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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Fischbein

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Fisch - Fischbein

betrug diese 96100 Ztr. Fische und Flußkrebse zu 21 und 117000 Ztr. unbenannte Fische zu 30 Mk., 8980 Ztr. Schaltiere aus der See zu 49.5 Mk., 778123 Ztr. Heringe zu 36 Mk. und 4371 Ztr. Kaviar und Surrogate zu 240 Mk., zus. 33.3 Mill. Mk.; die Ausfuhr war 79800 Ztr. Fische etc. zu 21 und 12000 Ztr. zu 36 Mk., zus. 2.075 Mill. Mk., die Mehreinfuhr also 31.225 Mill. Mk., zus. der Umsatz 35.37 Mill. Mk. Über den Binnenhandel fehlen die Zahlen; das Erzeugnis der Fluß- und Binnenlandseefischerei findet meist lokalen Absatz, obschon einzelne Fischarten weithin gesendet werden, z. B. Aale, Rheinlachse, Forellen etc. Auch die Seefische gehen jetzt weit in das Land, finden aber hauptsächlich an den Küsten ihre Verwendung. Die Städte an der See oder in deren Nähe haben alle besondre Fischmärkte mit reicher Auswahl von Ware und täglicher Ausstellung, im Binnenland liegt der F.-handel meist in Händen der Fischer und gibt es nur wenige Fischhandlungen mit Verkauf en gros. Der Eisenbahnverkehr hat auch dem F.-handel weitere Ausdehnung ermöglicht; der Überfluß der Seefische kommt jetzt bis in die kleineren Städte; zum Transport dienen besondre Waggons oder besondre Behälter mit Eisverpackung, um, was für Fische wesentlich ist, die Ware frisch liefern zu können. In die Küstenstädte kommen die Fische direkt durch die Fischer in den Fischerbooten und werden auch aus solchen verkauft. Der Fisch läßt sich nicht lange aufbewahren; lebende Binnenlandfische werden per Achse in Fischfässern transportiert; bei 550 l Inhalt besetzt man solche bei kaltem Wetter mit 2-2½ Ztr. Karpfen, oder 2 Ztr. Hecht, oder 1½ Ztr. Zander oder 25-30 St. Streichkarpfen; das Faß wird halb, für Zander und Barsche ganz gefüllt wegen der Stachelflossen der Tiere, welche sonst Verletzungen bringen können; für weiten Transport muß bei Wärme Eis und Einblasen von Luft unterwegs angewendet werden. Im Kleinen kann man wertvolle Fische in ausgehöhltem Brod oder in befeuchtetem Moos oder in frischem Klee versenden; sie halten sich auf diese Weise mehrere Tage lang. Bei der Teichfischerei findet der Hauptverkauf bei dem Ausfischen statt, Ende Oktober und November bei kühlem Wetter, aber nicht bei Frost; am Rande werden Bottiche mit frischem Wasser aufgestellt zur Aufnahme des Fanges. Die Transportfässer werden, wie oben beschrieben, gefüllt, der Käufer muß an Ort und Stelle die Verpackung vornehmen und den Absatz voraus wissen, da der Fisch sich nicht hält. In Handlungen und auf Märkten werden die Fische lebend und ausgeschlachtet zum Verkauf ausgestellt; behufs längerer Aufbewahrung hat man Fischbehälter im fließenden Wasser; Hechte, Zander, Barsche und Forellen werden in den Behältern gefüttert; diese sind von Holz, Fischkasten, und von Mauerwerk; der Boden muß für Karpfen Letten, für Zander Sand, für Forellen Stein sein. Im Handel unterscheidet man: See-, Fluß-, Bach-, Teichfische; die letzteren müssen vor dem Gebrauch längere Zeit in reinen Wasser bewahrt werden, um den Erdgeschmack zu verlieren. Die Fluß- und Teichfische unterscheidet man in schuppigte und glatte. Eingesalzene und marinierte Fische, auf dem Roste gebraten, mit Öl bestrichen, in Essig, Salz, Gewürze, Kräuter und Lorberblätter gelegt, oder frisch, mit Salz vermischt, eingepackt, sind besonders Lachs, Thunfisch, Stör, Aal, Sardellen, Heringe, Bricken etc. Getrocknete Fische, eingesalzen und gedörrt, sind Stockfisch, Platteise, Dorsch etc. Geräuchert werden besonders Aale und Heringe. Wertvollere Fische kommen in Büchsen in den Handel. Die wichtigsten Fische sind in Bedeutung, Fang, Aufbewahrung etc. besonders beschrieben worden. Frische Fische sind zollfrei. Vgl. sonst Nr. 25 g 2, 25 k u. 25 p 1 des Zolltarifs.

Fischbein (Walfischbarden, frz. baleine, engl. Whale bone, Whale fins); ein Stoff, der wegen vieler guter Eigenschaften, wie Leichtigkeit, Biegsamkeit und Elastizität, Festigkeit und lange Dauer zu einer Menge von Anwendungen vorzüglich passend ist und einen viel größeren Verbrauch haben könnte, wenn er nicht zunehmend seltener und teurer würde. Die großen Seesäugetiere, welche den Stoff und dazu noch Mengen von Thran liefern, sind zu wertvolle Beutestücke, als daß nicht fortwährend eifrige Jagd auf sie gemacht werden sollte, in deren Folge sie denn natürlich immer mehr abnehmen und über kurz oder lang notwendig der gänzlichen Ausrottung verfallen müssen. Auf vielen alten Jagdplätzen werden Wale schon nicht mehr oder nur selten angetroffen, so bei Grönland, Spitzbergen, Nowaja Semlja. Dagegen wird in der Hudsonsbai noch mit Erfolg gefischt, desgleichen in der Behringsstraße und den benachbarten Gewässern. Schon lange hat man die Jagden auch gegen den Südpol hin ausgedehnt, aber der Fang ist dort durch alle Verhältnisse schwieriger und unsicherer gemacht; zudem sind die Südwale (Balaena australis) auch kleiner und haben weniger gutes, daher auch geringer bezahltes F. als die nördlichen (B. mysticetus, der gemeine Walfisch und Balaenoptera, der Finnfisch). Der gemeine Wal wurde früher in enormer Größe, bis zu 30 m Länge gefunden und gefangen. Ein solches Prachtthier würde etwa 30000 kg Thran und 20-2500 kg Fischbein liefern und nach jetzigen Preisen etwa 39000 M. wert sein. Heute begnügt man sich gern mit Tieren von 18 m, die 10000 kg Thran und 750 kg Barten geben. Die Barten der Wale sind lange sensenartige Platten, die im Oberkiefer des Tieres eingereiht sind und sich in Vertiefungen des Unterkiefers einsenken. Obwohl an Stelle der Zähne stehend, sind sie doch offenbar nicht zum Kauen eingerichtet, bilden vielmehr in ihrer Gesamtheit eine riesenhafte Falle, welche das Tier schließt, wenn es eine Menge der kleinen Seetiere, die ihm zur Nahrung dienen, samt dem Wasser in seinen Rachen aufgenommen hat. Das Wasser entweicht dann durch die Zwischenräume der natürlichen Reuse, während das Futter innen bleibt, zu welchem Zwecke die Barten noch einen Besatz von borstigen Fasern haben. Die Größe der Barten ist der des Tieres proportioniert, sodaß aus den Dimensionen der Hauptbarten auf die des ganzen Tieres geschlossen werden kann. Die längsten befinden