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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Balata; Baldrian; Baldrianöl; Baldriansäure

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Balata - Baldriansäure

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Badeschwämme'

Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 3)

auf Venezianer Art angereihte und auf Triester Art aufgeschnürte unterscheidet.

4) Zimoccaschwämme oder Zemoccaschwämme, diese sind dunkelgelb und billiger als die andern Sorten.

5) Pferdeschwämme; es sind dies die größten.

Sämtliche B. werden außerdem noch in verschiedene Qualitäts- und Größennummern sortiert. Der Abfall oder Ausschuß wird unter dem Namen Kropfschwamm verkauft. Man bringt auch gebleichte und gefärbte B. in den Handel. Die Anwendung der B. ist bekannt; erwähnt mag nur noch werden, daß man in Apotheken mit geschmolzenem Wachs getränkte und gepreßte Schwammschnitte unter dem Namen Pressschwamm (Spongia cerata) führt; ehedem wurde auch aus den Schwammabfällen (Kropfschwamm) durch Verglühen eine Kohle hergestellt, Garbo Spongiae, die ihres geringen Jodgehaltes wegen als Mittel gegen den Kropf Anwendung fand. Der Wert der Einfuhr von B. aller Art in das Deutsche Reich belief sich im Jahre 1880 auf 7067000 Mk.; der der Ausfuhr auf 1024000 Mk. - Zollfrei.

Balata; eine erst seit circa 20 Jahren in Europa bekannte Substanz aus Guayana; sie ist der Guttapercha und dem Kautschuk ähnlich und wird aus dem Safte der Sapota Mülleri, dem Bully-tree Guayanas, durch Eintrocknen gewonnen. Ein Baum mittlerer Größe liefert beim Einschneiden jährlich 0,3 bis 0,5 kg, beim Fällen auf einmal 3 bis 6 kg B. Die Ausfuhr von Berbice soll sich auf 10000 kg jährlich belaufen; die Ware findet hauptsächlich in der englischen Industrie Verwendung, namentlich zu Treibriemen, Schuhsohlen, Absätzen, chirurgischen Instrumenten, besonders aber als Isolator für elektrische Apparate. Die B. ist rötlichweiß bis bräunlichrot, lederartig zähe, läßt sich aber schneiden, ist außerordentlich biegsam und elastischer als Guttapercha. Bei 49° C. wird sie knetbar und bei 149° schmilzt sie. - Zoll: Gemäß Tarif im Anh. Nr. 17 a bis e.

Baldrian (Valeriana officinalis, frz. valériane, engl. valerian, capon's tail). Diese einheimische Arzneipflanze, krautartig, mit ausdauernder gehaltreicher Wurzel, hohlem gerieften Stengel, gefiederten Blättern und kleinen weißen oder fleischfarbenen, in Schirmtrauben zusammenstehenden Blüten bildet den Typus der natürlichen Familie der Valerianeen und wächst bei uns nicht selten sowohl in feuchtem Gebüsch auf Wiesen und an Bächen als auch, kleiner und mit etwas anderm Habitus als "Gebirgsbaldrian", auf trocknen steinigen Anhöhen. Die Wurzeln von diesen letzteren Standorten liefern die gehaltreichste und beste Ware. Die Wurzeln sollen nicht zu jung und im Herbst gegraben werden. Übrigens wird die Pflanze auch angebaut, namentlich in Thüringen. Die hauptsächlich gebrauchte Wurzel besteht aus einem kurzen, rundlichen oder länglichen Wurzelstock, der von zahlreichen, etwa strohhalmdicken, frisch fleischigen, getrocknet zusammengeschrumpften Nebenwurzeln rings umgeben ist. Ihre Farbe im trocknen Zustande ist schmutzig dunkelbraun, im Innern heller. Der Geruch ist durchdringend widerlich gewürzhaft, im trocknen Zustande weit stärker als im ↔ frischen. Der Geschmack ist kampferartig gewürzhaft, bitter scharf, beim Kauen im Munde brennend. Die Pflanze gehört zu denen, welche von Katzen begierig aufgesucht, zerkaut und verunreinigt werden. Die Wurzel enthält als wirksame Bestandteile die Baldriansäure und das ätherische Baldrianöl, dessen Behälter in ihr zu erkennen sind. Sie und Präparate daraus dienen besonders als krampfstillende, überhaupt auf das Nervensystem wirkende Heilmittel. Zu große Gaben wirken giftig. Das Öl, sowie die ebenfalls ölartige, nach altem Käse riechende Säure werden durch Destillation der Wurzeln zugleich gewonnen und dann geschieden. Andre Baldrianarten, als Val. off., mit ähnlichem Gehalt und Gebrauch kommen noch vor: der Alpenbaldrian (V. celtica) von den europäischen Alpen; die aromatische Wurzel dient mehr zu Parfümerien als zu medizinischem Gebrauch. Der große oder römische B., Theriakwurzel, von V. Phu, eine Bergpflanze, in allen Teilen größer als der gemeine B., mit ganz rundem glatten Stengel und weißen, angenehm riechenden Blumen, deren Wurzeln uns das sächsische Erzgebirge liefert. Der häufig vorkommende kleine B., Sumpf- oder Wiesenbaldrian (V. dioïca), mit schwächeren Wirkungen als der gewöhnliche, ist außer Gebrauch gekommen und seine Wurzeln könnten nur noch in Untermengung vorkommen. - Zollfrei.

Baldrianöl (Oleum Valerianae); das ätherische Öl der Baldrianwurzel; es ist blaßgelb, besitzt den charakteristischen Geruch der Wurzel in hohem Grade und hat ein spezifisches Gewicht von 0,90 bis 0,96; es enthält freie Baldriansäure neben seinem Kohlenwasserstoff; man verwendet es nur zu medizinischen Zwecken. - Zoll: Gemäß Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Baldriansäure (Valeriansäure, acidum valerianicum); eine in die Fettsäurenreihe gehörige flüssige organische Säure. Man unterscheidet natürliche (Acidum valerianicum e radice) und künstliche B. (Acid. valerianicum artificiale); erstere wird durch Destillation der Baldrianwurzeln mit Wasserdampf dargestellt, wobei gleichzeitig Baldrianöl erhalten wird; letztere, die künstliche, wird aus dem Amylalkohol durch Oxydation mittels chromsaurem Kali und Schwefelsäure gewonnen. Diese beiden Säuren haben zwar die gleiche prozentische Zusammensetzung und die gleiche Sättigungskapazität, auch ist der Geruch bei beiden derselbe, sie sind aber doch nicht identisch, sondern nur isomer. Das spezifische Gewicht ist bei beiden 0,937, dagegen ist das Verhalten gegen das polarisierte Licht ein verschiedenes; ferner liegt der Siedepunkt der aus der Wurzel gewonnenen Säure zwischen 171 bis 173° C., der der künstlichen bei 178° C. In Alkohol und in Äther ist die B. in jedem Verhältnisse löslich, vom Wasser braucht sie etwa 30 Teile zur Lösung. Die aus der Wurzel bereitete B. hat einen ungefähr viermal höheren Preis als die künstliche. Verwendung findet die B. nur zur Bereitung verschiedener baldriansaurer Salze (Valerianate), welche letzteren nur medizinisch benutzt werden. Es sind dies hauptsächlich folgende: (Anmerkung des Editors: Siehe folgende Artikel)