Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Berlinerblau'
eine schwefelsaure Eisenoxydlösung oder eine Eisenchloridlösung
an, so erhält man sofort einen dunkelblauen Niederschlag,
braucht also in diesem Falle keine Chlorkalklösung hinzuzusetzen.
Der Niederschlag hält aber auch nach dem Auswaschen immer noch
eine gewisse Menge Kali zurück; wird dieses durch Behandlung
mit einer Mineralsäure entfernt, so erhält man ein reineres und
intensiver gefärbtes Eisencyanürcyanid, welches man
Pariserblau oder auch
Miloriblau nennt; man
erhält es in dunkelblauen Stücken, welche auf dem Bruche einen
kupferroten Metallglanz zeigen, ähnlich dem Indigo. Eine Lösung
dieses Pariserblau in wässriger Oxalsäure wird als blaue Tinte
verwendet. Es läßt sich auch durch sorgfältiges Auswaschen
aller beigemengten Salze ein Blau herstellen, welches sich in
destilliertem Wasser auflöst und
lösliches Berlinerblau
genannt wird; durch Zusatz von etwas Alkohol kann es ausgefällt
werden; man verkauft es in Form kleiner Täfelchen. -
Neublau oder
Waschblau ist Stärkemehl,
welches durch einige Prozente B. hellblau gefärbt ist und zum
Bläuen der Wäsche benutzt wird. Die aufgeführten blauen Farben
(Mineralblau) sind wie auch das mit Stärke versetzte Waschblau
zollfrei. - Zu vergl. Anilinfarben.
Bernstein (Börnstein, Brennstein,
Agtstein, Achtstein, Succinit, lat.
Succinum, Electrum, franz.
Carabé, succin, électre, engl. amber); ein fossiles Harz
vorhistorischer Wälder, war ursprünglich weich, wie Terpentin
(denn es finden sich häufig Insekten darin eingeschlossen),
ist aber durch die so lang andauernde Einwirkung von Druck,
Feuchtigkeit und mäßiger Wärme sehr hart und fest geworden.
Die an B. reichste Gegend ist die Seeküste von Ost- und
Westpreußen, namentlich das Samland nördlich von Königsberg,
und hier findet auch ein regelmäßiger Betrieb der Gewinnung
statt; diese geschieht teils durch Tauchen und Baggern in der
Nähe des Strandes, teils durch Graben oder bergmännischen
Betrieb auf dem Lande. Es finden dort bei diesem Betriebe
außer etwa 150 Tauchern mehr als 2000 Arbeiter Beschäftigung
neben einem Dampfbetrieb von zusammen 750 Pferdekräften. Der
preußische Staat zieht aus dem B.-Regal, welches jedoch nur
in Ostpreußen, nicht aber in Westpreußen Geltung hat, jährlich
circa 450000 Mark Pacht. Die Ausbeute ist namentlich beim
Baggern, Tauchen und Graben in den Strandbergen außerordentlich
verschieden und in den letzten Jahren zuweilen sehr gering
gewesen, so daß man in letzter Zeit sich mehr auf die
bergmännische Gewinnung in dem eigentlichen bernsteinführenden
Flötz (ein glaukonitischer Sand) legte. Durch Baggern wird
das beste Resultat noch im kurischen Haff erhalten, wo mit 12
Dampfbaggern und 3 Handbaggern jährlich gegen 35000 k Bernstein
gewonnen wurden; die Gräberei im Samlande soll 15000 k liefern.
Auch an den Küsten von Livland, Kurland, Mecklenburg, Holstein
und Dänemark findet sich vereinzelt B., ferner auch in
↔
Schlesien, Galizien, Rumänien, Sicilien, Spanien, Grönland,
Kamtschatka und China. - Der B. ist sehr verschieden in seiner
äußeren Erscheinung, man hat durchsichtigen, trüben und
undurchsichtigen, weißlichgelben, hellgelben bis dunkelgelben
und braunen, der Glanz ist glasartig, die Größe und Gestalt
der Stücke sehr verschieden. Man sortiert ihn nach Größe, Farbe
und Schönheit in sehr viele Sorten, bevor er in den Handel
kommt; Hauptsorten sind: Sortimentsteine,
Tonnensteine,
Grundstein,
Firnißsteine und
Schlick oder
Schluck. Der Wert variiert
von 66 Mk. pro ½ Kilo bis herab zu 40 Pfennigen; einzelne große
Prachtstücke werden mit 1200 bis 1800 Mk. bezahlt. Der deutsche
B., der hauptsächlich den Markt beherrscht, geht teils verarbeitet,
teils roh in den Handel und außer Landes. Der Haupthandelsplatz
für B. ist seit langen Zeiten Danzig, hier wird auch viel
verarbeitet, nächstdem Memel, Königsberg und Stolpe; große
Mengen gehen nach Konstantinopel und Paris, wo jetzt sehr
schöne Schmucksachen daraus gefertigt werden. Die Verarbeitung
erfolgt mittels Schnitzen und Raspeln, sowie auch mit der
Drehbank. Man fertigt aus dem B. Pfeifen- und Zigarrenspitzen,
Broschen und verschiedene andere Schmuck- und Kunstsachen.
Die kleinen Stückchen und Abfälle werden zur Bereitung von
Bernsteinlack und Bernsteinsäure, sowie auch zum Räuchern
verwendet. Nicht selten werden Nachahmungen, aus einem Gemische
von Kopal, Terpentin und Kampfer, für echte Bernsteinwaren
verkauft. Man kann solche Falsifikate, die der echten Ware
oft sehr ähnlich sind, leicht von dieser unterscheiden; man
braucht nur einen solchen Gegenstand in Äther zu tauchen, der
echte B. wird hierbei kaum angegriffen, während der unechte
schon nach wenigen Augenblicken die Politur verliert, sich fettig
anfühlt und bald so erweicht, daß man ihn schon mit dem
Fingernagel abkratzen kann. Auch beim Erwärmen auf einer heißen
Ofenplatte fängt der unechte schon nach einigen Minuten an
zu schmelzen, während der echte erst in viel höherer Temperatur
, bei 280° C., unter anfangender Zersetzung schmilzt. - Roher
B. ist zollfrei, Bernsteinwaren s. unter Nr. 20 b 1. Zolltarif
im Anhange.
Bernsteinöl (Agtsteinöl,
oleum Succini); ein
dunkelbraunes, grünlich schillerndes, unangenehm riechendes
ätherisches Öl, welches als Nebenprodukt bei der Bereitung
der Bernsteinsäure aus Bernstein gewonnen wird und früher
medizinisch verwendet wurde. Für den gleichen Zweck hatte
man auch ein gereinigtes, über Holzkohle destilliertes B.,
Oleum Saccini rectificatum
(Anmerkung des Editors: richtig: Oleum Succini rectificatum),
welches weniger unangenehm riecht und eine blaßgelbe Farbe
besitzt; jetzt wird das B. nur selten noch benutzt. - Zoll:
S. Tarif im Anh. Nr. 5 a.