Schnellsuche:

Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Blei

56

Blech - Blei

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Blech'

der verschiedenen spezifischen Gewichte möglich. - Zinkblech, zu Dacheindeckungen 1-1,5 mm dick und zu den verschiedensten Klempnerarbeiten 0,3-3 mm dick. Blankes Zink oxydiert rasch, aber die entstandene Schicht schützt äußerst wirksam vor weiterer Oxydation; Zinkblech ist deshalb vorzüglich zur Herstellung von Wassergefäßen geeignet. - Zinnblech. Die mit wenig Ausnahmen sehr dünnen Zinnbleche führen den Namen Stanniol oder Zinnfolie. Verwendung zu Flaschenkapseln, zum Einwickeln von Seife, Chokolade, Thee, Tabak etc.; zum Belegen der Spiegel (Spiegelfolie). Bei Herstellung der Folien werden dickere gegossene Platten zunächst zu dünnen Blechen ausgewalzt. Eine große Anzahl dieser schichtet man aufeinander und streckt den Stoß unter Hämmern aus bis zu einer Dicke von 0,01 mm. Durch fortgesetztes Schlagen lassen sich die Blätter bis auf 0,00066 mm Dicke bringen (Unechtes Blattsilber). Für Kartonage- und Luxus-Papeterie-Arbeiten erhält das Stanniol vielfach einen Überzug von gefärbtem Hausenblasenleim, welcher durch eine dünne Kollodiumhaut luftbeständig gemacht wird. - Dickere Z. finden zuweilen Verwendung zu Gefäßen für Färbereien, Apotheken, Spirituosenhandlungen, endlich im Notendruck. - Bleiblech; durch Auswalzen von Platten erhalten. Die dickeren Sorten (bis 8 mm dick) finden Verwendung zu chemischen Apparaten, Dachdeckungen. Sie kommen in Rollen in den Handel (Rollblei). Die dünnen Sorten, welche hauptsächlich zum Verpacken des Schnupftabaks verwendet werden, führen die Bezeichnung Tabakblei und werden in Buschen oder Päcken verkauft. Da das reine Blei der Einwirkung der im Schnupftabak enthaltenen Beizen unterliegt und die Bleisalze alle sehr giftig sind, so verzinnt oder plattiert man die Bleiplatten vor dem Auswalzen mit Zinn. Der Zinnüberzug schützt das Blei vor rascher Zerstörung. - Silber-, Gold-, Platinblech. Silber- und Goldbleche von größerer Dicke werden fast nur zur Münz- und Medaillenfabrikation hergestellt durch Auswalzen flacher gegossener Stäbe (Zaine). Die von Silber- und Goldwarenfabrikanten verwendeten Bleche sind meist unter 1 mm dick und werden durch Ausschmieden und Glattwalzen gegossener Stäbe erzielt. Die feinsten Gold- und Silberbleche (Geschlagenes Gold und Silber, Blattgold, Blattsilber) entstehen durch Schlagen mit Hand- oder mechanischen Hämmern. Feinstes Blattgold 0,000125 mm dick; feinstes Blattsilber 0,0002225 mm dick. Verwendung derselben zum Vergolden und Versilbern von Leisten, Bilder- und Spiegelramen etc. Platinablech, ebenfalls durch Schmieden und Walzen hergestellt, findet in chemischen Industrien und Laboratorien vielseitige Verwendung zu Koch- und Glühgefäßen. Silber- und Goldbleche werden zuweilen damit plattiert. - Messing- und Tombakblech. Bei dem Verlassen der letzten Walzen haben beide Bleche grauschwarze Farbe, welche in vielen Fällen verbleibt (Schwarzes M. oder T.). Durch Beizen und Schaben auf einer oder beiden Seiten entsteht ↔ das hohen Glanz besitzende geschabte M. oder T. An die Stelle des Schabens tritt häufig trockenes Abschmirgeln. Die stärksten Bleche kommen in ebenen Tafeln in den Handel (Tafel-M. oder T.); die schwächsten werden dicht zusammengerollt (Roll-M. oder T.), stärkere einige Male umgebogen und flach zusammengelegt (Bug-M.). Die dünnste Sorte (Rauschgold 0,011-0,0154 mm dick) entsteht durch Auswalzen, Abbeizen und Schlagen wie bei Blattgold. Schiffblech, aus schmiedbarem Messing glühend ausgewalzt, dient zum Beschlagen der Seeschiffe. Tombakblech wird vielfach mit Goldblech plattiert oder vergoldet zur Herstellung unechter Schmucksachen. Argentanblech-, Pakfongblech-, Neusilberblech findet ausgedehnte Verwendung zu Eß- und Trinkgeschirren etc. Es ist dem Silber in Farbe sehr ähnlich und läßt sich sehr gut versilbern. Verschwindet bei Abnutzung das Silber, so kommt die nicht auffallende Farbe des A. zum Vorschein; die Gegenstände werden nicht wie bei versilbertem Kupfer schamrot. Das feinste Argentanblech führt die Bezeichnung Rauschsilber. - Britanniametallblech; ebenfalls vielfach benutzt zur Herstellung gedrückter Eß- und Trinkgeschirre, Leuchter etc. Dient auch zur Herstellung der Meßtrommeln in den Gasuhren. Desgl. Nickelblech (s. d.) - Zoll: Schwarzblech aus Eisen, Stahlblech s. Tarif im Anh. Nr. 6 c 1; Weißblech Nr. 6 c 2; Kupferblech Nr. 19 b, dgl. plattiertes Nr. 19 c; Zinkblech Nr. 42 b; Zinnblech Nr. 43 b; Bleiblech Nr. 3 b. Vgl. Blattmetalle. Bleche aus Edelmetallen Nr. 20 a.

Blei (lat. Plumbum, franz. Plomb, engl. Lead); dieses seit alten Zeiten bekannte Metall kommt in ungebundenem oder gedigenem Zustande nur äußerst selten in der Natur vor und hat dann nur ein rein mineralogisches Interesse; alles B., welches technisch verwendet wird, gewinnt man aus den Bleierzen oder natürlichen Verbindung des Bleis. Von diesen sind es aber auch nur wenige, die so häufig vorkommen, daß man sie zur Gewinnung von B. verwenden kann. Es sind dies der Bleiglanz und das Weißbleierz. Der Bleiglanz oder Galenit ist ein ziemlich häufig vorkommendes Mineral; er ist seiner chemischen Zusammensetzung nach Schwefelblei (Bleisulfid) und enthält 86,6% metallisches Blei, oft auch bis zu 1% Silber und Spuren von Gold. Der Bleiglanz ist hart und spröde, besitzt eine ausgezeichnete hexaedrische Spaltbarkeit, starken Glanz und eine bläulichgraue Farbe. Er bildet unter dem Namen Glasurerz einen Handelsartikel, da er zuweilen anstatt Bleiglätte zur Glasur ordinärer Töpferwaren verwendet wird; Bleiglanz findet sich namentlich im Erzgebirge, Oberharze, Oberschlesien (Tarnowitz), im Schwarzwalde, in Böhmen (Przibram), Kärnthen (Bleiberg und Raibel), Spanien, England u. s. w. Nächst dem Bleiglanz ist das Weißbleierz (Cerussit, Bleikarbonat) das verbreitetste Bleierz; man findet es teils in nadeiförmigen Kristallen, teils derb, körnig und dicht, zuweilen auch erdig (Bleierde), es besitzt eine weiße oder grauweiße Farbe und besteht aus kohlensaurem Bleioxyd. Man kennt es zum Teil

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 57.