Autorenkollektiv,
Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig,
Dritte Auflage, 1884
Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.
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Bebeerurinde - Benzin
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Beaver'
grün, braun, blau oder schwarz gefärbt und appretiert. Aus
superfeiner Wolle in derselben Weise hergestellte Stoffe
heißen Castorins. Andere
unter dem Namen B. noch vorkommende feinere Stoffe gehören
zur Gattung Velpel. Für
die deutsche Fabrikation ist der Artikel überhaupt von
ziemlicher Wichtigkeit geworden, da er ein ebenso guter
Ausfuhr- wie Inlandartikel ist. - Zoll: Gemäß Tarif im Anh.
Nr. 41 d 5 α, wenn der Flor durch Rauhen hergestellt ist.
Bei den feineren Sorten wird der Flor durch besondere Fäden
gebildet. Tarif Nr. 41 d 6 α. Baumwollener B. Nr. 2 d 3.
Bebeerurinde (Beberurinde,
Bibirurinde, Sipeeririnde, cortex
Bebeeru); jetzt nicht mehr gebräuchlicher Artikel
des Droguenhandels, stammt von Nectaundra
Rodiei, einem Baume Guianas, der auch das unter dem
Namen Greenheart bekannte
Schiffsbauholz liefert; besteht aus flachen, dunkelzimtfarbigen
Stücken von bitterem Geschmack. Das in der B. enthaltene
Alkaloid Bibirin oder
Bebeerin ist nach neueren
Untersuchungen identisch mit dem
Buxin. - Zollfrei.
Behenöl (Behennußöl, Beenöl, oleum
Been, franz. huile de Ben ailé); das fette Öl der Samen eines
auf Martinique und Guadeloupe wachsenden, sowie auch in
Oberägypten und Indien vielfach angepflanzten Baumes,
Moringa pterygosperma oder
M. oleifera. Es gehört
zu den nicht trocknenden Ölen, ist dickflüssig, fast farblos
oder blaßgelb und geruchlos; zeichnet sich dadurch aus, daß
es sich sehr gut hält, ohne ranzig zu werden Es eignet sich
daher sehr gut zum Extrahieren der wohlriechenden Stoffe aus
Blüten u. s. w. - Zoll: Gemäß Tarif im Anh. Nr. 26 a 1 oder 4.
Beifuß (Beibiß, Gänselkraut, lat.
Artemisia vulgaris, frz.
l'armoise commune, engl. Mingwort, Common Wormwood); in ganz
Europa wildwachsendes, sowie auch in Gärten kultiviertes
Kraut oder besser kleiner Strauch, zu den Kompositen gehörig.
Man sammelt die Wurzel im Frühjahre oder Herbste und verwendet
sie getrocknet (nicht abgewaschen, sondern nur durch Bürsten
gereinigt) als Epilepsiemittel unter dem Namen
Radix
Artemisiae; sie hat einen scharfen
Geschmack und unangenehmen Geruch. Die getrockneten Blütenzweige
werden, nachdem die bitterschmeckenden Blättchen ausgezupft
sind, als Gewürze, namentlich zu Gänsebraten verwendet. -
Zoll; Getrocknetes B.kraut gemäß Tarif im Anh. Nr. 25 p 2.
B.wurzeln sind zollfrei.
Beinschwarz heißt die durch Brennen
von Tierknochen unter Luftabhaltung erzeugte, die erdigen
Bestandteile derselben mit enthaltende Kohle besonders dann,
wenn sie für bestimmte Zwecke, wie zur Malerei, zu Wichse,
zum Klären u. s. w. fein gepulvert ist. S. übrigens
Tierkohle.
- Zollfrei.
Belladonna (Tollkirsche, Wolfskirsche,
lat. Atropa Belladonna,
frz. Belladonne, engl. Belladonna-Deadlynighteshade); bekannte,
zu den Solaneen gehörige strauchartige Giftpflanze, wächst in
bergigen Laubwäldern Süd- und Mitteleuropas. Medizinisch
verwendet werden die Blätter und die Wurzel der B. Die
Blätter
(Tollkirschenkraut,
folia Belladonnae,
herba Belladonnae) sollen
zur Blütezeit gesammelt und rasch
↔
getrocknet werden; sie sind dann bräunlich grün, dünn, fast
durchscheinend, eirund ganzrandig, an der Basis verschmälert,
am Ende zugespitzt und besitzen einen schwachen narkotischen
Geruch. Die Wurzel
(Tollkirschenwurzel,
radix Belladonnae) soll
im Juli oder August gesammelt und im ungeschälten Zustande
getrocknet werden; sie besteht aus verschieden langen,
cylindrischen Stücken, meist etwas gedreht, längsrunzelig,
gelblichgrau; bricht kurz und glatt, nicht fasrig, ab. Der
Holzkörper zeigt auf dem Querschnitte zahlreiche Poren; dieser
und die Rinde haben die gleiche weißlichgraue Farbe und sind
durch eine dunklere Linie getrennt. Blätter und Wurzel
enthalten als giftigen Bestandteil ein Alkaloid, das
Atropin
(s. d.); ein anderes ebenfalls darin enthaltenes, das
Belladonnin, kommt nicht
im Handel vor. Da die B. im wilden Zustande nur sehr vereinzelt
vorkommt, wird sie für medizinische Zwecke in einigen Gegenden
Thüringens und des Harzes angebaut. In Apotheken hat man auch
ein aus den Blättern bereitetes
Belladonnaextrakt
(Extractum Belladonnae);
dieses sowohl, als auch Blätter und Wurzel dürfen von den
Droguisten an das Publikum im Kleinhandel nicht abgegeben
werden. - Zollfrei.
Benzin
(Benzinum). Diesen Namen
führte ursprünglich ein aus dem Steinkohlenteer dargestellter
Kohlenwasserstoff, den man zuerst, als man anfing, ihn in den
Handel zu bringen, zur Entfernung von Fettflecken aus Kleidern
benutzte und Brönnersches
Fleckwasser nannte; dieser Kohlenwasserstoff wurde
von anderen auch Benzol
genannt und wird jetzt hauptsächlich zur Darstellung von
Nitrobenzol und Anilin benutzt. Als das amerikanische Petroleum
auf den Markt kam und man durch Rektifikation desselben
verschiedene Flüssigkeiten herstellte, unter denen auch solche
waren, die einem dem B. des Steinkohlenteers ähnlichen Geruch
hatten und, wie dieses, Fett gut lösten, nannte man dieses
Petroleumprodukt ebenfalls Benzin und verwendet es seitdem,
da es billiger, als das Steinkohlenbenzin ist, allgemein als
Fleckenreinigungsmittel. Da aber beide Produkte eine verschiedene
Zusammensetzung besitzen, auch das chemische Verhalten ein
verschiedenes ist, so nennt man das aus dem Petroleum bereitete
Produkt jezt (Anmerkung des Editors: richtig: jetzt)
gewöhnlich Benzin und
dasjenige aus dem Steinkohlentheer
Benzol. Beide Handelsprodukte
lassen sich leicht unterscheiden: Steinkohlenbenzol brennt mit
stark rußender, Petroleumbenzin mit wenig rußender Flamme;
letzteres ist ferner in Alkohol von 90% Trall. unlöslich und
vermag Asphalt nicht aufzulösen, während Steinkohlenbenzol
denselben löst und sich mit starkem Alkohol mischt; endlich
löst sich Steinkohlenbenzol in starker roter rauchender
Salpetersäure klar auf und beim Verdünnen mit Wasser scheidet
sich dann am Boden der Flüssigkeit ein schweres, gelbes,
bittermandelölartig riechendes Öl (Nitrobenzol) ab.
Petroleumbenzin dagegen löst sich nicht in der rauchenden
Salpetersäure und bildet auch kein Nitrobenzol, sondern schwimmt
auf der Säure. Über Petroleumbenzin
vergleiche ferner Petroleum. Das
Steinkohlenbenzin oder
Benzol kommt im Handel
wieder in verschiedenen Graden der Reinheit vor; man
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 46.