verschiebungswinkcls <?
zu multiplizieren, weil infolge der Ver-
schiebung negative Arbeit auftritt (in der
Figur durch die schraffierten Flüchen ange-
deutet); es kommt dies daher, daß positive
Spannung zeitlich mit negativem Strom zu-
sammenfällt. Nimmt man von einem Anker
zwei oder drei W. ab, deren Phasen zeitlich
um 90" resp. 120° verschoben sind, so er-
hält manZwei-resp. Dreipha^enstrorn
(I, II in Fig. 5 und I, II, III inFig. 6). Man kann auch
mehr als drei W., die eine Phasenverschiebung gegen-
einander besitzen, von einem Anker abnehmen, doch
habendiesehöherphasigenStrömekeineprattischeBe-
deutung. Man bezeichnet alle W., welche sich
aus zwei oder mehrcrn phasenverschobenen
Strömen zusammensetzen, mit dem Sammel-
wort Mehrphasenstrom. Der Zwei- und
Drciphasenstrom ist daher nur eine beson-
dere Art des Mehrphasenstroms. Zur Fort-
lcitung des Zweiphasenstroms sind vier
oder, wenn man eine gemeinschaftliche
Rückleitung benutzt (verkettete Schaltung),
nur drei Drähte erforderlich. Zur Fortleitung des
Dreiphasenstroms (Drehstroms) sind sechs, oder
in der meist verwendeten verketteten Schaltung
nur drei Drähte erforderlich, da die algebraische
Summe ^ 0 ist; hat z. V. Kurve I ihr
positives Marimum, -^ 1, so ist Kurve II
8in 30° ^ - "/2, Kurve III ebenfalls
Infolgedessen sind beim Dreiphasenstrom
nicht sechs (d. h. je zwei Leitungen für eine
Phase), sondern nur drei nötig, weil jede
Leitung in jedem Moniient die Nückleitung
der zwei andern bildet. ((^. auch Dynamoma-
schinen.) - Vgl. Kapp, Elektrische W. (deutsch von
Kaufmann, Lpz. 1894); Vedell und Crehore, Theorie
der W.(deutsch von Wucherer, Berl. und Münch.1895);
Thompson, Mehrphasigeelektrische Ströme undWeck-
selstrommotoren (deutsch von Strecker, Halle 1896).
Weende, Dorf im Landkreis Göttingen des
preuß. Neg.-VeZ. Hildeshcim, nahe an der Leine,