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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Gold

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Gold - Gold

Weißen betriebenen Werke, sondern das Metall kommt als Staub in Beutelchen oder Federkielen, oder zu Ringen u. dgl. verarbeitet an die Küsten. Europa ist, mit Ausnahme Österreichs, an G. ganz verarmt und es klingt uns wie Fabel, daß früher an vielen Orten am Fichtelgebirge, Thüringerwald, in Schlesien, Böhmen G. gewaschen worden. Noch heute wäre dies nicht unmöglich, aber es lohnt nicht mehr. In der Gegend von Goldberg und Löwenberg ziehen sich goldführende Sandlager auf mehrere Quadratmeilen unter der Ackerkrume hin, nur ist des Goldes zu wenig oder des Sandes zu viel. Nicht viel besser steht es mit unsern goldführenden Flüssen. Der Rhein in seinem oberen Laufe, die Donau und ihre größeren Zuflüsse führen G. in ihrem Sande, das im ersteren Flusse ein 13 Milliontel des Sandes betragen soll. Das Ausbringen eines so winzigen Bruchteils wirft immer nur einen gewöhnlichen Taglöhnerverdienst ab, daher sich auch nur ganz wenig Leute, am meisten wohl noch Zigeuner in Siebenbürgen und Ungarn, auf dieses ohnehin nur im Sommer zu betreibende Geschäft verlegen. Doch wird auch auf bergmännische Weise in Österreich neben Silber etc. G. gewonnen, wovon Siebenbürgen und nächstdem Ungarn das Meiste liefern, während auch einiges aus Salzburg und Tirol hinzukommt. Deutschland selbst erntet G. nur als kleinen Nebengewinn bei Verhüttung von schwefligen Kupfer-, Blei- und Arsenikerzen so namentlich in Schlesien, im Erzgebirge und im Harze. - Die Goldproduktion der verschiednen Länder der Erde wird, soweit sie überhaupt bekannt ist, für die letzte Zeit auf jährlich 568000000 Mk. angegeben, hiervon entfallen auf

Millionen Mk.

Australien (Festland) 190

Neuseeland und andre Inseln 40

Brittisch Kolumbien 4,8

Neuschottland und Kanada 0,8

Vereinigte Staaten 180

Mexiko 4,4

Kolumbien und Venezuela 12,6

Französisch Guyana 9,8

Brasilien 5,6

Russisches Reich 104

Ungarn 4

Afrika 8

Andre Länder 4

Summa 568 Mill. Mk.

Die Goldproduktion im Deutschen Reiche wird für 1880 auf 1179383 Mk. angegeben; leider sind hierbei noch einige Werke mit ihren Angaben im Rückstand. - In seltenen Fällen wird das G. in beträchtlichen soliden Klumpen gefunden; der größte australische wog 74 kg. Das meiste ist Waschgold in kleinen und kleinsten Partikeln. Wenn dieses im rohen Zustande in den Verkehr kommt, ist es noch sehr unrein und sein Wert zweifelhaft. Meistens wird daher der durch das Waschen erhaltene Bodensatz bald amalgamiert, d. h. mit Quecksilber vermischt, welches das G. aus den fremden Substanzen aufnimmt. Durch Abdestillieren des Quecksilbers in eisernen Retorten erhält man dann das Quecksilber wieder, während das G. zurückbleibt. Ebenso verfährt man mit gemahlenem goldhaltigen Gestein und es gereichte der kalifornischen Goldgewinnung zum großen Aufschwunge, als das dazu nötige Quecksilber unverhofft in der Nähe gefunden wurde und nicht mehr aus Spanien geholt zu werden brauchte. Goldhaltige Schwefelkiese werden ebenfalls meistens gepocht, gemahlen und amalgamiert, zuweilen auch das G. durch Chlorwasser ausgezogen. Aus Blei- und Kupfererzen endlich, wenn sie neben Silber etwas G. enthalten, arbeitet man nur auf das erstere und erhält dadurch eine Legierung von beiden, die dann durch die Scheidungsarbeit getrennt wird. Alles hüttenmännisch aus den Erzen andrer Metalle gewonnene G. kommt in der Regel wegen des mühsamen Ausbringens sehr teuer zu stehen, zumal da es neben dem gewöhnlichen Silbergehalt auch noch etwas Antimon, Zinn und Blei enthalten kann, von denen es befreit werden muß, da schon 1/2000 dieser unedlen Metalle hinreicht, die Dehnbarkeit des Goldes stark zu beeinträchtigen. Man schmilzt daher das G. mit Borax und Salpeter, wodurch die fremden Metalle (Silber ausgenommen) oxydiert werden und mit den Salzen eine obenschwimmende Schlacke bilden. Das Silber muß dann in den meisten Fällen auch noch abgeschieden werden, wozu man sich früher der Salpetersäure, jetzt der Schwefelsäure in nachstehender Art bedient. Die in neurer Zeit entstandenen Scheide- oder Affinieranstalten, deren es in Paris, Hamburg, Frankfurt a. M., München, Wien, Petersburg gibt, zerlegen alte Silbermünzen und Geräte in Silber, Kupfer und G., und liefern somit einen dauernden kleinen Beitrag zur Vermehrung des letzteren. Das goldhaltige Silber wird erst geschmolzen und durch Eingießen in kaltes Wasser gekörnt, dann in gußeisernen oder Platinkesseln durch heiße Schwefelsäure gelöst, wobei die entstehenden Dämpfe von schwefliger Säure gleich wieder in Bleikammern geleitet und in Schwefelsäure zurückverwandelt werden. Die Säure löst das Silber und das demselben immer zugesetzte Kupfer auf, während das G. als braunes Pulver übrig bleibt. Das so erhaltene Scheidegold ist wegen eines Rückhalts an Silber und eines häufig vorkommenden kleinen Platinagehalts noch einer besondren Reinigung zu unterwerfen. In die Lösung von Silber und Kupfer werden Kupferplatten gestellt, welche alles Silber als weiße schwammige Metallmasse ausfällen und dafür Kupfer abgeben, sodaß schließlich die Lösung nur noch aus schwefelsaurem Kupferoxyd, also Kupfervitriol besteht, welcher kristallisiert eine sehr reine, leicht absetzbare Ware bildet. Auch das gefällte Silber ist so rein, daß es größtenteils auf Höllenstein für die Photographie verarbeitet wird. Diese Scheidungsmethode ist auch dann noch mit Vorteil anwendbar, wenn die Goldausbeute nur 1/10% beträgt. Ein andres, in neurer Zeit aufgekommenes Affinierverfahren zur Scheidung von G. und Silber besteht darin, daß man in die geschmolzne Metallmischung Chlorgas leitet (mittels eines Thonrohres). Das geschmolzne Silber verbindet sich mit dem Chlor zu Chlorsilber, während das G.