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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Dotter; Drachenblut; Dragees; Dragunkraut; Draht

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Dotter - Draht

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Dosten'

Die gleiche Verwendung haben Kraut und Öl des Cretischen Dostens (Origanum creticum), der, sehr uneigentlich auch spanischer Hopfen genannt, in Griechenland und Kleinasien einheimisch ist und von dort eingeführt wird, hauptsächlich zur Gewinnung des ätherischen Öls, welches als spanisches Hopfenöl (Oleum Origani cretici) gegen Zahnweh dient. Man verkauft auch unter demselben Namen Origanum smyrnaceum. Das spanische Hopfenöl ist in zwei Qualitäten, à 2 und 20 Mk. das Kilo im Handel. Das gewöhnliche Dostenöl kostet 17 Mk. p. Kilo. - Dostenkraut ist zollfrei. Dostenöl wird gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a verzollt.

Dotter (Leindotter, Flachsdotter, Finkensame, Dotterlein, Camelina sativa, engl. gold of pleasure), einheimische, auf Äckern unter Flachs und andern Saaten oft wild wachsende einjährige Pflanze aus der Familie der Kreuzblütler, die als Ölpflanze, ziemlich häufig, angebaut sichere und ergiebige Erträge gibt, nicht von Insekten leidet und Kälte verträgt, daher zeitig im Frühjahr gesät werden kann. Die Pflanze hat einen eckigen rauhen Stengel, lange Trauben kleiner blaßgelber Blüten und birnförmige Schötchen mit länglich dreieckigen rötlichen Samen. Die Ernte fällt in der Regel in den August; die Pflanzen werden auf Haufen getrocknet und dann die Samen ausgedroschen. Man erntet von der Hektare 900-1000 Kilo Samen und gewinnt von 5 Maßteilen desselben 1 Maßteil hellgelbes Öl, das anfänglich etwas bitter schmeckt, nach einiger Zeit aber durch Abklären zu Speiseöl tauglich wird. In Lampen für sich gebrannt gibt es eine etwas düstere Flamme; häufig aber wird es als Zumischung von Rüböl benutzt. Da es zu den trocknenden Ölen gehört, so gebraucht man es auch zu Firnissen. Der Anbau des D. wird am stärksten in den Niederlanden, doch aber auch in mehreren Gegenden Deutschlands, Belgiens, Österreichs und der Türkei betrieben, die Dottersaat an vielen Produktenmärkten mit verhandelt. Anbau im Deutschen Reich 2246 ha zus. 17638 m Ztr. Körner. - Zoll s. Tarif im Anh. Nr. 9 g; Dotteröl Nr. 26 a 4, bezw. 26 a 1 (in Flaschen).

Drachenblut (Sanguis draconis, frz. sang dragon, engl. dragons blood). Unter diesem Namen sind spröde, geruch- und geschmacklose, dunkel blutrote, gepulvert lebhaft zinnoberrot erscheinende harzige Massen seit langer Zeit im Handel. Die gebräuchlichste Sorte ist die ostindische und scheinen andre Sorten, die auch geringerer Qualität sein sollen, selten oder gar nicht in den Handel zu kommen. Diese Masse stammt von einer in Hinterindien und auf den Molukken heimischen Rohrpalme, Daemonorops Draco oder Calamus Draco, einer nahen Verwandten derjenigen, von welcher das sog. spanische Rohr kommt, und zwar von den nußgroßen Früchten derselben, welche eiförmig gerundet und mit einer Fruchthülle umgeben sind, die aus nach rückwärts gerichteten dachziegelförmig übereinander liegenden Schuppen besteht, zwischen denen das Harz freiwillig in Tropfen ausschwitzt und sich verdickt, während es im Innern in flüssigem Zustande enthalten ist. Diese Tropfen bilden das D. in Körnern oder Thränen ↔ (Sanguis draconis in lacrimis), die feinste, aber selten vorkommende Sorte. Gewöhnlicher ist die Sorte in Stangen (Sanguis draconis in baculis), durch Zusammenkneten erhalten, fingerdick, einzeln in Palmblätter eingewickelt, an Qualität gleich, eine andre in Tafeln geformt. Am geringsten im Wert und am häufigsten kommt das D. in Massen vor (Sanguis draconis in massis), unregelmäßige Stücke, mit viel Unreinigkeiten, durch heißes Auspressen oder Auskochen der Früchte gewonnen. Die feinste Ware soll sich vollständig in Weingeist auflösen; die Sorte in Massen hinterläßt hierbei viel Rückstand, die Auflösung selbst weicht indes kaum von der der feinern Sorten ab. Das Harz dient besonders zum Rotfärben von Spirituslacken für Holzwaren, Saiteninstrumente, Möbel, auch in der Malerei, zum Färben von Stein, Horn u. s. w. und als Zusatz zum Vergoldergrund. Offizinell wird es verwendet unter Pflaster und, wegen seines Gerbstoffgehalts, als Bestandteil von Zahnpulvern. Das kanarische oder afrikanische D. von Dracaena Draco kommt jetzt nicht mehr in den Handel. - Zollfrei.

Dragees, Zuckerschrot, heißen Conditorwaren, aus mit einer Zuckerhülle umgebnen Mandeln, Nußkernen, Anis, Fenchel, Koriander, Kümmel etc. Größe und Form, sowie Zuthaten von ätherischen Ölen und andern Gewürzen, Fruchtsäften etc. sehr mannigfaltig. Öfter wird die Ware auch noch gefärbt. - Einfuhrzoll s. Tarif im Anh. Nr. 25 p 1.

Dragunkraut, (Esdragon, Dragonell, lat. herba Dracunculi, frz. l'estragon, engl. Tarragon), ist eine Art Beifuß, der in Sibirien und Südeuropa wild wächst, bei uns in Gärten zum Küchengebrauche, zum Würzen von Speisen gezogen, auch mitunter als Handelspflanze (um Altenburg, Nürnberg, Erfurt) im größern Maßstabe angebaut wird. Die in den Handel einschlagende Verwendung ist die zur Herstellung eines aromatischen Essigs (Esdragonessig), der in den Senffabriken zur Bereitung einer Senfsorte (à l'estragon) benutzt wird. Auch Esdragonöl (Oleum Dracunculi) ist im Handel und kostet 100 M. pro Kilo. - Zoll: Dragunkraut gemäß Tarif im Anh. Nr. 25 p 2; Dragunöl Nr. 5 a; Dragunessig Nr. 25 d 1 bezw. 2.

Draht (frz. fil de metal, engl. wire). Ein nicht geringer Teil der zur Verarbeitung gelangenden Rohmetalle wird in Form von Draht gebracht, der dann in den verschiedensten Dimensionen zu sehr mannigfachen Zwecken weiter verarbeitet wird. Die gewöhnlichen Handelssorten des D. haben Kreisquerschnitt; geringe Bedeutung besitzen die Façon-Drähte mit Dreiecks- Rechtecks- Quadratquerschnitt, oder halbrundem, sichelförmigem, stern- und rosenförmigem Querschnitt u. a. m. Die Formung des Drahtes geschieht meist durch Ziehen; das zugespitzte Ende eines D. wird durch ein in einer Stahlplatte vorhandenes Loch, welches sich nach der Eintrittsseite trichterförmig erweitert, gesteckt und mit einer Zange gefaßt, welche durch Elementarkraft fortbewegt wird. Der kleinste Durchmesser des Ziehloches

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 98.